Ein Hagelsturm im ersten Sommer, Holprigkeiten bei der Standortplanung: Das E-Auto-Verleihmodell „eSeeShare“ der Tegernseer Energiegesellschaft hatte keinen leichten Start. Doch es nimmt Fahrt auf. Vor allem Einheimische nutzen die Flotte, bei den Gästen ist die Nachfrage noch verhalten.
Tegernseer Tal – Der Name des E-Auto-Verleihs am Tegernsee zielt auf ein internationales Publikum mit Freude am Wortwitz: „eSeeShare“ soll „easy“ klingen, also leicht, und Lust darauf machen, sich mal eben am Tegernsee ein E-Auto zu leihen. Kooperationspartner ist die Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT), der viel daran liegt, dass Gäste mit der Bahn anreisen und sich vor Ort ein umweltfreundliches Auto leihen. Für Infrastruktur und Betrieb zeichnet die Tegernseer Energiegesellschaft (TEG) verantwortlich. Im Mai 2023 ist „e-SeeShare“ an den Start gegangen, mit sechs E-Autos an fünf Standorten im Tegernseer Tal. Inzwischen hat Florian Appel, Projektverantwortlicher bei der TEG, eine erste Bilanz vorlegt. Er zeigt sich optimistisch: „Ich bin zufrieden, wie es sich anlässt.“ Aber easy war’s nicht. Und gezündet hat das Modell bisher bei Einheimischen, weniger bei Gästen aus dem Ausland.
Die meisten Nutzer kommen aus dem Tegernseer Tal
41 300 Kilometer hat die Flotte vom Start bis zum Jahresende abgespult, 7700 Stunden lang waren die E-Autos bei 616 Fahrten unterwegs. Die Zahl der Fahrer, die sich über „E-See-Share“ einbuchten, lag Ende Januar bei 457. Zudem wurden die Autos von 91 Mitarbeitern der Gemeinden, der TTT und des E-Werks genutzt. Die meisten der 548 Fahrer, nämlich 280, sind im Tegernseer Tal zuhause. 40 haben ihren Wohnsitz im Landkreis Miesbach – aber außerhalb des Tals –, 100 in Bayern. 119 kommen aus dem Rest Deutschlands, neun leben im Ausland.
TegernseeCard-Leistung wird wenig abgerufen
„Die Einheimischen sorgen für die Auslastung“, stellt Appel fest. Und das, obwohl Urlauber mit TegernseeCard pro Aufenthaltswoche die Flitzer zwei Stunden lang kostenlos nutzen dürfen. Bislang wird diese Leistung nur verhalten abgerufen. „Da hätten wir uns mehr erwartet“, sagt Appel. Zumal sich die Autos über die MOQO-App komfortabel über ein Jahr im Voraus buchen lassen. Die TTT wolle jetzt verstärkt auf das Angebot aufmerksam machen, berichtet Appel vom Ergebnis eines Gesprächs mit den Touristikern. Ein weiteres Ziel ist es, die Betreiber von Hotels als sogenannte Ankerkunden zu gewinnen. Also dafür, neue eSeeShare-Standorte mit Leihfahrzeug und Ladesäule einzurichten.
Die Fahrzeugdichte, weiß Appel, ist der Schlüssel, um das Verleihmodell attraktiver zu machen. Ist das Netz dünn, dominiert die Angst, dass am Ende kein Auto da ist, wenn man es braucht.
Flotte wächst stetig
Seit dem Start ist die Flotte leicht gewachsen. Aktuell besteht sie aus acht Fahrzeugen an sechs Standorten. Das nächste Auto, ein BMW iX1, ist schon bestellt. Ab 1. August soll es vor dem Wiesseer Rathaus parken. Ebenfalls in Planung sind Standorte am Landratsamt Miesbach, beim Wohnquartier Wiesenbach in Kreuth – dort errichtet das E-Werk Tegernsee 16 Wohnungen – und am Schaftlacher Bahnhof sowie in der Waakirchner Ortsmitte.
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In Waakirchen: Standort beim neuen Rathaus im Blick
Im Waakirchner Zentrum hätte die TEG bereits Ende 2023 ein Fahrzeug platzieren wollen. Doch die mit Volldampf betriebene Rathausplanung hat die Umsetzung gebremst. In Absprache mit dem Kommunalunternehmen Wohnbaugesellschaft Waakirchen warte man mit der Festlegung des Standorts, berichtet Appel. Ideal wäre es, das Rathaus als Ankerkunden zu gewinnen. Den bereits für Waakirchen gelieferten VW e-up konnte die TEG gut gebrauchen: Er dient als Ersatzauto für Fahrzeuge, die nach dem Hagelsturm im August nach und nach wieder in einen einwandfreien Zustand versetzt werden. Wie berichtet, wurden fünf der E-See-Share-Autos so schwer beschädigt, dass sie nicht mehr fahrtüchtig waren. „Das hat uns das Geschäft buchstäblich verhagelt“, sagt Appel.
Langwierige Reparatur nach Hagelschaden
Um die demolierten Autos schnell wieder einsatzbereit zu bekommen, erfolgte zunächst nur eine notdürftige Reparatur. Jetzt erst werden Zug um Zug alle Dellen glatt gemacht. Danach wäre der e-up bereit für den Einsatz in der Gemeinde Waakirchen. Auch am Schaftlacher Bahnhof könnte heuer noch ein Standort entstehen. Mit der Tegernsee Bahn als Eigentümerin sei ein passender Platz ausgeguckt, berichtet Appel. Wenn die technische Umsatzbarkeit festgestellt sei, könne man loslegen: „Das Okay haben wir.“