Waakirchen schraubt den Preis fürs Trinkwasser um 41 Prozent nach oben. Gezwungenermaßen, wie Bürgermeister Norbert Kerkel beteuert. Die Erhöhung war längst überfällig. Dem Gemeinderat blieb nur die Zustimmung. Aber man ist sich bewusst, dass dies vor allem die Landwirte hart trifft.
Waakirchen – Bio-Bäuerin Christine Weindl (CSU) ist es wohl noch nie so schwer gefallen, die Hand zu heben. „Ich schäme mich, wenn ich einer Wasserhöhung von 41 Prozent zustimmen muss“, erklärte sie im Gemeinderat. Ob es denn keine Möglichkeit gebe, die Anhebung moderater zu gestalten, hakte sie nach: „Vielleicht erst 20 Prozent und dann noch einmal 20 Prozent? Dann hätten Landwirte Zeit, Zisternen zu bauen.
Bürgermeister Norbert Kerkel (FWG) schüttelte bedauernd den Kopf. „Mir wäre es auch lieber, wenn es ein Schlupfloch gäbe“, meinte er. Das Dilemma hatte er zuvor ausführlich geschildert. Seit 2012, also nun zwölf Jahren, hat die Gemeinde Waakirchen die Wassergebühren nicht mehr angepasst. Ein Kubikmeter kostete konstant 1,55 Euro. Eigentlich, erklärte Kerkel, sind die Gebühren alle vier Jahre neu zu kalkulieren. Sie müssen von Rechts wegen kostendeckend sein.
Sechs Millionen Euro nicht umgelegt
In Waakirchen ist dies schon lange nicht mehr der Fall, was der Rechnungsprüfer auch immer wieder angemerkt hatte. Den Fehlbetrag – rund 100 000 Euro im Jahr – deckte die Gemeinde aus ihrem Haushalt. Obendrein wurde zum Beispiel mit dem Bau eines Hochbehälters und einer neuen Leitung nach Piesenkam kräftig in die Wasserversorgung investiert, ohne die Kosten umzulegen. „Von unseren acht Millionen Schulden sind sechs Millionen in die Wasserversorgung gelaufen“, erklärte Kerkel.
Ab Oktober werden für den Kubikmeter Wasser nun 2,19 Euro erhoben. Der Preis für die Abwasserentsorgung steigt von 1,70 auf 1,79 Euro. „Das ist sauber durchkalkuliert“, erklärte Kerkel. Die neuen Gebühren hat ein Fachbüro im Auftrag der Gemeinde berechnet. Es ist das Ergebnis einer großen Aufarbeitung. Seit zwei Jahren sei man im Rathaus mit dem Thema befasst, erklärte Kerkel. Dies habe viel Grundlagenarbeit erfordert: „Die Anlagen waren gar nicht richtig erfasst.“
Es trifft vor allem die Landwirte
Endlich sei nun alles ordentlich aufs Gleis gesetzt. Künftig werden die Gebühren alle vier Jahre kalkuliert, sodass die Preissprünge moderater ausfallen. Doch jetzt ist erst einmal eine satte Steigerung zu verdauen. In einem Durchschnittshaushalt schlägt sie mit etwa 50 bis 60 Euro zu Buche. „Aber das Problem waren ja immer nicht die Haushalte, sondern die Landwirte“, meinte Martin Weingärtner (ABV). Eine Kuh braucht 80 bis 100 Liter Wasser pro Tag, entsprechend stark wirkt sich eine Preiserhöhung aus.
Leider, so Kerkel, dürfe die Gemeinde für Landwirte keinen ermäßigten Wasserpreis beschließen. Dann wäre die Satzung rechtlich angreifbar. Im Vorfeld habe man viele Gespräche geführt, aber an der kalkulierten Erhöhung führe kein Weg vorbei. so Kerkel: „Wir haben da keinen Spielraum.“
„Für Bauern ist es doch gerade schon schwer genug“
Das ist für Landwirtin Weindl nachvollziehbar, aber bitter. „Für Bauern ist es doch gerade schon schwer genug.“ Sie wolle auch daran erinnern, dass Landwirte Lebensmittel produzieren. „Davon profitieren alle.“ Monika Pfisterer (FWG) wünschte sich ebenfalls einen Sonderpreis für Landwirte: „So viele haben wir ja leider nicht mehr.“
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Geschäftsleiter Markus Liebl, selbst Nebenerwerbslandwirt, rechnete vor, dass der neue Wasserpreis einem bäuerlichen Betrieb im Schnitt rund 500 bis 600 Euro mehr pro Jahr abverlangt. Ein Betrag, der manchem zu niedrig gegriffen scheint. „Das geht eher in die Tausende“, meinte eine Bäuerin, die gemeinsam mit einem Kollegen als Zuhörerin zur Sitzung gekommen war.
Wasserversorgung dank Investitionen auch in der Zukunft gesichert
Das Thema hatte schon im Vorfeld die Gemüter erhitzt. Doch beim Beschluss duckte sich im Gemeinderat niemand weg, die Zustimmung erfolgte einstimmig. In all den Jahren mit gleichbleibendem Preis habe die Gemeinde den Bürgern und vor allem den Bauern auch Geld gespart, erklärte Rudi Reber (ABV). Mit dem neuen Wasserpreis bewege sich Waakirchen immer noch im Mittelfeld. Der Mehrwert, meinte Kerkel, liege vor allem darin, dass die Gemeinde mit vielen Investitionen sichergestellt habe, dass immer einwandfreies Wasser in der gewünschten Menge zur Verfügung stehe. Dies sei schon anders gewesen, erinnerte sich Günther Jeske (FWG). In Schaftlach habe man zu Dürrezeiten früher Wasser rationieren müssen. Gerade angesichts der aktuellen Hitzewellen sei eine ordentliche Wasserversorgung von überragender Bedeutung: „Ich möchte das Geschrei nicht hören, wenn wir wieder rationieren müssten.“