Eine McKinsey-Studie zeigt, dass in Deutschland, aber auch in anderen Ländern, viele den Kauf ihres Elektroautos bereuen. Das hat vor allem einen Grund.
Düsseldorf - Das Elektroauto hat in Deutschland einen schweren Stand. Das zeigt auch die Statistik des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA). Danach wurden im Mai rund 29.700 Pkw mit batterieelektrischem Antrieb (BEV) neu zugelassen. Das waren 30,6 Prozent weniger als im selben Monat des Vorjahres und etwa so viele wie im April 2024.
Jeder vierte Elektroauto-Fahrer will wieder zurück zum Verbrenner: Deutschland liegt im Mittelfeld
Für den Erfolg von Elektroautos ist es wichtig, nicht nur neue Kunden zu gewinnen, sondern auch diejenigen zu halten, die bereits einen Stromer fahren. Letzteres scheint jedoch nicht so einfach zu sein, wie die neue Studie „Mobility Consumer Pulse“ von McKinsey zeigt.
Demnach will zwar eine große Mehrheit der E-Autofahrer auch in Zukunft bei dieser Antriebsart bleiben. Aber immerhin 24 Prozent wollen sich beim nächsten Autokauf wieder einen Verbrenner zulegen. Deutschland liegt damit im Mittelfeld. Am höchsten ist der Anteil in Australien mit 49 Prozent, gefolgt von den USA mit 46 Prozent. Selbst in China mit seinem großen Anteil an Elektroautos liegt er mit 28 Prozent höher.
Jeder vierte Elektroauto-Fahrer will wieder zurück zum Verbrenner: Was sind die Hauptgründe?
Hauptgrund für den erneuten Kauf eines Verbrenners sind mit 47 Prozent die als zu hoch empfundenen Gesamtbetriebskosten der E-Autos, wie die Automobilwoche berichtet. Mit 27 Prozent folgt die unzureichende Ladeinfrastruktur. Das durch das E-Auto veränderte Reiseverhalten auf langen Strecken liegt mit 26 Prozent dicht dahinter.
Bei der Reichweite sind die Deutschen anspruchsvoller als der weltweite Durchschnitt. Während man hierzulande mit einem E-Auto mit einer Ladung 500 Kilometer weit kommen will, sind es im weltweiten Durchschnitt 469 Kilometer. Damit liegt die globale Erwartung an die Reichweite laut McKinsey rund 30 Prozent über der tatsächlichen durchschnittlichen Reichweite auf dem Markt heute.
McKinsey-Studie zur E-Mobilität: Das Interesse an Elektroautos sinkt
„Ein wesentlicher Grund für die Unzufriedenheit einer Minderheit der E-Auto-Fahrer:innen ist die Ladeinfrastruktur, die als noch nicht ausreichend wahrgenommen wird. Dies gilt vor allem für Schnellladepunkte auf der Mittel- und Langstrecke“, erläutert Felix Rupalla, Senior Asset Leader bei McKinsey und einer der Leiter der Konsumentenbefragung, das Ergebnis gegenüber der Automobilwoche. Solche Fahrten über lange Distanzen würden in den meisten Fällen zwar nur einige Male im Jahr gemacht, aber die Lücken im Ladenetz wögen hier überproportional.
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Bei den deutschen Umfrageteilnehmern, die noch kein Elektroauto gekauft haben, ist das Interesse an Elektroautos in den vergangenen zwei Jahren gesunken. 29 Prozent der Befragten, die derzeit kein elektrifiziertes Auto fahren, können sich vorstellen, als nächstes ein BEV-Modell oder einen Plug-in-Hybrid (PHEV) zu kaufen. Bei der letzten Befragung im Dezember 2022 lag dieser Anteil noch bei 34 Prozent.
McKinsey „Mobility Consumer Pulse“-Studie
Für die Studie hat McKinsey einen Katalog von über 200 Fragen entwickelt, die bis Februar von über 30.000 Personen in 15 Ländern, die 80 Prozent des weltweiten Automobilabsatzes repräsentieren, beantwortet wurden. In Deutschland nahmen rund 4.350 Personen teil.
McKinsey-Studie zur E-Mobilität: Viele Deutsche können sich Kauf eines chinesischen Modells vorstellen
Ein überraschendes Ergebnis der Studie ist, dass das Interesse an Elektroautos aus China in Deutschland größer ist als im europäischen Durchschnitt. So würden hierzulande 30 Prozent der Elektroautobesitzer und explizit an E-Autos Interessierten als nächstes ein Auto eines chinesischen Herstellers kaufen. Europaweit geben dies 27 Prozent der Befragten an.
„Vor allem das Versprechen großer Reichweite, innovativer Technologien sowie generell guter Wertigkeit zu einem im Vergleich niedrigeren Preis spricht die Kund:innen hier an“, begründet Rupalla dieses Ergebnis in der Automobilwoche. Dabei sei das Angebot der etablierten Hersteller aber nicht grundsätzlich schlechter.