Ja zu 56-Meter-Wohngebäude im Ort
Taufkirchen – Der Gemeinderat Taufkirchen stimmt mehrheitlich dem Modell-Projekt an der Bahnhofstraße zu. Doch es gibt auch kritische Stimmen.
Die Gemeinde Taufkirchen hat den baurechtlichen Weg für ein dreigeschossiges Wohngebäude nördlich der Bahnhofstraße geebnet. Die Gemeinderäte stimmten mehrheitlich für eine Änderung des Flächennutzungsplanes und die Bauleitplanung auf den beiden Flurstücken. Die erste Hürde hatte der Plan des Dorfener Architekturbüros Anger & Groh bereits im vergangenen Jahr genommen, als der Gemeinderat dem Projekt grundsätzlich grünes Licht gab.
Architekt Alexander Groh stellte den Gemeinderäten eine erste Rohplanung für das rund 56 Meter lange und 13,40 Meter breite Gebäude vor. 24 Wohnungen in einer Mischung von Zwei-, Drei- und Vierzimmerwohnungen sollen dort untergebracht werden – „wahrscheinlich zum Verkauf“, wie Groh auf Nachfrage bestätigte.
Rund ein Drittel der Gesamtwohnfläche soll im Sinne der Sozialgerechten Bodennutzung (SoBoN) als preiswerterer Wohnraum zur Verfügung stehen. Generell strebe man einen Quadratmeterpreis „deutlich unter 5000 Euro“ an, erläuterte der Planer. Es sei ein Pilotprojekt für das sein Büro, so Groh.
Viel Holz wenig Beton
Das langgestreckte Gebäude soll „in innovativer und nachhaltiger Bauweise“ gebaut werden, laut Planvorlage mit so viel Holz und so wenig Beton wie möglich. Um die Baukosten zu senken, ist für die Autos der Bewohner keine Tiefgarage vorgesehen – laut Architekt ein „wesentlicher Kostenfaktor“.
Stattdessen sollen die Fahrzeuge unter dem Haus parken. Dazu wollen die Architekten die Hanglage ausnutzen und das Gebäude quasi auf Stelzen stellen. Zusätzliche Stellplätze werde es entlang der Straße geben, aber alle auf eigenem Grund. Der Gehweg entlang der Bahnhofstraße werde dazu weiter nach innen verlegt und führe am Gebäude entlang.
Dass die Bahnhofstraße durch zusätzliche Parkplätze nicht schmäler werde, zweifelte Gemeinderätin Barbara Leiner (SPD) an. Sie verwies auf die gemeindlichen Längsparkplätze auf der anderen Straßenseite, die bisher nicht genutzt würden. Die würden aber mit der Bebauung der beiden Grundstücke wegfallen.
Das ist nicht ihr einziger Kritikpunkt an dem Projekt: Im Gespräch mit unserer Zeitung wiederholte sie ihre Bedenken, die sie bereits im Oktober geäußert hatte. „Ich bin nicht grundsätzlich dagegen, dass Wohnungen gebaut werden. Aber dieses Gebäude ist an dieser exponierten Stelle einfach viel zu groß“, sagte sie. Mehrere, versetzt angeordnete Gebäude würden sich weit besser in das Ortsbild einfügen.
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Ausreichend Stellplätze
Das Bauprojekt entspreche auch nicht den Vorgaben des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK), in dessen Geltungsbereich beide Flurnummern liegen. Darin hatte die Gemeinde den „Erhalt und die Sicherung der typischen Baustruktur“ und eine „Intensivierung der Begrünung“ in den Innenbereichen festgelegt. Im Widerspruch dazu werde nun ein riesiges Gebäude auf die grüne Wiese gebaut, kritisierte sie. Als eine von vier Räten stimmte sie gegen die Änderung des Flächennutzungsplanes und die Bauleitplanung. Zusätzlich bestand sie darauf, dass sie namentlich im Protokoll erwähnt wird. „Diesen Schuh ziehe ich mir nicht an“, sagte Leiner.
Andere Anmerkungen an der im vergangenen Jahr vorgestellten Planversion waren in der neuen Vorlage berücksichtigt. Statt eines Flachdachs hat das geplante Gebäude jetzt ein Satteldach, allerdings mit einer geringen Neigung von 18 Grad.
Der Architekt versprach auch, ausreichend viele Stellplätze einzuplanen. „Grob geschätzt zwischen 32 und 34, die alle auf dem Grundstück untergebracht werden“, so Groh. Laut Stellplatzsatzung der Gemeinde, auf die Hans Baumgartner, Verwaltungsinspektor im Bauamt, hinwies, müssen für Wohnungen bis 55 Quadratmeter ein Stellplatz, für größere Wohnungen zwei Stellplätze und 0,25 Stellplätze pro Wohnung für Besucher vorhanden sein.
Photovoltaik noch ungewiss
Ein Fragezeichen setzte der Architekt hinter die Ausstattung mit einer Photovoltaik-Anlage. Dafür brauche es einen Betreiber, im Idealfall einen Energieversorger. Für die sei das geläufige Mieter-Strom-Modell, bei dem der Strom um zehn Prozent billiger an die Hausbewohner abgegeben werden müsse, nicht lukrativ genug. Grundsätzlich sei man an einer Stromversorgung mit nachhaltigen Technologien wie einer Wärmepumpe sehr interessiert, sagte Groh.
Mit ihrem mehrheitlichen Ja gaben die Gemeinderäte den Startschuss für eine detaillierte Überplanung der beiden Flurgrundstücke an der Bahnhofstraße.