Rückschlag für Habeck nach AKW-Aus? „Wohlstandsverlust in Milliarden-Höhe“

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Seit dem AKW-Aus ist der Strom laut Habeck günstiger geworden – offenbar aber nicht günstig genug. Zudem wirkt sich der Atomausstieg auf den Wohlstand aus.

Berlin – Knapp ein Jahr später reißen die Diskussionen über die AKW-Abschaltung nicht ab. Der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck hält noch immer am Atomausstieg fest und verwies gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe auf eine sichere Stromversorgung. Zudem seien die Strompreise nach dem Atomausstieg gefallen und die CO₂-Emissionen seien zurückgegangen. Ein Experte geht mit Habeck nun hart ins Gericht.

Rückschlag für Habeck nach AKW-Aus: „Wohlstandsverlust in Milliarden-Höhe“

Prof. Manuel Frondel vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung sagte zur Bild: „Klar ist, auch wenn es schwer ist, dies genau zu beziffern: Die Strompreise in Deutschland lägen durch einen Weiterbetrieb der AKWs niedriger als aktuell.“ Der Experte stellt klar: „Die Abschaltung der Kernkraftwerke in den vergangenen Jahren bedeuten einen klaren Wohlstandsverlust für Deutschland in Milliardenhöhe.“

Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz,
Ein Jahr nach dem AKW-Aus reißen Kritiken an Habecks Entscheidung nicht ab. © Michael Kappeler/dpa

Zuvor hatte die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) weiterhin hohe Strompreise beklagt. DIHK-Präsident Peter Adrian sagte ebenfalls den Zeitungen der Funke Mediengruppe, dass die deutschen Strompreise an der Börse noch immer doppelt so hoch seien wie 2019. Allerdings sind die Preise im Verlauf des vergangenen Jahres gefallen. Zusammen mit Steuern, Netzentgelten und Umlagen seien die Kosten zum Teil sogar viermal so hoch wie in anderen Ländern, sagte Adrian. 

Wie hoch ist der durchschnittliche Strompreis?

Nach Angaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft lag der durchschnittliche Strompreis für die Industrie bei Neuabschlüssen Anfang 2024 bei 17,65 Cent pro Kilowattstunde, 2019 waren es demnach 18,43 Cent. Etwa ein Drittel davon entfiel damals noch auf die EEG-Umlage, die inzwischen nicht mehr fällig wird. In der Energiekrise nach dem russischen Angriff auf die Ukraine 2020 war der Preis auf 43,20 Cent hochgeschnellt.

Habeck hält an Atomausstieg fest – Kritik reißt nicht ab

Frondel kritisierte gegenüber der Bild weiter, dass Deutschland verstärkt Strom aus dem Ausland importiere, anstatt kostengünstigen Atomstrom selber zu produzieren. Laut dem SWR ist bei dem Strom, den Deutschland aus dem Ausland importiert, bis zu rund einem Viertel Atomstrom mit dabei. Damit käme Deutschland für das Jahr 2023 auf einen Atomstrom-Anteil von knapp vier Prozent am Strommix.

Am 15. April 2023 wurden die drei letzten Atomkraftwerke gemäß Atomgesetz abgeschaltet. Der Strom aus den letzten drei Atomkraftwerken, die im Frühjahr abgestellt wurden, hat im Januar und Februar 2023 vier Prozent des bundesweiten Strombedarfs gedeckt.

Auf die Frage, ob der Atomausstieg unumkehrbar sei, sagte Habeck: „Wir haben am 15. April 2023 das vollzogen, was die schwarz-gelbe Koalition 2011 beschlossen hat, und daher die letzten deutschen Kernkraftwerke endgültig abgeschaltet.“ Inzwischen werde deutlich, dass gerade die Regionen in Deutschland mit viel erneuerbaren Energien echte Standortvorteile genießen. „Wenn manche dennoch auf die Rückkehr zu Atomenergie setzen, sollte man registrieren, dass international Atomenergie nicht wettbewerbsfähig ist und Kosten aktueller Projekte explodieren.“ (bohy mit Material der dpa)

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