Umfrage auf dem Wochenmarkt: Wie gefallen die Sportgymnasiums-Pläne?

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Halten das Projekt für interessant: (v. li.) Dirk Riske, Christian Schretzenmayr und Liane Weber-Stötzer. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Was sagt die Bevölkerung zu den viel diskutierten Sportgymnasiums-Plänen? Unsere Zeitung hat sich auf dem Wochenmarkt umgehört.

Geretsried – Die Entwürfe für das geplante Sportgymnasium südlich des Hallenbads liegen seit vergangenem Donnerstag öffentlich aus. Wer sich für das Projekt interessiert – ob als Befürworter oder Gegner –, hat sich die Skizzen und Erläuterungen bestimmt schon auf der städtischen Homepage oder im Rathaus angesehen. Besonders eindrucksvoll ist eine Draufsicht des Star-Architekten Daniel Libeskind: Begrünte, tropfenförmige Baukörper schmiegen sich rund um eine Turnhalle mit einem Dach, das dem des Münchner Olympiastadions nachempfunden ist.

Was sagt die breite Bevölkerung zu den Absichten einer privaten Investorengruppe, der München Süd (MS) Sportschule GmbH, im Stadtwald eine rund 10 000 Quadratmeter große Privatschule mit Schwerpunkt Sport zu errichten? Unsere Zeitung hörte sich auf dem Wochenmarkt um, ausgestattet mit einigen Innen- und Außenansichten des Projekts.

Interessante Architektur, aber dafür Bäume opfern?

Christian Schretzenmayr, Leiter des Waldkindergartens Isartal, und seine Mitarbeiter Dirk Riske und Liane Weber-Stötzer waren gerade mit den Kindern Gemüse fürs Mittagessen einkaufen. Gesunde Ernährung und Freude an der Bewegung spielen im Waldkindergarten eine wichtige Rolle, genau wie es der MS Sportschule zufolge in ihrer Einrichtung sein soll. „Das Projekt ist sicher interessant, und die Architektur gefällt mir sehr gut“, sagt Liane Weber-Stötzer. Allerdings missfalle es ihr als Naturmensch, dass etliche Bäume für den Neubau gefällt werden müssten. Christian Schretzenmayr befürchtet, die Privatschule werde sich der Großteil der Geretsrieder Eltern finanziell nicht leisten können. Zudem herrsche an der Adalbert-Stifter-Straße im Bereich des Schulzentrums schon starker Verkehr. „Wenn dann die Eltern von auswärts ihre Kinder mit dem Auto bringen, gibt es ein Chaos“, glaubt er. Sollte das Bürgerbegehren gegen die Sportschule an diesem Standort zugelassen werden, was der Stadtrat am 8. Oktober entscheidet, würde er unterschreiben, sagt der Kindergartenleiter. Sein Kollege Riske gibt zu, noch nicht genug Wissen zu besitzen, um sich für oder gegen das Vorhaben zu äußern. „Wenn ich mir die Entwürfe anschaue, ist das rein optisch auf jeden Fall attraktiv für Geretsried.“

Bau wäre ein Aushängeschild

Noch unentschlossen ist Ingrid Hammerschmied. Die Architektur findet sie „toll“. Der Bau wäre sicher ein Aushängeschild für Geretsried, und eine weitere Schule würde der Stadt, die stetig wachse, guttun. Allerdings sieht sie als langjähriges Elternbeiratsmitglied die Verkehrsproblematik. „Die Eltern fahren nun mal alle ihre Kinder mit dem Auto.“ Um das Waldstück würde ihr es zwar leid tun, doch das sei für sie nicht das Hauptargument: „Wir haben schon noch genug Wald. Wir würden hier nicht den letzten Baum fällen.“

Radeln gerne durch den Stadtwald: Doris und Axel Weber. Deswegen sagen sie: Sportgymnasium ja, aber nicht an diesem Standort.
Radeln gerne durch den Stadtwald: Doris und Axel Weber. Deswegen sagen sie: Sportgymnasium ja, aber nicht an diesem Standort. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Doris und Axel Weber sind erst vor einem Jahr nach Geretsried gezogen. „Wir mögen den Stadtwald und radeln gern in Geretsried“, sagen die beiden. Ihrer Meinung nach erfüllt der Wald einen wichtigen Zweck als kühlendes Element angesichts der Klimaerwärmung und als Luftfilter. „In der heutigen Zeit sollte man lieber bestehende Gebäude sanieren und umfunktionieren“, findet Doris Weber – auch wenn die Libeskind-Entwürfe eindeutig Charme besäßen. Axel Weber ist nicht grundsätzlich gegen die Sportschule – aber nicht an diesem Standort: „Das würde ich auch mit meiner Unterschrift bei einem Bürgerbegehren zum Ausdruck bringen.“

Wer kann sich 500 Euro Schulgeld monatlich schon leisten?

Eine junge Mutter aus Eurasburg, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, gibt zu, sich noch nicht über das Vorhaben informiert zu haben. Ihre Kinder würden wahrscheinlich eines Tages in Geretsried zur Schule gehen, aber eine Privatschule komme für sie eigentlich nicht infrage. Das sagt auch eine Geretsrieder Mutter von drei Kindern: „Wer soll sich ein Schulgeld von 500 Euro pro Kind aufwärts monatlich leisten können?“

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Klaus Botsch (85) sagt nach Durchsicht der Entwürfe zwar: „Das sieht alles sehr ansprechend aus.“ Er wisse aber nicht, ob er dafür den Wald als Naherholungsgebiet gerne opfern würde. „Ich bin hin- und hergerissen. Eher tendiere ich aber dazu, das Bürgerbegehren nicht zu unterschreiben“.

tal

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