Dr. Anna von Rebay aus Weßling ist Anwältin der Weltmeere und deren Lebewesen
Eine Weßlingerin mit großer Mission: Dr. Anna von Rebay ist eine besondere Anwältin. Sie vertritt die Weltmeere und deren Lebewesen.
Weßling - Bereits in jungen Jahren entschied sich Anna, den Schwachen zu helfen. Ihrer Vision folgend, schloss Dr. Anna von Rebay (35) ihr Jurastudium ab und gründete 2022 „Ocean Vision Legal“ – die einzige Anwaltskanzlei, die sich ganz auf den Schutz der Ozeane und ihrer Lebewesen im Rahmen der bestehenden Gesetze konzentriert.
Das Meer, sagt die 35-Jährige, ist für sie ein Kraftort. Dort sitzt sie und schaut auf diese unglaubliche Weite. In Bali und Australien, wo sie einen Teil des Jahres verbringt, surft sie und erkundet mit dem Schnorchel das Leben unter der Wasseroberfläche. In Indonesien besucht sie einsame Inseln und unterhält sich mit den dortigen Fischern in deren Sprache über ihren Fang. Und das Dynamit, das sie dabei ins Meer werfen. „Ich kann das verstehen“, sagt sie. Schließlich geht es darum, dass die Familie abends etwas zum Essen auf dem Tisch hat. „Aber die Konsequenz ist, dass die Netze immer leerer sind“, weiß sie. Verbote bringen nichts, sagt sie. „Wir müssen sie aufklären und ihnen Alternativen anbieten.“
Vom Schweinswal bis Korallen ist alles ins Netz
Aktiv geht sie als Kanzlei gegen Grundschleppnetze vor, denen im wahrsten Sinne alles ins Netz geht – von Schweinswalen und Robben bis hin zu Delfinen und Korallen. Aktuell strebt sie eine Klage gegen die Bundesrepublik Deutschland an, die diese Form der Fischerei in Meeresschutzgebieten erlaubt. Denn die Folgen seien offensichtlich: Die Population der Schweinswale ist dramatisch zurückgegangen.
Ebenfalls ein Dorn im Auge ist ihr der Tiefseebergbau. „Dabei wird der Meeresboden umgepflügt, alles hochgepumpt, die Mineralstoffe abgesondert und der Rest über Bord geworfen.“ Dazu müsse man wissen, dass mehr Menschen auf dem Mond waren als in der Tiefsee. „Keiner weiß, was da unten ist“, betont sie. Deshalb gibt es im Recht den Vorsorgegrundsatz: „Wenn du nicht weißt, was die Folgen sind, dann darfst du es nicht machen.“ Aber es kommt Bewegung in der Sache: „Einige Staaten, darunter Deutschland, sprechen sich gegen diese Aktivität aus.“
Kanzlei mit fünf Mitarbeitern arbeitet für NGOs, Umweltvereine und Umweltorganisationen
Mittlerweile besteht die Kanzlei aus einem fünfköpfigen Team, darunter drei Anwältinnen. „Wir arbeiten für NGOs, Umweltvereine und Umweltorganisationen“, sagt die Gründerin. Dabei wollte sie sich als Mädchen eigentlich für Menschenrechte einsetzen, studierte Jura – und geriet wie viele ihrer Kommilitonen „in ein Hamsterrad“. Das beste Staatsexamen sollte es sein, ein guter Job. Nach dem zweiten Staatsexamen flog sie nach Bali zu einer Yogaausbildung. Dort erinnerte sie sich daran, warum sie dieses Studium gewählt hatte. Und als sie am 14. Juni 2017 am Strand entlangschlenderte, traf es sie wie ein Blitz: „Wer gibt eigentlich dem Meer eine Stimme?“ Das war die Geburtsstunde von „Ocean Vision Legal“.
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Dr. Anna von Rebay aus Weßling schriebe eine Dissertation über Meeresschutz
Sie schrieb eine Dissertation über Meeresschutz und gründete im Mai 2022 die Kanzlei. Ihr erster Kunde war eine Stiftung, die sie gleich zu einem Meereskongress mitnahm. Seitdem setzt sie vor Gericht geltendes Umweltschutz- und Tierrecht um und berät kostenlos Küstenbewohner und indigene Völker. Ihr ehrgeiziges Ziel ist es, bis 2030 die natürlichen Rechte des Meeres international anerkennen zu lassen, sodass das Meer – wie ein Unternehmen – vor Gericht als Kläger vertreten werden kann. Diese Vision treibt sie an, denn sie weiß: Nur so kann der Ozean den Schutz erhalten, den er dringend benötigt.
Seit vergangenem Jahr ist sie „Botschafterin des Deutschen Komitees der UN-Ozeandekade“. Kürzlich wurde sie für den „Emotion Award“ nominiert. Auch war ihre Kanzlei Teil eines Gipfeltreffens in dem UN-Gebäude. Ihr Anliegen, Meeresrechte in den Staaten zu implementieren, stimmten 191 Staaten zu. Das macht ihr Mut, sagt sie. „Die Menschen beginnen zu erkennen, dass es ihnen ohne Meer nicht gut geht.“
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