Hier werden in Erding 188 Flüchtlinge wohnen
Der Investor stellt die Unterkünfte vor. Bezugsfertig werden die Räume und Wohnungen im September vor.
Erding - Eine Warnung hatte Florian Brandhuber vorab: „Der Maler war gerade da, und ich weiß jetzt nicht, an welcher Wand er gearbeitet hat. Also bitte nirgends anlehnen!“ Alles noch feucht also im am heißesten diskutierten Bauprojekt Erdings. Willkommen im Gebäude an der Dr.-Henkel-Straße, wo gerade auf 1800 Quadratmetern Unterkünfte für 188 Flüchtlinge entstehen. Im Dezember 2023 war Spatenstich, richtig los ging es wegen des Wintereinbruchs aber erst im März. Kurz vor der Fertigstellung hat der Bauherr den Erdinger Stadtrat zur Besichtigung eingeladen.
„Jetzt kommt noch der Fliesenleger, wir machen die Außenanlagen. Mitte September ist geplant, dass wir ans Landratsamt übergeben”, sagt Brandhuber. Der Mietvertrag sei mit der Regierung von Oberbayern geschlossen. Deren Richtlinien seien eingehalten. Mehr als das. „Wir übererfüllen das mit Gemeinschaftsräumen, zum Beispiel Hausaufgabenbereiche oder Sozialräume“, berichtet Brandhuber.
Die Personen sind ja da. Wir haben kein Schiff gechartert und die Leute aus dem Mittelmeer nach Bayern gebracht.
Das sei auf Anraten der Mitarbeiter aus dem Landratsamt geschehen. „Räume, die von der Regierung von Oberbayern nicht bezahlt werden, die wir aber trotzdem errichtet haben, weil wir glauben, dass es ohne solche Sozialräume nicht funktionieren kann.“ Auch ein Spielplatz mit einem 60 Quadratmeter großen Sandkasten, Schaukel und Wippe werde noch entstehen. Das sei auch ein dringender Wunsch der Stadt gewesen, erzählt Erdings Oberbürgermeister Max Gotz später der Heimatzeitung, der bei der Ortsbesichtigung selbst nicht dabei sein konnte.
Ein Riesenbau für zehn Jahre?
Laut Bauleitplaner Tobias Eckart waren zehn Firmen am Bau beteiligt, „die alle aus der Region kommen“. Der Komplex besteht aus 580 Betonteilen. „Ein Wandelement wiegt 20 Tonnen”, erzählt Eckart. Die tragenden Teile innen seien 24 Zentimeter dick, „und außen ist quasi die fertige Fassade schon in Beige eingefärbt.” Auf das Flachdach komme noch eine PV-Anlage, und sollte das Gebäude abgerissen werden, könne der Beton gebrochen und zum Beispiel im Straßenbau wiederverwendet werden.
Abgerissen? Wie ist denn die Halbwertszeit des vierstöckigen Riesenkomplexes? Eckart muss schmunzeln. Beton halte natürlich ewig, aber es dient nur zum Zweck als Flüchtlingsunterkunft. Und der Mietvertrag mit der Regierung von Oberbayern laufe eben zehn Jahre, fügt Brandhuber hinzu. Burkhard Köppen (CSU) will vom Investor wissen, wie er das Echo der Bevölkerung empfunden habe, als die Baupläne bekannt wurden. „Insbesondere die umliegenden Anwohner und Praxen sind zum Teil Sturm gelaufen.“
16 Quadratmeter für zwei Personen
Er habe mit einem Arzt telefoniert, entgegnet Brandhuber. „Ich habe ihm gesagt, dass wir ihm keine Stellplätze wegnehmen können, weil er nie welche besessen hat.” Widerstände gegen sein Projekt seien ihm gegenüber nie ausgesprochen worden. „Wenn man mit der Flüchtlingspolitik nicht einverstanden ist, bin ich der falsche Ansprechpartner. Dann muss man sich an die Bundesinnenministerin wenden. Wir bauen das, was nachgefragt wird. Wenn die Regierung von Oberbayern uns bittet, ein Studentenheim zu errichten, dann bauen wir das genauso. Die Personen sind ja da. Wir haben ja kein Schiff gechartert und die Leute aus dem Mittelmeer nach Bayern gebracht, sondern wir bauen die Unterkünfte für die Personen, die bereits hier sind.“
Meine news

Zum Objekt selbst: 70 Prozent, also über 1300 qm, seien klassische Gemeinschaftsunterkünfte mit 16 Quadratmeter großen Zimmern für je zwei Personen. Das seien zwei Quadratmeter mehr als von der Regierung vorgeschrieben. Und dann gebe es noch fünf Wohnungen für Familien.
Er habe sich exakt an den Bebauungsplan gehalten, wobei das maximal zulässige Bauvolumen gar nicht ausgeschöpft worden sei. Es habe keine Ausnahmen bei den Abstandsflächen gegeben. „Wir haben hier genau exakt so gebaut wie bei einem konventionellen Wohnungsbau. Das einzige, in dem wir uns unterscheiden, ist, dass wir keine Tiefgarage haben. Die Bewohner haben hier in der Regel eben keine Fahrzeuge.“ Stellplätze gebe es aber schon, nämlich 19.
Das Landratsamt stellt die Möbel
Geheizt werde mit Gas. Das Landratsamt sorge für die Möblierung, „Küche und Bad kommt von uns“, erklärt Brandhuber, der auch einen Vollzeit-Hausmeister beschäftigen will. Der komplette Boden werde gefliest. „Der Anspruch ist jetzt nicht, hier ein komfortables Luxushotel zu bauen, sondern es ist ein zweckmäßiges Gebäude. Es ist auch deutlich besser im Vergleich zu Containeranlagen.“
Brandhuber: „Wir sind Immobilienunternehmer. Wir bauen das, was gefragt wird. Das ist ja nicht unser einziges Projekt. Wir haben in der Hager Straße Ost neun Hektar Grund erworben, wo wir 700 Wohnungen konventionell bauen. „Wie ich in der Zeitung gelesen habe, sagt das Landratsamt, dass alle zwei Wochen 50 Personen kommen. Da weiß ich nicht, wo man die Menschen unterbringen soll.“ Das nächste Projekt steht auch schon an. In Aufhausen entsteht eine weitere Unterkunft für gut 200 Asylbewerber.
Das Gebäude in Zahlen
Wohnfläche: Auf 1330 m² ist in der Gemeinschaftsunterkunft Platz für 153 Personen. 470 m² sind für die fünf konventionellen Wohnungen für insgesamt 35 anerkannte Flüchtlinge gedacht.
Stellplätze: 19 Kfz-Plätze, davon 1 Stellplatz für Behinderte, 86 Fahrradstellplätze