Rüstungs-Gigant mischt sich in Elektromobilität ein – Laden wir Autos künftig am Bordstein auf?

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Deutschland versucht, die Elektromobilität voranzutreiben. Ein Pilotprojekt von Rheinmetall soll neue Möglichkeiten eröffnen. Was steckt dahinter?

Köln – Elektroautos müssen die Masse erreichen, ansonsten könne Europa seine Klimaziele nicht erreichen. Davor warnte jüngst der Europäische Rechnungshof. Eines der größten Hindernisse sei der vergleichsweise hohe Preis von europäischen Modellen. Außerdem reicht die Ladeinfrastruktur innerhalb vieler Länder noch längst nicht aus. Rheinmetall will das Problem lösen.

Pilotprojekt in Köln – Rheinmetall formt die Zukunft der E-Mobilität

Gemeinsam mit der TankE GmbH, einem Dienstleister für Elektrofahrzeug-Ladestationen, und der Stadt Köln hat Rheinmetall ein Pilotprojekt angekündigt, das Ladebordsteine im öffentlichen Verkehrsraum testen soll. Die erklärten Ziele dabei sind die Integration und die Pilotierung von Ladebordsteinen, die Rheinmetall entwickelt hat. Außerdem soll die Testphase zeigen, welche gestalterischen und städtebaulichen Vorteile es gibt. Am 25. April erfolgte der offizielle Startschuss des Projekt-Roll-outs vor Ort. Vorerst sollen die Ladebordsteine an zwei bestimmten Standorten im Stadtgebiet Köln zum Einsatz kommen.

Das Rheinmetall-Logo auf einem Bundeswehr-Fahrzeug.
Das Rheinmetall-Logo auf einem Bundeswehr-Fahrzeug (Symbolfoto). Deutschland versucht, die Elektromobilität voranzutreiben. Ein Pilotprojekt von Rheinmetall soll neue Möglichkeiten eröffnen. © IMAGO / Panama Pictures Christoph Hardt

„Wir sind eine Stadt im Wandel und möchten eine moderne, umweltschonende Mobilität aktiv gestalten. Hierzu möchten wir frühzeitig zukunftsweisende Konzepte zur Bewältigung der Herausforderungen implementieren“, sagte Ascan Egerer, Beigeordneter für Mobilität der Stadt Köln, in einer gemeinsamen Mitteilung. Der Ladebordstein habe den großen Vorteil, dass er bis auf den Anschlusskasten einfach in die schon vorhandene Infrastruktur eingebettet ist. „Dieses kommt wichtigen Themen wie den notwendigen freien Gehwegbreiten, Sichtachsen und dem vermeidbaren Überbau von Medienversorgung zugute“, erklärte Egerer. Die Bordsteintechnik sei wesentlich unkomplizierter als die konventionellen Ladesäulen.

Ähnlich äußerte sich Christoph Müller, der die Division Power Systems bei Rheinmetall leitet. „Der von uns entwickelte Ladebordstein kann die Infrastruktur, die im Straßenraum schon überall vorhanden ist, eins zu eins ersetzen beziehungsweise aufwerten.“ Somit würde kein zusätzlicher Platzbedarf im „ohnehin engen“ Straßenraum entstehen.

Probleme bei der Energiewende

Aktuell ringt die Bundesregierung um den Ausbau der notwendigen Infrastruktur für Elektroautos. Bis 2030, so jedenfalls der Plan, sollen eine Million Ladepunkte entstehen. Besonders wichtig dabei sind die Hochleistungs-Ladepunkte, die ein besonders schnelles Laden ermöglichen. Dabei gibt es jedoch einige Hürden, vor denen beispielsweise Aral steht. Anfang des Jahres hatte der Tankstellenkonzern sich beschwert, weil zum Beispiel lange Planungs- und Genehmigungsverfahren den Ausbau der Infrastruktur drastisch behindern würden.

„Während die Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen rasant steigen, warten sie immer noch bis zu 18 Monate auf die Genehmigung eines Mittelspannungsanschlusses. Und das ist ja nur ein Teil des gesamten Genehmigungsprozesses“, sagte Alexander Junge, Aral Vorstand für Elektromobilität. Das verfügbare Stromnetz reiche weiterhin nicht für die massive Leistung, die ultraschnelle Ladesäulen benötigen. Dieses Problem sei an „allen Ecken und Enden der Republik“ zu beobachten.

Bundesregierung will Netzausbau vorantreiben

Die Bundesregierung hat das Problem zumindest in der Theorie erkannt. „Perspektivisch sind Anpassungen des Stromnetzes nötig, um das gleichzeitige Laden vieler Elektroautos zu ermöglichen“, sagte das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) dazu. Das gelte vor allem für die örtlichen Stromnetze.

„Die Entwicklung unseres Stromnetzes zum Smart Grid ist aufgrund der Energiewende ohnehin bereits in vollem Gange. Denn die Einspeisung von Energie wird immer mehr von Sonne und Wind abhängig und erfolgt zunehmend dezentral, etwa aus Solar-Dachanlagen“, erklärte das BMUV. Die häufigsten Ladepunkte sollen am Ende Wallboxen für die eigene Garage oder den Carport sein. Mit steigender Nutzerzahl verlangen die E-Autos eine gewaltige Strommenge.

Aktuell arbeiten die großen Netzbetreiber daran, leistungsstarke Stromtrassen in Deutschland zu bauen, die mit dem erhöhten Bedarf fertig werden. Beispiele dafür sind der Suedlink von TransnetBW oder A-Nord.

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