Energiehunger wird größer - Die Welt steckt im Klimaanlagen-Teufelskreis – doch es gibt Hoffnung
Unsere Sommer werden länger und heißer. Praktisch jedes Jahr wird ein neuer Temperaturrekord aufgestellt, die heißesten Jahre auf unserem Planeten haben sich allesamt innerhalb der letzten zehn Jahre ereignet. Eine Entwicklung, die direkt auf die Erderwärmung durch den menschengemachten Klimawandel zurückgeht, wie etwa die Weltwetterorganisation im Januar dargelegt hatte.
In vielen Teilen der Welt kommt es daher vermehrt zu Hitzewellen. Das wiederum hat eine paradoxe Folge: Weltweit werden mehr fossile Brennstoffe verbrannt, die wiederum buchstäblich den Klimawandel befeuern, heißt es in einem neuen Bericht der internationalen Energieagentur (IEA). Denn der Klimawandel führt die Erde in einen Teufelskreis aus Hitze und Kühlung.
Der Klima-Teufelskreis
Der in dieser Woche veröffentlichte IEA-Bericht kommt zu dem Schluss, dass durch die häufig auftretenden Hitzewellen ein erhöhter Bedarf nach Kühlung entstanden ist, zum Beispiel durch Klimaanlagen. Um eine Netzüberlastung oder sogar einen Blackout durch die stromintensiven Anlagen zu verhindern, müssen die Stromversorger weltweit wieder stärker auf Kohle und Gas als Energiequellen zurückgreifen.
Das Ergebnis ist eine äußerst ungünstige Wechselwirkung: Die Verbrennung fossiler Brennstoffe zur Energiegewinnung setzt mehr Emissionen frei, die ihrerseits wiederum die Aufheizung der Erde begünstigen. Dadurch treten mehr Hitzewellen, erhöhte Temperaturen oder auch vereinzelt Hitzeglocken auf - und treiben die Nachfrage nach Kühlung durch Klimaanlagen weiter nach oben. Die IEA schätzt sogar, dass ohne die Extremwetterlagen im vergangenen Jahr der globale CO2-Ausstoß fast um die Hälfte geringer ausgefallen wäre.
Der erneuerbare Hoffnungsschimmer
Die IEA verzeichnete insgesamt ein leichtes Wachstum von etwa zwei Prozent bei der weltweiten Nachfrage nach Strom. Das mag nach wenig klingen, ist aber immerhin eine Verdoppelung verglichen mit dem Anstieg in der Zeit zwischen 2013 und 2023.
Und dieser Anstieg soll ausgerechnet mit fossilem Brennstoffen bedient werden? Ein Blick in die Zukunft zeigt einen anderen Trend.
Denn gleichzeitig stammen 80 Prozent des weltweiten Wachstums bei der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien und Kernkraft. Der Löwenanteil entfällt auf den Solarbereich: In den USA etwa wurde erstmals mehr Strom aus Wind und Sonne erzeugt als aus Kohle. Und in Deutschland knöpfen Wind und Solar den fossilen Energieträgern immer mehr Marktanteile ab. Fast 60 Prozent der Gesamtstromerzeugung in Deutschland stammt aus Erneuerbaren Energien.
Einziges Problem: Die Spitzen im Stromverbrauch. Sonne und Wind liefern je nach Wetterverhältnissen nicht immer ausreichend Strom. Diesem Problem lässt sich etwa mit einer Flotte an Backup-Gaskraftwerken begegnen, die in Spitzenzeiten oder während einer Dunkelflaute anspringen. Eine günstigere Alternative ist der Zubau von Batteriespeichern.
Ohne klimafreundliche Technologien läge der globale CO2-Ausstoß nochmal um sieben Prozentpunkte höher, heißt es in dem IEA-Bericht. Außerdem wird aufgrund des Booms im Strom-Sektor erwartet, dass die Emissionen um das Jahr 2030 herum gipfeln und anschließend fallen werden. Die Zahlen weisen also auf eine ganz andere Zukunft hin: Eine Welt, in der der Markt fossile Brennstoffe aufgrund steigender Kosten zunehmend unattraktiv macht – während Erneuerbare Energien kontinuierlich günstiger sein werden.
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