„Als hätte ich Russland geheiratet“: US-Auswanderer-Familie feiert Putins Asyl
Die „Washington Post“ berichtet aktuell über eine US-amerikanische Familie, die bereits im vergangenen Jahr nach Russland übergesiedelt ist und in einer inszenierten Zeremonie in Moskau Asylzertifikate erhalten hat. Die Hares waren aus Texas geflohen, weil sie nach eigenen Aussagen einen angeblichen „moralischen Verfall“ im Westen fürchteten - kein Einzelfall.
US-Familie flieht nach Russland: „Als hätte ich gerade Russland geheiratet“
Leo Hare sagte bei der Zeremonie laut „Washington Post“: „Ich habe das Gefühl, ich wurde für meine Familie auf eine Arche der Sicherheit gesetzt.“
Seine Frau Chantelle ergänzte: „In gewisser Weise fühlt es sich an, als hätte ich gerade Russland geheiratet.“
Das bizarre Video von der Zeremonie wurde auf den offiziellen Medienkanälen des russischen Innenministeriums geteilt und mit dem Kommentar versehen, dass „wieder eine amerikanische Familie unser Land wählt, weil hier traditionelle Werte vom Staat geschützt werden“.
„Anti-Woke-Visum“ wird an Menschen aus 47 „unfreundlichen“ Ländern vergeben
Die „Washington Post“ beschreibt in dem Beitrag weiter, wie Russland sich als letzte Bastion traditioneller Werte gegen den vermeintlichen Verfall im Westen inszeniert.
Ein zentrales Instrument ist das „Anti-Woke-Visum“, das 2024 eingeführt wurde und Menschen aus 47 als „unfreundlich“ eingestuften Ländern ermöglicht, sich unkompliziert in Russland niederzulassen.
Zu den aus russischer Sicht „unfreundlichen“ Staaten gehören unter anderem:
- USA
- Kanada
- Australien
- Schweiz
- Island
- Japan
- sowie die gesamte Europäische Union, also auch Deutschland.
Von den 32 Nato-Mitgliedern befindet sich einzig die nicht auf der Liste.
Russen-Abgeordnete: „LGBT und Migranten sind die zwei Hauptgründe“
Maria Butina, verurteilte rusissche Agentin in den USA und heute Abgeordnete im russischen Parlament, sagte der „Washington Post“: „LGBT und Migranten sind die zwei Hauptgründe, warum Menschen umziehen. Sie empfinden Europa als zu migrantengeprägt oder lehnen LGBT-Werte ab.“

Butina sieht das Visum als „spirituelles Asyl“ und betont in perfektem Kreml-Propagandastil: „Der russische Staat sieht es als humanitäre Mission. Unsere Aufgabe ist nicht, Menschen anzulocken.“
Kreml-nahe Influencer und Blogger produzieren Auswanderer-Videos
Die Kampagne ist dabei gut organisiert: Ein Netzwerk von Kreml-nahen Influencern und Bloggern produziert Videos, in denen westliche Auswanderer Russland loben und den Westen kritisieren. Titel wie „Russland hat keine amerikanischen Probleme“ oder „Der Westen versucht, Russland zu dämonisieren“ sind Teil einer großangelegten Soft-Power-Strategie, mit der Moskau sein Image im Ausland verbessern will.
Die „Washington Post“ berichtet aber auch über die Probleme der Neuankömmlinge in Russland: Betrug, bürokratische Hürden und eingefrorene Konten stellen für manche eine große Belastung dar.
Dennoch wächst der Trend westlicher „anti-woker“ Auswanderer nach Russland, unterstützt von staatlichen Medien, die Russland als Ort der Stabilität und konservativen Werte verkaufen.