Kein Bock auf TikTok: Die Königin der Angler liebt ihr Hobby: „Finden die meisten nicht so spannend“

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Maja Raum am Fluss: Dort angelt die 16-Jährige regelmäßig. © Privat

Maja Raum (16) liebt das Angeln. Das Mädel aus Eurasburg angelt oft um Wolfratshausen, während ihre Freunde zuhause sitzen und aufs Handy starren.

Wolfratshausen - Angeln ist ungefähr das Gegenteil von TikTok. Auf TikTok passiert ständig etwas. Alles blinkt, alles ist laut, alles ist aufregend. TikTok ist bei Maja Raums Freunden beliebt. Die 16-Jährige hat sich anders entschieden. Wann immer sich ihr die Chance bietet – und sie bietet sich oft – geht Maja zum Angeln. Offensichtlich macht sie das nicht nur ziemlich gerne, sondern obendrein ziemlich gut. Maja ist Oberbayerns erste Jugendfischerkönigin.

Vater Tobias Raum ist ziemlich stolz auf den Erfolg seiner Tochter. Und ein bisschen mitverantwortlich ist er auch. Die Eurasburgerin geht nämlich regelmäßig mit ihrem Vater zusammen an Flüsse und Seen. „Wenn Papa sagt, dass er Angeln geht, komme ich mit“, erzählt sie. Ein-, zweimal in der Woche steht oder sitzt Maja am Wasser, wirft ihre Angel aus und genießt. „Ich mache es einfach richtig gern.“ Meditativ ist das klassische Angeln mit einem Köder im Wasser und den Händen im Schoß. „Man kann aber auch viel aktiver angeln“, erklärt die Schülerin. Spinnangeln zum Beispiel sei weit vom Herumsitz-Klischee entfernt. „Da ist man eigentlich ständig in Aktion“, erklärt Tobias Raum. Die Angler werfen dafür immer wieder einen Köder aus, den sie in sanften Kurvenbewegungen wieder einziehen. „Das ist cool“, findet Maja. Die verschiedenen Arten zu angeln, machen ihr Hobby abwechslungsreich – „viele glauben, dass das langweilig ist und man nur herumsitzt“. Maja weiß, dass es nicht so ist. Herumsitzen, das machen die anderen.

16-Jährige ist erste Fischerkönigin Oberbayerns - 47 Mal haben Männer gewonnen

Vielleicht liegt es an den Klischees, dass die meisten ihrer Freunde nicht so wahnsinnig viel mit ihrem Hobby anfangen können. „Wenn ich vom Angeln erzähle, finden das die meisten nicht so spannend“, sagt Maja. Sie klingt dabei keineswegs verbittert. Im Gegenteil: „Wenn die anderen daheim sitzen und auf ihr Handy schauen, bin ich in der Natur, wo es richtig schön ist.“ Oft macht sie Fotos von ihren Ausflügen, so gut gefällt‘s ihr in der Region. „Hier in Oberbayern zu angeln, das ist schon traumhaft“, weiß ihr Vater. Er blickt auf die Loisach in Wolfratshausen, ein Gewässer, an dem das Vater-Tochter-Gespann gerne und regelmäßig fischt. Gerade darf er hier seine Angel aber nicht auswerfen – wegen der Schonzeit für die jungen Fische.

Tobias Raum ist Jugendleiter im Bezirksfischereiverein Wolfratshausen. In dieser Funktion hat er mitbekommen, dass es immer mehr Interesse am Angeln gibt – gerade auch von jungen Leuten. Los ging das während der Corona-Pandemie, als das Hobby am Fluss eine der wenigen Möglichkeiten war, sich an der frischen Luft zu betätigen. „Seitdem kommen immer mehr Anfragen.“ Maja hat noch eine Theorie, warum dieses Hobby beliebter wird: „Wir schauen so viel auf Bildschirme und sitzen drinnen. Manche wollen einfach eine Abwechslung.“

Ekel vor dem Töten und Ausnehmen: Viele Jugendliche ssind abgeschreckt

Gerade für die Jugendlichen gibt es aber auch abschreckende Aspekte. Allen voran: Man tötet Fische und nimmt sie aus. Maja Raum kennt das „schon lange, mir macht das Ausnehmen nichts mehr aus“. Sie könne allerdings gut verstehen, wenn jemand das glitschige Gedärme am Anfang ein wenig ekelhaft findet. „Ich weiß, dass man sich daran gewöhnt.“ Vor allem dann, wenn man es so lange schon kennt wie die Neuntklässlerin selbst. „Die meisten kommen über ihre Eltern zu dem Hobby“, sagt der Vater. Sonst sei es unter 18 Jahren auch schwierig, überhaupt eine Erlaubnis zu kriegen.

Maja und ihr Zwillingsbruder Moritz waren eigentlich schon immer dabei: „Als kleine Kinder durften wir mit dem Papa zum Fischen mitkommen und manchmal die Angel halten.“ Mit zehn Jahren waren die Zwillinge alt genug, um in den Fischereiverein einzutreten und den Jugendfischereischein zu machen. Seitdem ist es noch schwerer, Maja vom Wasser fernzuhalten. Die viele Erfahrung hat sich für sie aber ausgezahlt. Denn beim bisher größten Wettbewerb ihrer Fischer-Karriere hat die 16-Jährige ziemlich abgeräumt.

16-Jährige ist erfolgreiche Fischerin: „Glück gehört dazu“

Sie besuchte das Jugendausbildungszeltlager des Fischereiverbands Oberbayern, wo sie sich fünf Tage lang mit ihrer großen Leidenschaft beschäftigte und Zeit mit anderen begeisterten Anglern verbrachte. Für die Eurasburgerin waren so viele Angler in ihrem Alter eine neue Erfahrung. „Das war eine richtig schöne Gemeinschaft“, erklärt sie und grinst. In der Atmosphäre eines Camping-Ausflugs saßen die Jungfischer zusammen und plauderten über ihr Hobby.

Dann erzählt sie von dem Wettbewerb, der sie zur Fischerkönigin gemacht hat. In sechs Kategorien – Knotenbinden, Fliegenbinden, Zielwerfen, Fischerprüfung, Naturerkennen und Königsfischen – traten 112 Jugendliche aus ganz Oberbayern gegeneinander an. Keiner war so gut wie Maja. Den Grund für den Erfolg kennt sie genau: „Ich habe ziemlich viel geübt.“ Und mit einem Lächeln fügt sie hinzu: „Und ich habe endlich einmal Glück gehabt. Das braucht man nämlich auch dazu.“ Maja ist das erste Mädchen, das genügend Glück hatte, den ganzen Wettbewerb zu gewinnen – zum ersten Mal hat Oberbayern eine Jugendfischerkönigin. Und das bei der 48. Auflage des Wettkampfs. „Es waren aber auch nie viele Mädchen dabei“, weiß ihr Vater. Auf neun Jungs komme vielleicht ein Mädchen im Camp und beim Wettbewerb.

Straffes Programm bis zum Angelschein

Inzwischen hat sich die Jugendfischerkönigin zum Angelschein hochgearbeitet. Die Vorbereitung auf die Erlaubnis war kräftezehrend: „Schlimmer als in der Schule“ fand Maja das – und wenn man ihr zuhört, erkennt man trotz ihres Lachens, wie schlimm sie das findet. An vier vollgepackten Tagen wurde ein straffer Lehrplan durchgezogen – mit Themen wie Gewässerkunde, Tierschutz oder Rechtskunde. „Der letzte Tag war der beste. Da war Praxistag.“ Bis Maja 18 Jahre alt ist, gibt es noch Einschränkungen für die 16-Jährige: „Ich darf zum Beispiel nicht alleine an Flüssen fischen“, dafür braucht sie noch erwachsene Begleitung. Nur an Seen darf sie ihre Angel schon alleine auswerfen. Diese Regeln gelten auch für die Fischerkönigin – selbst für die erste ihrer Art.

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