„Rock’n‘Rosi“ für die Mama der Mittelschule: Rosi Karbaumer verabschiedet
Fast 40 Jahre war Rosi Karbaumer Lehrerin in Taufkirchen. Jetzt wurde der Rock-Fan mit einem Rock-Festival verabschiedet.
Taufkirchen – Auf dem Rücksitz eines laut hämmernden Motorrads kam Roswitha Karbaumer herangebraust. Hausmeister Georg Ruhstorfer lenkte den Chopper der Marke Suzuki Intruder M1800 R. Im Pausenhof stand erwartungsvoll die Lehrerschaft der Mittelschule bereit, aktuelle und ehemalige Lehrkräfte, und die beiden Schulleiter Ade Geier und Gabi Reiss. Was diese alles vorbereitet hatten, sprengte den Rahmen einer normalen Verabschiedung: Es war das Festival „Rock’n’Rosi 2024“.
Denn die dienstälteste Lehrerin, die seit 1985 an der Mittelschule war, liebt es, mit ihrem Mann Konrad Karbaumer auf Konzerte und Festivals zu gehen, am liebsten Hardrock. So schallte auch AC/DC über die Lautsprecher, als Rosi Karbaumer strahlend vom Motorrad kletterte. Ihr Ehemann Konrad, die Söhne Philipp, Tobi und Maxi samt Schwiegertöchtern, die beiden Enkelsöhne, ihr Vater, ihre Schwester und Nichte sowie alle weiteren Gäste jubelten ihr zu.
Ums Handgelenk bekam jeder, der Einlass wünschte, ein Armband mit der Aufschrift „Rock’n‘Rosi“ – wie auf einem Musikfestival. Die 64-Jährige und ihre Familie genossen, wie auch alle anderen Gäste, was sich ihre Kollegen hatten einfallen lassen. Kollege Flo Wimmer schenkte als Barkeeper Cocktails und Desperados-Bier aus, Michael Paulus brutzelte am Grill, und im Pausenhofzelt waren Biertische, Bühne sowie ein Salatbüffet aufgebaut.

Rektor Ade Geier bat die Festgäste, draußen im Atrium Platz zu nehmen, denn statt Dankesreden hatte die Schulfamilie lustige Einlagen vorbereitet, die Roswitha Karbaumer mit all ihren pädagogischen Eigenschaften, ihren Stärken, ihrer Affinität zu Hard- und Software sowie Anglizismen, aber auch ihren kleinen Macken aufzeigten. Ihr Chef bat sie zu sich nach vorne und los ging‘s.
Geier verglich sie mit prominenten Frauen, wie Angela Merkel, Queen Elisabeth oder Mutter Teresa, um sie dann zu adeln, sprich ihr eine Schärpe mit der Aufschrift „Zu ewigem Dank verpflichtet unserer Mutter der Schule – Rose forever“ umzuhängen.
Konrektorin Gabi Reiss erzählte, wie ihr die zehn Jahre ältere Kollegin half, als sie nach Taufkirchen kam. Sie sei täglich schon um 7 Uhr im Klassenzimmer gewesen, wo sie die schwierigsten Schüler mit viel Verständnis und mütterlicher Fürsorge für sich und die Schule gewinnen konnte.
Helferin in vielen Notlagen
Auch die Ganztagesklassen sowie die Inklusion an der Mittelschule habe man gemeinsam mit auf den Weg gebracht. Förderlehrer Robert Ackermann erinnerte an gemeinsame Klassenfahrten, wo Karbaumer immer die richtigen Ausflugsideen und Tröster parat gehabt hätte.
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Verkleidet als frischgebackener Professor, bat sie schließlich Manfred Stangassinger um Unterstützung in seiner ersten Sprechstunde. Nach der Reihe kamen Kollegen bei diesem köstlichen Sketch mit den unterschiedlichsten Zipperleins daher in die Beratung: etwa schmerzhafte Beulen am Handgelenk, IT-Probleme sowie schwere Schultaschen, dicke Wochenpläne, ein voll behängter Schlüsselbund, alte Kalender sowie Problemen mit Katzen. Karbaumers Wissen um Botanik, Heilkunde, Pädagogik, Katzenkunde oder praktische Lösungen ist immens. Sie hatte quasi immer einen Schraubenzieher parat.
Auch archiviert sie alles, wie ihr Mann Konrad, langjähriger Geschäftsführer im Rathaus, der sich im Ruhestand den Schätzen im Heimatkundlichen Gemeindearchiv widmet. Schließlich wurde ihr noch der „Nobelpreis für Heimwehtropfen“ für Schul- und Klassenfahrten verliehen. Dann stärkte man sich bei Köstlichkeiten vom Grill und vom Buffet.
Gesättigt stellten sich danach im Zelt ihre Kollegen zum Chor auf und schmetterten ihre Version des Spider-Murphy-Hits „Skandal um Rosi“. Kollege Steffen Krause ließ mit herrlichen Privatfotos von Karbaumer und Einspielungen der Minions und Rockbands ihr Leben Revue passieren. Karbaumer dankte vor allem ihrer gesamten Familie, aber auch allen, die ihren Lebensweg begleitet haben und ihrem Lehrerkollegium für dieses Abschiedsfest.
Abschlussbericht
Kollegin Iris Gerlach brachte es beim Abschlussbericht auf den Nenner: Roswitha Karbaumer ist nicht nur Lehrerin, sondern Archivarin, Mama der Nation, Kultur-Referentin, Gossip Girl, Botanisches Lexikon, Krankenschwester, analoger Worksheet-Creater, Emanze, Technik-Nerd und Gelbe Seiten für Ärzte.