Solarwirtschaft erzielt 30 Milliarden Euro Umsatz: Deutsche Haushalte sollen mit Solarstrom Geld verdienen

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

KommentareDrucken

Die deutsche Solarwirtschaft erzielte letztes Jahr mit über einer Million verkauften Solaranlagen und 575.000 Speichersystemen. Eine Studie zeigt, wie private Haushalte vom PV-Dach profitieren und Geld sparen können.

Berlin - Über 100.000 Beschäftigte zählt die deutsche Solarbranche. Im letzten Jahr erzielte die Branche laut Bundesverband Solarwirtschaft e.V. (BSW-Solar) mit über einer Million verkaufter Solaranlagen und etwa 575.000 Speichersystemen einen Umsatz von etwa 30 Milliarden Euro. Die 3,7 Millionen Photovoltaikanlagen, die es inzwischen in Deutschland gibt, erzeugten im vergangenen Jahr 62 Milliarden Kilowattstunden und deckten rund 12 Prozent des deutschen Stromverbrauchs ab. Könnte diese Entwicklung auch im deutschen Haushalt ankommen und ihn entlasten?

Umweltorganisationen fordern Solarpflicht auch bei Umbau und Sanierung

Der Absatz von Photovoltaiksystemen und Solarstromspeichern hat sich im vergangenen Jahr verdoppelt, für 2024 prognostiziert der BSW-Solar ein Wachstum der neu installierten PV- und Speicherkapazität im niedrigen zweistelligen Prozentbereich. Damit würden auch die gesetzlichen Ziele der Energiewende erreicht werden, denn bis 2030 soll der Anteil von Solarstrom am deutschen Strombedarf von derzeit zwölf Prozent auf etwa 25 Prozent steigen.

Während die Photovoltaikanlage bei Eigenheimbesitzern bereits angekommen ist, findet man sie auf vermieteten Mehrfamilienhäusern seltener. Würde sich das ändern und Photovoltaikanlagen auf allen Wohngebäuden zum Standard werden, sieht eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme deutsche Mieter als klare Gewinner.

Private Haushalte können mit Solarstrom bares Geld verdienen

Im Fokus der Studie, die von den Umweltorganisationen BUND, DUH, Germanwatch, NABU, WWF und dem Umweltdachverband DNR beauftragt wurde, stand die Frage, inwieweit vor allem Mietende von einem bundesweiten Solarstandard finanziell profitieren würden. Die wirtschaftliche Analyse anhand drei beleuchteter Modelle (Mieterstrom, gemeinschaftliche Gebäudeversorgung oder Energy Sharing) zeigt, dass dies eine finanzielle Entlastung für Bewohner und Gebäudeeigentümer gleichermaßen bringen würde.

Der Grund: Die Nutzung von PV-Strom führt zu Einnahmen, entweder durch den Verkauf des Stroms an die Bewohner oder durch Stromkosteneinsparungen. Der PV-Stromverkaufspreis teilt diese Einnahmen zwischen den Eigentümern der PV-Anlage und den Bewohnern auf und ist daher der zentrale Faktor bei der Bewertung der wirtschaftlichen Vorteile.

Alle drei analysierten Geschäftsmodelle ermöglichen bei einem Mehrfamilienhaus mit zehn Parteien eine Amortisationszeit von 15 Jahren bei einem PV-Stromverkaufspreis von 20 bis 30 ct/kWh. Bewohner würden von einem bundesweit eingeführten Solarstandard profitieren, einem Konzept zur Förderung der Nutzung von Photovoltaikanlagen, da die Volleinspeisung des PV-Stroms weniger profitabel ist. Zudem haben die Bewohner bei der gemeinschaftlichen Gebäudeversorgung und beim Energy Sharing selbst die Möglichkeit, Eigentümer der PV-Anlage zu sein und dadurch doppelt zu profitieren.

Stromkosten einsparen durch PV-Anlage am Dach des Mehrparteienhauses in der Stadt

Die Umweltorganisationen fordern im Rahmen der Studienveröffentlichung die Bundesregierung auf, „den Weg für Solarenergie auf Dächern von Wohnhäusern, Büro- und Gewerbegebäuden und Gebäuden der öffentlichen Hand, Fassaden und weiteren versiegelten Flächen wie Parkplätzen freizumachen“. Es soll ein bundesweit einheitlicher Solarstandard eingeführt werden – „nicht nur beim Neubau, sondern auch bei Umbau und Sanierung“.

Kritisiert werde im Hinblick auf die Studie, dass ein Großteil des Ausbaus der erneuerbaren Energien aktuell im ländlichen Raum stattfinde. „Der urbane Raum spielt bei vielen Fragen der Energiewende bisher nur eine untergeordnete Rolle“. Dabei hätten großen Dachflächen auf Mehrfamilienhäusern gerade in der Stadt großes Potenzial.

Solarpflicht statt Solarsalat in Deutschland?

Eine Solarpflicht würde eine gesetzlich verbindliche Installationspflicht von Solaranlagen oder vergleichbaren grünen Stromerzeugern bedeuten. Derzeit variieren die Regelungen zwischen den Bundesländern. Einige haben bereits eine Photovoltaik-Pflicht für bestimmte Gebäude eingeführt, aber eine einheitliche, bundesweite Regelung existiert noch nicht. Bisher gilt die Pflicht zur Installation von Solaranlagen meist nur auf kommunaler Ebene und überwiegend für öffentliche oder gewerbliche Neubauten. Bei Bestandsbauten gilt sie nur bei umfassenden Dachsanierungen.

Die Koalition hatte den Weg für eine bundesweite Solarpflicht geebnet, daher sollten sich Hausbesitzer schon jetzt damit auseinandersetzen. Im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung heißt es: „Alle geeigneten Dachflächen sollen künftig für die Solarenergie genutzt werden. Bei gewerblichen Neubauten soll dies verpflichtend, bei privaten Neubauten soll es die Regel werden.“ Das Solarpaket der Bundesregierung soll Anreize für die private Nutzung kleiner Photovoltaikanlagen schaffen und bürokratische Hürden bei der Anschaffung, Installation und Inbetriebnahme einer Mini-Solaranlage auf Dach oder Balkon abbauen. Auch die Solarpflicht für private Bauherren wird diskutiert.

„Solarboom“: Scheitert es an der Bürokratie?

Im Jahr 2024 haben über 1,5 Millionen private Immobilienbesitzer die Installation einer Solaranlage auf ihren Dächern geplant, geht aus einer BSW beauftragten YouGov-Befragung mit über 1.000 Immobilienbesitzer hervor. Demnach können sich 69 Prozent der Eigentümer von Wohnimmobilien mit geeigneten Dachflächen vorstellen, eine Solaranlage zu installieren. 16 Prozent haben dies bereits für die nächsten 12 Monate geplant.

„Für 2024 erwarten wir einen anhaltenden Solarboom. Als Solarwirtschaft werden wir weiterhin unseren Beitrag zum Klimaschutz leisten und die Regierungsziele bei der Photovoltaik einlösen“, so BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig. Damit dies auch sicher klappt, dürfe der Bürokratieabbau aber nicht ins Stocken geraten. „Weitere Maßnahmen zur Verfahrensbeschleunigung sind erforderlich, um die Strom- und Wärmenetze schneller zu ertüchtigen, mit noch höheren Solaranteilen zu speisen und diese mithilfe größerer Speicherkapazitäten jederzeit verfügbar zu machen“, sagte Körnig.

Auch interessant

Kommentare