„Nord-Korea-Stil“: Diplomaten packen über Treffen mit Trump im Oval Office aus

Einst galten Besuche ausländischer Staats- und Regierungschefs im Weißen Haus als feierliche Rituale der Diplomatie – mit höflichen Gesprächen, gemeinsamen Presseauftritten und symbolischer Nähe. 

Doch laut CNN hat sich unter Donald Trump eine neue, unberechenbare Form dieser Treffen etabliert: weniger Staatskunst, mehr Inszenierung.

Diplomaten beschreiben Oval Office unter Trump als Fernsehstudio und Boxring

Beim Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Februar eskalierte bekanntlich das Gespräch vor laufender Kamera. Trump warf ihm vor: „Du verhältst dich nicht besonders dankbar.“ Vizepräsident JD Vance unterstützte Trumps Kritik öffentlich. Die Stimmung geriet derart aus dem Ruder, dass Trump zwischenzeitlich sogar drohte, die Unterstützung für die Ukraine vollständig einzustellen.

Fünf ehemalige Top-Diplomaten, darunter der frühere französische Botschafter in den USA Gérard Araud, beschreiben das Weiße Haus unter Trump gegenüber CNN als Mischung aus Fernsehstudio und Boxring. 

Diplomatische Regeln wichen Showelementen, bei denen es vor allem darauf ankommt, Trump nicht zu widersprechen: „Man darf Trump öffentlich nie widersprechen, denn er würde sein Gesicht verlieren – und das kann er nicht akzeptieren.“

„Es gibt eine gewisse nordkoreanische Seite im Weißen Haus“

Gabrielius Landsbergis, Litauens ehemaliger Außenminister, nennt die Treffen „eine Show“ und betont, dass Trump die Bühne nutzt, um sich als dominanter Anführer zu inszenieren. Araud fasst das neue Verhalten im Weißen Haus so zusammen: „Man muss sich zuerst übermäßig dankbar zeigen. Man sollte den Präsidenten wirklich loben. Es gibt eine gewisse nordkoreanische Seite im Weißen Haus.“

US-Präsident Donald Trump will heute mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj telefonieren.
Das Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump Wolodymyr Selenskyj im Februar eskalierte vollends. Getty Images

Benjamin Netanjahu trifft Donald Trump am Montag

Auch wenn viele Regierungschefs versuchen, einem öffentlichen Eklat aus dem Weg zu gehen – wie der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu vor seinem anstehenden Besuch am Montag – bleibt der Wunsch, Trump direkt zu erreichen, groß. Denn, so das Fazit von CNN: Trotz der Risiken ist es oft die einzige Chance, überhaupt Gehör zu finden.

Wie groß diese Risiken tatsächlich sind, zeigen frühere Begegnungen mit Trump nur allzu deutlich. Statt höflicher Gespräche lieferten Treffen mit ausländischen Staatschefs häufig Schlagzeilen – und Szenen, die Beobachter fassungslos machten.

Die 4 krassesten Trump-Momente bei Treffen mit ausländischen Staatschefs

  1. Bloßstellung von Selenskyj: Vor laufender Kamera warf Trump dem ukrainischen Präsidenten mangelnde Dankbarkeit vor – und drohte offen mit einem Ende der US-Hilfe.
  2. Genozid-Vorwurf an Südafrikas Präsident: Trump beschuldigte Präsident Cyril Ramaphosa ohne Beweise des Völkermords – ein diplomatischer Eklat, der internationale Empörung auslöste.
  3. Eiszeit mit Kanada: Bei einem Treffen mit Kanadas Premier Mark Carney kam es zu einem hitzigen Schlagabtausch, der laut Diplomaten an eine TV-Show erinnerte.
  4. Machtspiele per Handschlag: Frankreichs Botschafter warnte Präsident Macron vor Trumps berüchtigtem Händedruck – brutal, dominant, bewusst einschüchternd.