Hochwasser in Tegernsee: Stadt plant Maßnahmen gegen das Flutrisiko
Der heftige Starkregen hat auch die Stadt Tegernsee getroffen. Um für künftige Überflutungen besser gerüstet zu sein, nimmt die Stadt am Förderprogramm für ein Sturzflut-Risikomanagement teil.
Tegernsee - Es war reiner Zufall, dass Mitarbeiter des Bauhofs noch vor einer Woche den Durchlass eines Bachs am Leeberg kontrollierten. Eine routinemäßige Aufgabe, bei der sich zeigte, dass jede Menge Bauschutt im Bach lag und den Durchlass verstopfte. Der Durchlass wurde geräumt. „Zum Glück, sonst hätte das Unwetter für einige Hausbesitzer am Leeberg schlimme Folgen gehabt“, sagt Bürgermeister Johannes Hagn am Tag nach dem Starkregen, der überall im Ort und auch weiter oben auf Berg- und Wanderwegen Spuren hinterließ.
Starkregen in Tegernsee war absehbar - Hochwasser erreichte Meldestufe 1
So schoss etwa Wasser aus dem Lärchenwald Richtung Bundesstraße, wo es, zusammen mit jeder Menge Kies, in den Abendstunden von der Feuerwehr beseitigt werden musste. Die Fahrstraße hinauf zur Neureuth habe ebenfalls aufgrund verschlossener Durchlässe Schaden genommen. „Das muss jetzt nach und nach repariert werden“, sagt Hagn, der am Dienstag vom Rathaus hinunter auf die teils überflutete Uferpromenade blickt. Um 19 Uhr am Montag hatte der Tegernsee den kritischen Pegel von 726,21 Meter NHN (Normalhöhennull) erreicht und damit Meldestufe 1, ab diesem Zeitpunkt beginnt der See die Uferpromenaden zu überfluten. Nachts um 4 Uhr war der Höchststand von 726,47 erreicht, ab da begann sich die Lage wieder zu entspannen. Diesmal.
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„Es war absehbar, dass starker Regen kommt“, sagt Hagn rückblickend. Von einer Sturzflut sei Tegernsee aber verschont geblieben. Sturzfluten werden durch ungewöhnlich heftige Starkregenereignisse ausgelöst, die extremen Oberflächenabfluss zur Folge haben. Um das Risiko zu managen, hat im Oktober 2022 ein Fachbüro damit begonnen, die Gefährdung von Tegernsee-Süd unter die Lupe zu nehmen.
Stadt beantragt Fördermittel - Maßnahmen gegen Überflutung werden im Sommer vorgestellt
Die Untersuchungen erfolgen in fünf Schritten: Nach einer Bestandsanalyse werden Gefahren ermittelt, dann Gefahren und Risiken beurteilt und schließlich konzeptionelle Maßnahmen sowie Strategien zum kommunalen Sturzflutrisikomanagement entwickelt. „Es werden 3-D-Modelle im Umgriff eines jeden Hauses erstellt“, sagt Hagn. Aktuell würden diese Ergebnisse digitalisiert. Das Ergebnis sind dann etwa Starkregengefahrenkarten für die Niederschlagsjährlichkeit fünf, 30, 100 und 1000 Jahre. Im Sommer soll es eine Veranstaltung für alle interessierten Bürger geben. Dabei werde aufgezeigt, wie stark jeder gefährdet sei. Als „hoch“ bis „sehr hoch“ wird bereits die Schwaighofstraße (B 307) beim Wiesenbach und Schwaighofbach eingestuft. Überhaupt stehe die Seniorenresidenz und die Tankstelle im Fokus.
„Wir geben da jetzt ganz schön Gas“, kündigt Hagn an, der auch ein wenig stolz darauf ist, dass Tegernsee als erste Kommune im Landkreis die staatlichen Fördermittel für das Management-Programm beantragt hat. 200 000 Euro hat der erste Abschnitt Tegernsee-Süd gekostet, zwei Drittel fließen als Staatszuschuss zurück in die Stadtkasse. Die gleiche Summe wurde vor Kurzem im Stadtrat freigegeben für die Untersuchung des nördlichen Stadtgebiets. Hier läuft alles nach gleichem Muster: Situation erkunden, Strömungsmodelle erstellen und Szenarien errechnen.
Große Gefahr geht von Wildbächen aus
Hagn ist viel daran gelegen, das Thema öffentlich zu machen. Denn die Hausbesitzer sind es, die am Ende Schutzmaßnahmen ergreifen müssen. „Die Hochwasser-Katastrophe von 2013 hat aber bereits dazu geführt, dass die allermeisten von Öl auf Gas umgestellt haben“, berichtet Hagn. Eine Herausforderung bleiben die 17 Wildbäche im Stadtgebiet, von denen eine große Gefahr ausgeht, wenn die Verrohrungen verstopft sind. Deshalb appelliert Hagn immer wieder an die Bewohner, die Durchlässe stets freizuhalten. „Es wäre also besser, mal den Rasenmäher stehenzulassen und sich zuerst der Verrohrung eines Bachs auf dem Grundstück zu widmen“, sagt Hagn.
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Erneut ein Jahr werde es wohl dauern, bis auch für Tegernsee-Nord die Ergebnisse des Sturzflut-Risikomanagements vorliegen. „Es war definitiv richtig, da einzusteigen“, sagt Hagn. „Denn nach dem Unwetter ist vor dem Unwetter.“