Österreich leitet Schritt gegen Putin ein: Das Land „lässt sich nicht von Russland erpressen“
Österreich hat eine Maßnahme eingeleitet, die auf Putins Flaggschiff abzielt. Die Reaktion erfolgte, nachdem Russland Österreich den Gashahn zugedreht hatte.
Wien/Moskau – Österreich bekommt kein Gas mehr aus Russland. Nun reagiert der österreichische Energieversorger OMV und kündigt seinen langfristigen Gasliefervertrag mit dem russischen Energieriesen Gazprom. Mit diesem Schritt wird der zum Scheitern verurteilte Vertrag formell beendet.
Nach Gas-Lieferstopp: Österreich kündigt Vertrag mit Gazprom
„Die OMV hat heute die Kündigung ihres langfristigen Erdgasliefervertrags mit Gazprom Export unter Hinweis auf zahlreiche wesentliche Verstöße von Gazprom Export gegen vertragliche Verpflichtungen bekannt gegeben. Diese Kündigung tritt mit sofortiger Wirkung in Kraft“, heißt es in einer Erklärung der OMV mit Bezug auf den Lieferstopp von Gazprom. Die Laufzeit des Vertrages war bis 2040 angelegt.

Im Zuge eines Rechtsstreits hatte Gazprom die Gaslieferungen an das österreichische Unternehmen für 50 Jahre eingestellt. Ein Schiedsgericht hatte der OMV kürzlich Schadenersatz in der Höhe von 230 Millionen Euro zugesprochen. Die OMV kündigte daraufhin an, die Summe mit laufenden Gaslieferungen von Gazprom zu verrechnen, warnte jedoch gleichzeitig vor möglichen Konsequenzen in Form eines Lieferstopps seitens des russischen Konzerns.
Seit dem Samstagmorgen, 16. November, erhält der österreichische Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV wie angekündigt kein Erdgas mehr vom russischen Energiekonzern Gazprom. Die Gaslieferungen an die OMV seien an dem Samstagmorgen um 6.00 Uhr eingestellt worden, teilte die österreichische Regulierungsbehörde E-Control mit. Die OMV bestätigte den Lieferstopp. Brisant: Auch 20 Tage später sei russisches Gas nach Österreich geflossen, berichtet das Handelsblatt und beruft sich auf Daten des europäischen Ferngasleitungsverbands Entsog. Anfangs hieß es, es könne sich um bereits losgeschickte Restmengen handeln. Doch nun gibt es neue Theorien.
Nach Rechtsstreit dreht Russland Österreich den Gashahn ab – Reaktion erfolgt
OMV gehörte zu den wenigen verbliebenen großen, langfristigen Abnehmern von russischem Pipelinegas in Europa, nachdem Gazprom nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Jahr 2022 fast alle seine Kunden dort verloren hatte.
Vor dem Krieg war Russland der größte Erdgaslieferant Europas. Russisches Gas ist weiterhin über Pipelines durch die Ukraine und die Slowakei nach Österreich geflossen, wenn auch in geringeren Mengen, seit OMV von der Gaslieferung abgestellt wurde.
Meine news
Der Streit hat die Aufmerksamkeit auf Österreichs anhaltende Abhängigkeit von russischem Gas gelenkt, obwohl das Land Vorkehrungen für eine Unterbrechung der Gaslieferungen getroffen hat und große Mengen in den Speichern hat.
„Gazprom hat sich nicht an die Verträge gehalten, deshalb kündigt die OMV den Vertrag umgehend“, sagte der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer nach der Ankündigung der OMV gegenüber X.
Der österreichische Staat besitzt 31,5 Prozent an der OMV. „Unsere Energieversorgung ist gesichert, denn wir sind gut vorbereitet. Österreich lässt sich von Russland nicht erpressen“, fügte Nehammer hinzu und warf Russland vor, seine Energielieferungen als Waffe einsetzen zu wollen.
Auf dem Weg zur Unabhängigkeit russischen Gases: Österreich zeigt sich zuversichtlich
Nach dem erwarteten Lieferstopp von russischem Gas zeigte sich Österreich zuversichtlich. Das Land habe andere Lieferanten gefunden, und die Gasspeicher seien zu Beginn des Winters zu rund 90 Prozent voll, hieß es. Allein diese Menge reiche Österreich für rund ein Jahr. Das alternative Gas soll aus Norwegen, aus eigener Produktion oder in Form von Flüssigerdgas per Schiff über Deutschland oder Italien kommen. „Die Republik verfügt über eine strategische Reserve, die dazu da ist, um allfällige Mangellagen auszugleichen“, schrieb Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) jüngst auf der Plattform X.
Laut einer Studie, geleitet von Complexity Science Hub, zählen volle Gasspeicher zwar zu den wichtigsten kurzfristigen Hebeln, um für einen Gaslieferstopp gewappnet zu sein. Man dürfe auf die Bedeutung einer koordinierten Krisenreaktion auf EU-Ebene nicht vergessen, betonen die Forscher der Studie – insbesondere, weil sich knapp die Hälfte der österreichischen Gasreserven im Besitz ausländischer Eigentümer:innen befinde. Zu den wichtigsten kurzfristigen politischen Hebel gehören demnach die Sicherung alternativer Gasimporte, das Speichermanagement und Anreize für die Umstellung auf andere Brennstoffe. (bohy mit Material von reuters)