Fürs Wiesseer Pfarrheim ist ein Plan D gefragt

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Die Kirche St. Anton in Bad Wiessee © THOMAS PLETTENBERG

Zweimal sind Pläne für ein Wiesseer Pfarrheim krachend gescheitert. Auch der dritte Anlauf macht wenig Hoffnung. Der Plan, die Kirche St. Anton um einen Saal zu erweitern, kommt nicht voran. Über die Gründe schweigt das Ordinariat sich aus. Doch intern wird schon wieder nach Alternativen gesucht.

Bad Wiessee – „So schwierig hätte ich mir das wirklich nicht vorgestellt“, seufzte Kirchenpfleger Herbert Stadler im November 2020. Da hatte er sich gerade an den Gedanken gewöhnt, dass die Pfarrgemeinde kein geräumiges neues Pfarrheim bekommt, sondern sich mit einer kleinen Lösung zufriedengeben muss. Es war der Vorschlag des Erzbischöflichen Ordinariats, keinen Neubau auf die Wiese zu stellen, sondern mit St. Anton eine der beiden katholischen Kirchen am Ort zu erweitern, um einen Pfarrsaal für 100 Besucher mit Foyer, Abstellraum und Toilettenanlage zu schaffen.

Inzwischen äußert sich Stadler nicht mehr zur Pfarrheim-Planung. Dass er, der seit über einem Jahrzehnt für ein Pfarrheim kämpft, bisweilen öffentlich Kritik an Entscheidungsträgern geäußert hat, kam nicht gut an. In der Pfarrgemeinde rumort’s, Stadler will kein Öl ins Feuer gießen. Auch Pfarrer Stephan Fischbacher, Leiter des Pfarrverbands, gibt lieber keine Stellungnahme ab.

Im Frühjahr 2023 sollte Baubeginn sein

Offensichtlich ist: Vier Jahre nach der Ankündigung des Umbaus steht St. Anton da wie eh und je. Zuletzt hatte das Ordinariat den Baubeginn fürs Frühjahr 2023 avisiert. Man halte am Raumprogramm fest und stehe kurz vor der Entwurfsplanung, hieß es damals.

Kirchenpfleger Herbert Stadler zeigt im Januar 2022 auf einen Messpunkt an der Kirche
Kirchenpfleger Herbert Stadler zeigt im Januar 2022 auf einen Messpunkt an der Kirche © THOMAS PLETTENBERG

Aktuell hält sich das Ordinariat zum Projektstand äußerst bedeckt. Die Frage, ob die Realisierung gesetzt ist oder an den Kosten scheitern könnte, bleibt unbeantwortet. Keine Auskunft gibt’s auch zu eventuellen Planänderungen und zum zeitlichen Horizont. Einen schriftlichen Fragenkatalog unserer Zeitung beantwortet die Pressestelle mit einer ausweichenden Stellungnahme. Die Erzdiözese München und Freising sei sich des Bedarfs nach einem neuen Pfarrheim in St. Anton voll bewusst, heißt es dort. „Wir bitten jedoch um Verständnis, dass wir vor Abschluss der Entwurfsplanung zum zeitlichen Ablauf und weiteren Details keine Angaben machen können.“ Das Ordinariat, versichert Pressesprecherin Franziska Holzfurtner, stehe in dieser Sache mit den Verantwortlichen vor Ort im Austausch.

Bodenbeschaffenheit ist problematisch

Woran es hakt, geht aus einem internen Schreiben hervor, das unserer Zeitung zugespielt wurde. Demnach erscheint es der Bauaufsicht des Ordinariats „nicht sinnvoll und aus baufachlicher Sicht nicht empfehlenswert, die aktuelle Planung umzusetzen“.

Ein Argument ist die Bodenbeschaffenheit. Weil St. Anton im Süden 23 Zentimeter tiefer steht als im Norden, besteht der Verdacht, dass sich die Kirche in den moorigen Boden senkt. Um dies zu prüfen, hatte das Ordinariat im August 2021 Messungen veranlasst. Sie endeten nach acht Monaten mit der Feststellung, das Gebäude stehe stabil. Die Bauaufsicht misstraut dieser Aussage: „Nicht nur die kurze Dauer der Höhenmessungen, auch ihre Qualität erscheint uns als Grundlage für die Einschätzung des Setzungsverhaltens als nicht belastbar.“

Zwei Millionen Euro für 90 Quadratmeter: „Nicht wirtschaftlich“

Das zweite Argument sind die Kosten. Sie dürften im Baujahr 2025 bei über zwei Millionen Euro liegen. Eine Investition in dieser Höhe sei bei einer geplanten Raumgröße von 90 Quadratmetern und absehbaren Problemen beim Unterhalt wirtschaftlich nicht vertretbar, heißt es in der Zusammenfassung der internen Abstimmung.

Eine entsprechende Mitteilung erhielt der Pfarrverband im Dezember 2023. Begleitet war es von der Ankündigung, mit der Kirchenverwaltung und den Ehrenamtlichen möglichst bald über Alternativen zur vorliegenden Planung zu sprechen. Es wird der vierte Anlauf sein. Die Idee, ein Pfarrheim neben die Kirche Maria Himmelfahrt zu stellen, scheiterte 2015 am Denkmalschutz. 2016 konnte die Pfarrgemeinde ein Grundstück an der Dr-Scheid-Straße unter der Vorgabe kaufen, dass darauf ein Pfarrheim entsteht. Ein Neubau in dieser Dimension war dem Ordinariat jedoch zu teuer. Wie Plan D aussehen könnte, ist offen. Bisher hat wurde kein Gesprächstermin angesetzt.

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