Rekordhoch beim Strom aus erneuerbarer Energie – Wärmewende weiter Sorgenkind
Fast 60 Prozent des Stromverbrauchs wurde im ersten Halbjahr durch erneuerbaren Energien erzeugt. Doch es braucht Alternativen für Zeiten, in denen „die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht“.
Berlin – Im ersten Halbjahr 2024 lieferten erneuerbare Energien mehr als die Hälfte des monatlichen Strombedarfs. Mit etwa 58 Prozent des Bruttoinlandstromverbrauchs verzeichnet der Anteil der erneuerbaren Energien einen bisher unerreichten Wert im Vergleich zu den Vorjahren. Insgesamt 37 Milliarden kWh wurden dabei über Photovoltaikanlagen erzeugt. Der Rekordzubau in 2023 wirkt sich daher deutlich aus. Aber auch der Anteil von Solarstrom nimmt weiter zu: Nach vorläufigem Ergebnis dürften im Juni 2024 Solaranlagen erstmals mehr als 10 Milliarden kWh Strom in einem Monat produziert haben.
Anteil erneuerbarer Energie bei Strom top, doch was passiert, wenn der Wind nicht weht?
Der Anteil der Erneuerbaren Energien am Stromverbrauch lag damit fast sechs Prozentpunkte höher als im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres, zeigen vorläufige Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Mit 12 Milliarden kWh leistete dieses Jahr auch die Wasserkraft einen überdurchschnittlich hohen Beitrag zur Stromproduktion.

Auf den neuen Rekordzahlen beim Stromverbrauch kann sich Deutschland allerdings nicht ausruhen: „Der Aus- und Umbau der Stromnetze sowie die Entwicklung von Speichern und innovativen Konzepten müssen mit dem Erneuerbaren-Ausbau Hand in Hand gehen. Denn grüner Strom bringt uns nichts, wenn er nicht genutzt werden kann“, meint Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung in Hinblick auf die deutsche Infrastruktur. Die Stromerzeugung aus Wind und Sonne sei nicht konstant, daher brauche es Alternativen für Zeiten, in denen „die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht“. Deutschland solle daher den Bau wasserstofffähiger Gaskraftwerke vorantreiben.
ZSW-Vorstand: Produktion von Schlüsseltechnologien wieder nach Deutschland holen
ZSW-Vorstand Prof. Dr. Frithjof Staiß kritisiert außerdem die Wertschöpfungskette bei der Produktion von Anlagen erneuerbarer Energien, die aktuell „fast ausschließlich außerhalb Deutschlands liege und in großen Teilen auch außerhalb Europas stattfindet“. Die Produktion von Schlüsseltechnologien bei Photovoltaik, Windenergie, Batterietechnologien oder Stromnetzkomponenten müsse zurück nach Deutschland kommen. „Gelingt dies nicht, werden die Lieferabhängigkeiten insbesondere von Ländern aus dem außereuropäischen Ausland weiter steigen.“
Anteil erneuerbarer Energie in Deutschland bei Strom top, bei Wärme ausbaufähig
Fast 60 Prozent der Endenergie, die in Deutschland verbraucht wird, dient zur Wärmeversorgung. Doch der Anteil erneuerbarer Energien liegt dabei nur bei rund 20 Prozent. Um die Klimaziele zu erreichen, müssen vor allem die CO2-Emissionen im Gebäudesektor bis 2030 um ganze 60 Prozent reduziert werden, belegen die Zahlen aus dem aktuellen „BDEW-Statusreport Wärme“. Jede zweite Wohnung in Deutschland sei älter als 50 Jahre und drei von vier Wohnungen werden mit Erdgas oder Öl beheizt. In den nächsten 20 Jahren müssen laut Report über 19 Millionen Öl- und Gasheizungen ausgetauscht werden.
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Dabei dürfe laut BDEW-Aussendung „die Wärmeplanung nicht am Geld oder der personellen und technischen Ausstattung der Behörden scheitern“. Es werde vor kurzfristigen Wahlversprechen gewarnt, die dann nicht umgesetzt werden: Wärmeplanung sei keine Frage von Legislaturen, sondern von Jahrzehnten. Insbesondere bei der Debatte um das Gebäudeenergiegesetz im vergangenen Jahr sei bei den Hauseigentümern viel Vertrauen zerstört und Verunsicherung gestreut worden - aber genau diese Gruppe brauche man, um die Wärmewende erfolgreich umzusetzen.