Erinnerung an 125 Jahre „Lecher Bähnle“

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Freuen sich über die Ausstellung „125 Jahre Eisenbahn Marktoberdorf -- Lechbruck: (v.l.) die Aussteller Walter Altmannshofer und Kurt Puntschuh sowie Ingrid Kahlert und Gerd Ludwig vom Flößermuseum. © Manfred Ellenberger

Vor 125 Jahren, am 1. Juli 1899, wurde nach einer Bauzeit von knapp drei Jahren die Bahnlinie von Marktoberdorf nach Lechbruck eröffnet. Diesem Jubiläum ist eine Ausstellung im Flößermuseum in Lechbruck gewidmet.

Lechbruck – Für Lechbruck und die dazwischen angeschlossenen Orte bedeutete die Eröffnung der Bahnlinie den Anschluss an das große Netz der Eisenbahn. Dieses besonderen Jubiläums wegen hatten sich der gebürtige Marktoberdorfer Kurt Puntschuh, der schon seit seiner Jugend Eisenbahnfan ist, und der Vorsitzende des Dorfmuseums Roßhaupten, Walter Altmannshofer, von dem zahlreiche Miniaturen zum Thema Verkehr/Eisenbahn stammen, an das Flößermuseum in Lechbruck gewandt. Denn dort, am Endziel der früheren Bahnlinie, wollten sie mit einer Ausstellung an diese erinnern.

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Über 70 Jahre lang hatte die Linie Marktoberdorf und Lechbruck als auch die dazwischen liegenden Gemeinden miteinander verbunden. Gezeigt wird in der Ausstellung der 22,29 Kilometer lange Streckenverlauf der Bahn mit Bildern von 1899 bis zur Stilllegung und dem Abbau der Gleisanlagen.

Miniaturmodell im Mittelpunkt

Das ansonsten in der Dauerausstellung des Museums zu sehende Miniatur-Modell des Lechbrucker Bahnhofs von Franz Jungbauer ist bei der Ausstellung der Mittelpunkt der Präsentation in der Tenne. Hinzu kommt im gleichen Maßstab der Bahnhof Rieder von Herbert Lipp. In Vitrinen werden Modelle von zahlreichen Zügen gezeigt, die auf der Bahnlinie verkehrten.

Der recht groß dargestellte Verlauf der Bahnstrecke von Marktoberdorf nach Lechbruck ist mit zahlreichen Bildern aus der Zeit von 1899 bis zur Stilllegung und Abbau illustriert.
Der recht groß dargestellte Verlauf der Bahnstrecke von Marktoberdorf nach Lechbruck ist in der Ausstellung mit zahlreichen Bildern aus der Zeit von 1899 bis zur Stilllegung und Abbau illustriert. © Manfred Ellenberger

Auch originale Erinnerungsstücke wie beispielsweise Fahrkarten, ein Streckenplan und das Bahnhofsschild von Sameister sind ausgestellt. Zusätzlich bringen zwei von Punktschuh schon damals in Farbe gedrehte Amateur-Schmalfilme aus dem Jahr 1970 und 1974 den Besuchern diese Zeit noch ein Stückchen näher. Fünf Cartoons zum Thema Bahn von Erik Liebermann runden die sehenswerte Ausstellung ab.

Mehr Güter- als Personenverkehr

„Das Lecher Bähnle“ habe es seinerzeit liebevoll geheißen, informierte Puntschuh die Besucher bei der Ausstellungseröffnung. Auf der Bahnstrecke, die für die Gemeinde auch das Ende der Flößerei bedeutet habe, hatte der Güterverkehr stets mehr Bedeutung als der Personenverkehr.

Nach dem Zweiten Weltkrieg zog zudem der zunehmende Individualverkehr mehr und mehr Pendler von der Schiene auf die Straße. In den 50er-Jahren war die Dampftraktion durch Schienenbusse ersetzt worden, und von 1954 bis 1958 kam sogar ein Straßen-Schienen-Bus zwischen Marktoberdorf und Roßhaupten zum Einsatz.

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Er konnte auf der Schiene und auf der Straße fahren. Für die Umstellung habe man laut Altmannshofer je nur etwa fünf Minuten gebraucht.

Ausstellung bis zum 28. Juli zu sehen

Basierend auf den vorhandenen schriftlichen Aufzeichnungen, befuhr am 25. Mai des Jahres 1963 der letzte Personenzug die Strecke von Marktoberdorf nach Lechbruck. Das wusste auch Lechbrucks Bürgermeister Werner Moll zu berichten, der am darauffolgenden Tag geboren wurde.

Da für die beiden Aussteller die schriftlich fixierten Daten maßgeblich waren, gab es im Rahmen der Ausstellungseröffnung noch eine interessante Überraschung: Der 1948 geborene Max Härtle aus Lechbruck konnte sich daran erinnern, dass in den Ferien im August des Jahres 1963 viele Schüler auf der Strecke von Lechbruck bis nach Lindau gefahren sind. Er selbst hatte auch dazu gehört.

Im Februar 1971 wurde der Fahrbetrieb eingestellt

Beim Güterverkehr sorgte der Ausbau des Lechs in den 60er Jahren dafür, dass Tausende Tonnen Baumaterial, Maschinen und Zement und andere Waren die Baustelle des Forggensee-Speichers bei Roßhaupten auf der Schiene erreichten.

So konnte die Strecke noch bis Ende 1970 betrieben werden, bevor sie im Februar 1971 eingestellt und drei Jahre später abgebaut wurde. Da, wo früher einmal pfeifende Züge fuhren, lädt schon seit langer Zeit ein Fahrradweg zum Durchqueren der schönen Landschaft ein.

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Neugierig geworden? Die Ausstellung kann noch bis einschließlich 28. Juli zu den Öffnungszeiten (donnerstags von 17.30 bis 19 Uhr und sonntags von 16 bis 18 Uhr) im Flößermuseum in Lechbruck besichtigt werden.

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