Ranking der kaufkraftstärksten Renten: Bedenklicher Platz für Landkreis Freising
Mit seinem Platz im bundesweiten Ranking der kaufkraftstärksten Renten kann der Landkreis Freising nicht glänzen – im Gegenteil.
Landkreis – Eine Studie des Forschungsinstituts Prognos im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat die Kombination aus durchschnittlichem regionalen Rentenzahlbetrag und regionalem Preisniveau untersucht. Was man sich im Alter leisten kann, hängt nicht nur von der Rentenhöhe ab, sondern auch dem Preisniveau am Wohnort, erklärt Prognos-Studienleiter Oliver Ehrentraut in der Veröffentlichung. Aus den Vergleichen ging ein Ranking der kaufkraftstärksten Renten in Deutschland hervor. In diesem Ranking liegt der Landkreis Freising im Jahr 2021 auf dem 325. Platz – von 400.
Die Rentenkaufkraft liege laut Studie bei 952 Euro im Monat. Zum Vergleich: Die Region mit der kaufkraftstärksten Rente ist Gera (Thüringen) mit 1437 Euro im Monat, und der Kreis mit der niedrigsten Rentenkaufkraft ist Eifelkreis Bitburg-Prüm (Rheinland-Pfalz) mit 856 Euro – also etwa noch einmal 100 Euro weniger als die Freisinger Rentner.
Zu hohe Mieten im Landkreis mildert Kaufkraft der Freisinger Rentner
„Dass der Landkreis so schlecht dasteht, hätte ich nicht gedacht“, sagt Heidi Kammler. Als Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt in Freising hat sie oft mit Personen zu tun, denen ihr Geld nicht ausreicht. „Es ist ein schleichender Prozess“, sagt sie. Erst erhöhen sich die Mieten, dann die Energiekosten und nun auch Lebensmittel. Aber es gibt auch Fälle, wo das Geld von heute auf morgen fehlt. Kammler gibt ein Beispiel: „Eine Frau, die wegen Kindererziehung nur wenig Vollzeit gearbeitet hat, bezieht wenig Rente. Wenn ihr Mann dann stirbt, der die meiste Rente mitgebracht hat, fehlt es plötzlich an Geld, denn die Kosten bleiben.“ Auch hohe Nachzahlungen der Strom- oder Heizkosten hätten schon viele Rentner vor Probleme gestellt. „Hier muss ich aber eine Lanze brechen für die Stadtwerke Freising, sie sind dann sozial, bieten zum Beispiel Ratenzahlungen an“, sagt Kammler.
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Sie identifiziert als Hauptproblem die hohen Mieten im Landkreis. Die Freisinger Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände (ARGE) fordere den Landkreis immer wieder auf, mehr für den Wohnungsbau zu tun. „Aber die Flächen fehlen“, sagt die AWO-Vorsitzende. Umso wichtiger ist die Arbeit der Wohlfahrtsverbände. Sie helfen nicht nur mit Rat und Tat und deren Netzwerk, sondern auch mit Spenden, wie aus der FT-Aktion „Menschen in Not“. Doch Kammler weiß: „Es trifft ja nicht nur die Rentner, es trifft auch den Mittelstand.“
Geld für Lebensmittel reicht oft nicht - großer Scham
Auch Karin Linz, Seniorenreferentin der Stadt Moosburg, ist überrascht von der Platzierung Freisings. „Ich vermute jedoch, dass die Rentenkaufkraft deshalb so niedrig ist, weil die Miete und das Leben hier im Einzugsgebiet des Flughafens so teuer sind.“ Als Ehrenamtliche der Nachbarschaftshilfe erlebt sie öfter Rentner, denen selbst das Geld für Lebensmittel nicht reicht. Die Tafel oder die Moosburg Card, mit der es Vergünstigungen gibt, seien Hilfestellungen, aber nicht die Lösung.
Manfred Schimmerer, Vorsitzender der Freisinger Tagel, ist erstaunt: „Das habe ich nicht erwartet. Der Platz ist schon bedenklich.“ Rentner machen laut Schimmerer einen kleinen Teil seiner Klientel aus. Die Mehrheit bilden aktuell ukrainische Flüchtlinge. Aufgrund des neuen zweiwöchigen Wechselrhythmus hat die Tafel nun wieder ein freies Kontingent für etwa 30 Neukunden.
„Viele Rentner kommen aus Scham nicht“, erzählt er. Doch Scham sei völlig unbegründet. „Wir würden uns sehr freuen, wenn mehr Rentner kommen würden“, sagt Schimmerer. Er betont: „Wir unterstützen, wo wir können, aber für eine Lösung der geringen Rentenkaufkraft ist die Politik gefragt.“
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