Krieg im Nahen Osten - Fallschirm versagt - fünf Menschen von Gaza-Hilfslieferung erschlagen
Biden: Netanjahus Kriegsführung im Gazastreifen „schadet“ Israel mehr als es hilft
Sonntag, 10. März, 08.25 Uhr: US-Präsident Joe Biden sieht nach eigenen Angaben mehr Schaden als Nutzen für Israel in der Kriegsführung des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu. In einem Interview mit dem US-Sender MSNBC am Samstag (Ortszeit) sagte Biden, dass Netanjahu mit seinem Vorgehen Israel „mehr schadet als hilft“. Der israelische Ministerpräsident habe „ein Recht, Israel zu verteidigen, ein Recht, die Hamas weiter zu verfolgen“, sagte Biden. Er müsse aber „den unschuldigen Menschen, die als Folge der ergriffenen Maßnahmen ums Leben kommen, mehr Aufmerksamkeit schenken“.
Zu einem möglichen israelischen Militäreinsatz in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens, in die etwa 1,5 Millionen Menschen geflüchtet sind, äußerte sich Biden nicht eindeutig. „Es ist eine rote Linie“, sagte der 81-Jährige und fügte sofort hinzu, er werde Israel niemals im Stich lassen. Die Verteidigung Israels bleibe sehr wichtig.
Es gebe keine rote Linie, bei der er die Waffenlieferungen vollständig einstellen wolle, sodass die Israelis nicht das Raketenabwehrsystem Iron Dome zum Schutz hätten, sagte Biden weiter. Er fuhr jedoch fort: „Es gibt rote Linien“, es dürfe nicht noch weitere 30.000 tote Palästinenser geben.
US-Militär und Verbündete wehren Huthi-Drohnenangriff im Roten Meer ab
07.26 Uhr: Das US-Militär hat zusammen mit seinen Verbündeten im Nahen Osten einen großangelegten Drohnenangriff der vom Iran unterstützten Huthi-Miliz im Roten Meer und im Golf von Aden abgewehrt. Der Angriff am frühen Samstagmorgen Ortszeit habe eine unmittelbare Bedrohung für Handelsschiffe sowie Schiffe der US-Marine und anderer Mitglieder der Koalition dargestellt, teilte das zuständige Regionalkommando Centcom auf der Plattform X, ehemals Twitter, mit. Die Streitkräfte der Koalition hätten insgesamt 15 Kampfdrohnen der Huthi abgeschossen, hieß es weiter.
Bereits am Freitagmorgen hatten die US-Streitkräfte eigenen Angaben zufolge einen Selbstverteidigungsschlag gegen die Huthi-Miliz im Jemen ausgeführt. Ziel seien zwei auf Lastwagen montierte Antischiffsraketen der Huthi gewesen, teilte das Regionalkommando ebenfalls am Samstagmorgen auf X mit.
Die Huthi hätten zudem am Freitagnachmittag zwei ballistische Antischiffsraketen aus dem Jemen auf die MV Propel Fortune im Golf von Aden abgefeuert, hieß es weiter. Das unter der Flagge Singapurs fahrende Schiff befinde sich auch in dessen Besitz und werde von ihm betrieben. Die Raketen hätten den Frachter aber nicht getroffen. Verletzungen oder Schäden wurden demnach nicht gemeldet.
US-Militär meldet Verteidigungsschlag gegen Huthi-Miliz im Jemen
Samstag, 09. März, 06.50 Uhr: Die US-Streitkräfte haben eigenen Angaben zufolge einen Selbstverteidigungsschlag gegen die vom Iran unterstützte Huthi-Miliz im Jemen ausgeführt. Ziel seien zwei auf Lastwagen montierte Antischiffsraketen der Huthi gewesen, teilte das zuständige Regionalkommando am Samstagmorgen auf der Plattform X, ehemals Twitter, mit. Der Vorfall habe sich bereits am Freitagmorgen gegen 9.50 Uhr Ortszeit ereignet.
Huthi-Milizen hätten zudem am Freitagnachmittag zwei ballistische Antischiffsraketen aus dem Jemen auf die MV Propel Fortune im Golf von Aden abgefeuert, hieß es weiter. Das unter der Flagge Singapurs fahrende Schiff befinde sich auch in dessen Besitz und werde von ihm betrieben. Die Raketen hätten den Frachter aber nicht getroffen. Verletzungen oder Schäden wurden demnach nicht gemeldet.
USA: Einrichtung von Hafen für Gaza-Hilfen dauert bis zu zwei Monate
22.55 Uhr: Die von den USA geplante Einrichtung eines temporären Hafens zur Lieferung von Hilfsgütern in den Gazastreifen dürfte sich nach Einschätzung der Regierung bis zu zwei Monate hinziehen. Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Pat Ryder, sagte am Freitag, man rechne damit, dass es etwa 60 Tage dauern werde, bis der temporäre Hafen voll einsatzfähig sei. Sobald er errichtet sei, könnte er 24 Stunden am Tag genutzt werden. Möglich sei dann die Lieferung von bis zu zwei Millionen Mahlzeiten am Tag.
Ryder betonte, in der Zwischenzeit bemühten sich die USA um eine signifikante Ausweitung von Lieferungen auf dem Landweg, da dies die effektivste Weise sei, um Hilfen in das Krisengebiet zu bringen. Und auch die Abwürfe von Hilfsgütern aus der Luft gingen weiter.
Westjordanland: Militante greifen Siedlung an - verletzte Soldaten
20.35 Uhr: Militante Palästinenser haben in der Nähe der Stadt Nablus im Westjordanland einen illegalen Siedler-Außenposten angegriffen. Sie feuerten rund 30 Schüsse auf einen Posten der israelischen Armee ab, der die Siedlung Homesch bewachte, berichtete der Sender Kan am Freitag. Als die Soldaten die Angreifer verfolgten, hätten die Militanten einen Sprengkörper detoniert. Drei Soldaten erlitten mittelschwere, vier weitere leichte Verletzungen, teilte die Armee am Abend mit. Die Streitkräfte starteten eine Suchaktion, nachdem die Angreifer in Richtung des palästinensischen Dorfes Silat al-Dhar geflohen waren.
Der Außenposten Homesch im israelisch besetzten Westjordanland gilt selbst nach israelischem Recht als illegal. Er war im Jahr 2005, als Israel den Gazastreifen räumte, zusammen mit drei anderen illegalen Außenposten aufgegeben worden. Radikale Siedler haben sich damit nie wirklich abgefunden. Die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu will indes auf Betreiben der rechtsextremen Koalitionspartner die geräumten Außenposten wiederbeleben und legalisieren.
Im vergangenen Dezember genehmigte der zivile Arm der Militärverwaltung im Westjordanland neue Bautätigkeiten in Homesch. Dort zu leben, ist aber weiterhin nicht legal. Einem Bericht der „New York Times“ zufolge hausen dort drei Familien in improvisierten Barackenbauten. 50 Religionsstudenten halten sich dort zeitweise auf, um die Thora zu studieren. Die Armee bewacht die Zugänge zu der Siedlung.
Seit Beginn des Kriegs zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gazastreifen am 7. Oktober vergangenen Jahres hat sich die Lage im Westjordanland deutlich zugespitzt. 406 Palästinenser wurden seither nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Westjordanland bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder eigenen Anschlägen getötet. Es kam auch verstärkt zu Siedlergewalt gegen Palästinenser.
Fünf Menschen von Gaza-Hilfslieferung erschlagen
Freitag, 08. März, 15.35 Uhr: Bei Hilfslieferungen aus der Luft für die hungernden Menschen im Gazastreifen hat es am Freitag einen tragischen Unglücksfall gegeben. Fünf Menschen wurden von einer vom Himmel stürzenden Ladung erschlagen, weil sich der Fallschirm nicht richtig geöffnet hatte, wie das von der islamistischen Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium auf Anfrage eines dpa-Mitarbeiters vor Ort bestätigte.
Auf Videos in sozialen Medien war zu sehen, wie das große Hilfspaket praktisch ungebremst zu Boden stürzte. Mehrere Menschen seien zudem verletzt worden.
Die USA und andere Nationen hatten am Samstag begonnen, angesichts der katastrophalen Versorgungslage vor allem im Norden des umkämpften Küstenstreifens Hilfslieferungen mit Lebensmitteln an Fallschirmen abzuwerfen.
Umfrage: Hälfte der Deutschen geht Israels Vorgehen in Gaza zu weit
Donnerstag, 07. März, 20.05 Uhr: Das militärische Vorgehen Israels im Gazastreifen als Reaktion auf den Terroranschlag der islamistischen Hamas am 7. Oktober geht nach Ansicht der Hälfte der Deutschen zu weit. 50 Prozent der Befragten äußerten sich entsprechend in einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage des Instituts Infratest dimap für den ARD-Deutschlandtrend. Das sind den Angaben nach 9 Prozentpunkte mehr als bei einer vergleichbaren Umfrage im November. 28 Prozent halten die Reaktion demnach für angemessen, weiteren 5 Prozent geht sie nicht weit genug.
Nur 23 Prozent sind demnach der Meinung, dass israelische Militäraktionen auch dann gerechtfertigt sind, wenn die palästinensische Zivilbevölkerung davon ebenfalls betroffen ist. 61 Prozent halten solche Aktionen dann nicht für gerechtfertigt.
Auf die Frage, wer für die katastrophalen Zustände im Gazastreifen verantwortlich sei, nannten rund drei Viertel der Befragten die Terrororganisation Hamas – 39 Prozent sehen sie voll und ganz in der Verantwortung, 34 Prozent eher in der Verantwortung. 62 Prozent weisen Israel Verantwortung zu. 19 Prozent meinten, Israel sei voll und ganz für die Zustände verantwortlich, weitere 43 Prozent halten das Land für eher verantwortlich.
Auslöser des Gaza-Krieges war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der islamistischen Hamas sowie anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober in Israel verübt hatten. Israel reagierte mit massiven Bombardierungen und kurz darauf mit einer Bodenoffensive im Gazastreifen. Die Hamas-Gesundheitsbehörde bezifferte die Zahl der Toten seither auf 30 800 und der Verletzten auf fast 72 300.
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