Angst vor der Dunkelflaute: Strompreise explodieren – erste Anbieter warnen ihre Kunden

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Strompreise im Rekordhoch: Die aktuelle Dunkelflaute legt die Schwächen der Energiepolitik offen. Das gekippte Kraftwerksgesetz zur Sicherung der Stromversorgung verschärft die Krise. 

München – Nach dem Ende der Ampel-Koalition und dem Aus für das von Robert Habeck geplante Kraftwerksgesetz bekommt Deutschland immer größere Probleme mit seiner Energiepolitik. Die neue Dunkelflaute treibt die Strompreise in immer neue Rekordhöhen. Erste Stromanbieter fordern nun ihre Kunden auf, den Verbrauch zu bestimmten Zeiten zu vermeiden.

Strompreise im Rekordhoch: Die aktuelle Dunkelflaute legt die Schwächen der Energiepolitik offen. Erste Anbieter warnen ihre Kunden vor Verbrauch zu bestimmten Zeiten.
Strompreise im Rekordhoch: Die aktuelle Dunkelflaute legt die Schwächen der Energiepolitik offen. Erste Anbieter warnen ihre Kunden vor Verbrauch zu bestimmten Zeiten. © Julian Stratenschulte/dpa

Strompreise im Rekordhoch: Dunkelflaute legt Schwächen der Energiepolitik offen

Mit der düsteren Wetter-Lage – völlige Windstille und Grau in Grau bei fehlender Sonne von Hamburg bis ins tiefste Bayern – ist am Donnerstagvormittag der Anteil der Stromerzeugung aus Photovoltaik und Windkraft auf Minimalwerte gesunken, wie die Marktdaten der Bundesnetzagentur zeigen. Die Folge: Die Strompreise explodieren an der Börse. Großhandelspreise für Strom nach 18 Uhr liegen bei einem neuen Rekord von 936 Euro pro Megawattstunde, wie aus einer anderen Datengrafik der Agentur hervorgeht. Das ist zehnmal mehr als üblich.

Schon im November hatte die Dunkelflaute durch ruhende Windräder und Photovoltaikanlagen die Energieversorger beunruhigt. Nun steigen die Preise an der Energiebörse noch kräftiger. Erste Stromversorger fordern bereits ihre Kunden mit dynamischen Tarifen auf, zu bestimmten Zeiten ihren Verbrauch einzuschränken.

„Bitte versucht hohe Verbräuche zu vermeiden“: Stromanbieter warnen Verbraucher vor Kostenfalle

„Vorsicht!“, warnt etwa der norwegische Ökostrom-Anbieter Tibber auf seinen Social-Media-Kanälen, „der Wind will aktuell einfach nicht mitspielen. Der maue Netzanteil aus Windkraft führt zu erhöhten kWh-Preisen“. Alle Kunden mit stündlich dynamischem Tarif sollten deshalb besonders vorsichtig sein. „Teilweise klettert der Verbrauchspreis über 70 ct/kWh … Bitte versucht hohe Verbräuche in betreffenden Stunden zu vermeiden.“

Kunden mit dynamischen Stromtarifen profitieren normalerweise von niedrigen Preisen in Zeiten von Ökostrom-Überschuss. Doch während einer oft beschworene Dunkelflaute drehen sich die Vorzeichen um: Der Strompreis steigt dann deutlich.

„Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist sehr hoch. Aber jede Preisspitze ist eben ein Knappheitsindikator und diese Situationen nehmen aktuell zu“, erklärt Dirk Güsewell, EnBW-Vorstand für Systemkritische Infrastruktur, dazu gegenüber IPPEN.MEDIA.

Katastrophe für die Versorgungssicherheit: Habeck muss auch letztes Energiewende-Projekt begraben

Um die Versorgungssicherheit für die Industrie und Verbraucher in Zeiten der Energiewende zu wahren, hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) das Kraftwerkssicherheitsgesetz auf den Weg gebracht. Es sollte die Förderung neuer Gaskraftwerke festschreiben, die später auf Wasserstoff umgestellt werden könnten. Doch aufgrund fehlender Mehrheiten aus der Opposition, aber auch der FDP mussten diese Pläne aufgegeben werden.

Strompreis auf Rekordhoch: Kritische Versorgungslage durch Dunkelflaute

Der mit Habecks grüner Energiepolitik beabsichtigte Bau von mindestens 20 neuen Gaskraftwerken, die in Zeiten ohne Wind und Sonne einspringen könnten, ist damit Geschichte. Die Energiebranche warnt nun im Vorfeld der Neuwahlen: Dieser Zubau steuerbarer Kraftwerkskapazitäten sei „hochgradig zeitkritisch“, so Kerstin Andreae, Vorsitzende des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) am Mittwoch, 11. Dezember: „Nur so können wir die Versorgungs- und Systemsicherheit langfristig gewährleisten und gleichzeitig den Kohleausstieg umsetzen“.

Denn ein weiterer Faktor trägt zu den jüngsten Preisexplosionen bei: Liefern erneuerbare Energien nicht genügend Strom, müssen Gas- und Kohlekraftwerke die Lücken füllen. Doch der Preis für Erdgas ist in den letzten Monaten stark angestiegen. Schwacher Wind und teures Erdgas führen dazu, dass Deutschland in der Dunkelflaute wieder vermehrt Kohlestrom benötigt. Ein verhängnisvoller Kreislauf.

„Brauchen stabile Rahmenbedingungen“: EnBW-Vorstand fordert Planungssicherheit

Auch EnBW-Vorstand Güsewell fordert „stabile Rahmenbedingungen für Investitionen in gesicherte Leistung, also in Kraftwerkskapazität, die jederzeit zur Verfügung steht“. Hier werde aktuell viel zu wenig investiert, auch, weil die Risiken für Investoren, bspw. das Risiko der Nicht-Verfügbarkeit von Wasserstoff, noch zu hoch seien. „In der neuen Legislaturperiode sollte das KWSG deshalb nicht nur schnell für Planungssicherheit sorgen, sondern auch so gestaltet werden, dass Investoren auch tatsächlich investieren können und dies insbesondere dort, wo aus netztechnischer Sicht besonderer Bedarf besteht – also insbesondere im Südwesten.“

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