Syriens Außenminister bekennt sich zur Türkei – und schweigt zu besetzten Gebieten
Der syrische Außenminister hat sich bei einem Besuch in Ankara klar zur Türkei bekannt. Sein Land werde niemals eine Bedrohung für die Türkei sein.
Ankara – Am Mittwoch hat der neue syrische Außenminister der Übergangsregierung, Asaad Hassan al-Shaybani , erstmals die Türkei besucht. Den Besuch hatte der Top-Diplomat am Dienstag über X angekündigt, auch auf Türkisch. „Morgen werden wir der Türkei, die das syrische Volk seit 14 Jahren nicht alleine gelassen hat, unseren ersten offiziellen Besuch abstatten, um das neue Syrien zu vertreten“, teilte der syrische Außenminister mit. Shaybani wurde vom syrischen Verteidigungsminister Murhaf Abu Kasra und Geheimdienstchef Anas Chattab begleitet. Laut türkischem Außenminister gab es ein Treffen der drei Minister mit ihren türkischen Amtskollegen. Auch ein Treffen mit dem türkische Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hat es dabei gegeben.
Das Treffen war auch ein Bekenntnis zum türkischen Präsidenten. „Ich möchte mich dafür bedanken, dass die Türkei seit dem Bürgerkrieg auf unserer Seite war. Syrien und die Türkei haben auf Basis der Bruderschaft gemeinsam Geschichte geschrieben“, sagte der in der Türkei studierte Shaybani in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Fidan. „Die neue Regierung glaubt daran, dass Syrien nicht mehr eine Gefahr für die Türkei und ihre Menschen darstellen darf“, so der syrische Außenminister.
Erdogan sieht kurdische Kräfte in Nordsyrien als Terroristen an
Die Türkei sieht jedoch die kurdischen Kräfte an seiner Grenze als Gefahr für sich an. Dabei geht es um die autonome Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien und die Syrian Democratic Forces (SDF), die Erdogan als Terrororganisation ansieht. Seit Jahren wird die Gegend von der türkischen Luftwaffe und Artillerie angegriffen.
Die Worte des syrischen Außenministers hätte daher andere sein sollen, sagt der Nahostreferent der Gesellschaft für bedrohte Vülker (GfbV), Dr. Kamal Sido im Gespräch mit fr.de von IPPEN.MEDIA.

Shaybani schweigt zu von Türkei besetzte Gebiete in Syrien
„Ich hätte ihn als Vertreter des syrischen Staates oder einer syrischen Verwaltung angesehen, wenn er von der türkischen Regierung den Rückzug aller türkischen Truppen gefordert hätte, die seit 2016 große Teile Syriens im Norden des Landes wie Afrin besetzt halten. Er hätte von der türkischen Regierung auch die Freilassung aller Kurden, zum Beispiel aus Afrin, fordern können, die sich unrechtmäßig in türkischen Gefängnissen befinden“, so Sido.
Auf die miserable Lage der Kurden und andere Minderheiten sei Shaybani nicht eingegangen. „Nur dann hätte er die Interessen aller Syrer in Ankara vertreten können. Viele Syrer, insbesondere Kurden, Angehörige der christlichen Minderheit der Alawiten, Drusen, sehen ihn als Marionette Erdogans, als Vertreter einer Miliz, einer islamistischen Miliz“.
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Im Norden kämpft die Syrische Nationalarmee (SNA) gegen die Kurden, mit türkischer Unterstützung aus der Luft. Präsident Erdogan hat erneut seine Drohung am Mittwoch geäußert, dass die Terrororganisationen sich aus dem Land zurückziehen sollen. Ansonsten werde man sie gemeinsam mit ihren syrischen Geschwistern vernichten. (erpe)