Läuft „wie geschnitten Brot“: Habeck will Bürger mit neuem Plan von seiner Energie-Politik überzeugen
Weltweite Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien könnte 2025 erstmals Kohle übertreffen. Das freut auch Habeck – dank Ampel-Energiepolitik hätten die Menschen wieder mehr Geld im Portemonnaie.
Berlin – Wird ein bedeutender Meilenstein der Energiewende bereits nächstes Jahr erreicht? Laut aktuellen Daten der Internationalen Energieagentur (IEA) könnte die weltweite Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien nächstes Jahr erstmals die aus Kohle übertreffen. „Was lange für unmöglich gehalten wurde, wird möglich“, meint Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) daher auch in einem Interview mit der Wirtschaftswoche.
Neuer Strom-Rekord ab 2024: „Auswirkungen schwerer Hitzewellen“
Der Anteil erneuerbarer Energien am Strom soll laut Berechnungen international von 30 Prozent in 2023 auf 35 Prozent im nächsten Jahr ansteigen. Besonders stark ist Photovoltaik, das etwa die Hälfte der weltweiten Stromnachfrage in 2024 und 2025 abdecken werde. Solar- und Windenergie machen zusammen circa ein Viertel des Wachstums aus.
Auch der globale Strombedarf wird dieses Jahr einen Rekord brechen: Die IEA rechnet damit, dass dieser um rund vier Prozentpunkte steigen wird – die höchste jährliche Wachstumsrate seit 2007, abgesehen von den außerordentlichen Ereignissen der globalen Finanzkrise und der Covid-19-Pandemie. Derselbe starke Anstieg wird auch im kommenden Jahr erwartet.

„Das Wachstum der weltweiten Stromnachfrage in diesem und im nächsten Jahr wird zu den schnellsten der letzten zwei Jahrzehnte gehören, was die wachsende Rolle der Elektrizität in unseren Volkswirtschaften sowie die Auswirkungen schwerer Hitzewellen verdeutlicht“, meint IEA-Direktor für Sicherheit und Energiemärkte Keisuke Sadamori. Der Anteil der erneuerbaren Energien am Strommix müsse daher schnell weiter ansteigen. Gleichzeit müsse aber auch in eine sichere Netzinfrastruktur investiert werden und in höhere Energieeffizienzsystem, „um die Auswirkungen des erhöhten Kühlbedarfs auf die Stromsysteme zu verringern“.
80 Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland soll bis 2030 aus erneuerbaren Energien stammen
Auch Deutschland investiert massiv in den Ausbau von erneuerbaren Energien, um die Klimaneutralität zu erreichen. Bis 2030 sollen mindestens 80 Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland aus nachhaltigen Quellen stammen. Dafür müsste sich der Anteil der grünen Energiesysteme bis 2030 verdoppeln, geht man von 2021 als Vergleichswert aus. Die Ausbaugeschwindigkeit müsste sich sogar verdreifachen.
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In den ersten sechs Monaten lieferten erneuerbare Energien dieses Jahr mehr als die Hälfte des monatlichen Strombedarfs – mit fast 60 Prozent des Bruttoinlandstromverbrauchs erreichte der Anteil der erneuerbaren Energien einen bisher unerreichten Wert im Vergleich zu den Vorjahren. Auch in Deutschland ist Photovoltaik stark: Insgesamt 37 Milliarden kWh wurden darüber erzeugt. Der Rekordzubau in 2023 wirkt sich daher deutlich aus. Solarstrom nimmt zu hierzulande ebenfalls Fahrt auf: Im Juni 2024 dürften Solaranlagen erstmals mehr als 10 Milliarden kWh Strom in einem Monat produziert haben.
Ein Problem bleibt vorerst jedoch: Der produzierte grüne Strom sollte gespeichert werden können, doch die zunehmende Menge an Strom aus Solar- und Windkraft übersteigt oft die Kapazität der Speicher. Kosten, die letztlich der Steuerzahler trägt.
Habeck will deutsche Verbraucher mit Balkonkraftwerken abholen
Damit die Energiewende vollzogen werden kann, soll auch der deutsche Bürger bei der Klimapolitik abgeholt werden – und im besten Falle von ihr profitieren, meint Wirtschaftsminister Robert Habeck im Wirtschaftswoche-Interview. „Denn man kann nicht sagen: Komm, wir machen das Land klimaneutral, aber für Dich ist nichts drin. Das haut nicht hin“. Dazu nennt er ein wichtiges Stichwort: Balkonkraftwerke. Diese eignen sich laut Habeck besonders gut, Menschen von einer grünen Klimapolitik zu überzeugen: „Die laufen wie geschnitten Brot, weil es eine Investition ist, bei der Leute direkt sehen: Sie können selbst etwas tun und sie haben was davon“.
Den allgemeinen Tenor, Deutschland werde ärmer, je grüner die Energiepolitik werde, weist er im Interview zurück. Hauptursache für den Wohlstandsverlust sei nicht die Energiepolitik, sondern die Inflation, ausgelöst durch die Abhängigkeit von russischem Gas, den Krieg und den Gaslieferstopp. Habeck: „Diese Regierung hat die Energieversorgung gesichert, die Energiepreise sind massiv gesunken und die Löhne steigen wieder so stark, dass sie oberhalb der Inflationsrate liegen. Heißt: Die Menschen haben mehr Geld im Portemonnaie“. Fortschritte, die die Ampel bis zur Bundestagswahl noch stärker herausarbeiten müsse, meint Habeck.