„Das kann kein Versehen sein“: Landtagsabgeordnete Schreyer nicht zum Neujahrsempfang eingeladen

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550 geladene Gäste unterhielten und amüsierten sich beim Neujahrsempfang der Gemeinde Unterhaching. Für Gesprächsstoff bei Sekt und Häppchen sorgte, wer heuer nicht auf der Gästeliste stand. © Robert Brouczek

Beim Neujahrsempfang haben viele Unterhachinger vergeblich die CSU-Stimmkreisabgeordnete Kerstin Schreyer gesucht. Sie hat eine Einladung erhalten und ist darüber gar nicht amüsiert.

Unterhaching – Wegen der Corona-Pandemie war er jahrelang ausgefallen, erstmals seit 2020 veranstaltete die Gemeinde Unterhaching jetzt wieder ihren traditionellen Neujahrsempfang für im Ort besonders engagierte Persönlichkeiten. 550 geladene Gäste kamen in die Hachinga-Halle, doch just eine wichtige Unterhachingerin fehlte: Kerstin Schreyer, Landtagsabgeordnete der CSU und ehemalige Staatsministerin.

Was war da los? Die Absenz von Kerstin Schreyer sprach sich rasch herum. Zumal die 52-Jährige auf Facebook dazu schon im Laufe des Abends selbst schrieb, wie betrübt sie ist: „Ach das ist ja sehr schade. Ich war nicht eingeladen. Ich bin jetzt seit wahrscheinlich 30 Jahren eingeladen gewesen und finde es sehr schön, so viele ehrenamtlich engagierte Menschen zu treffen.“ Dieser Austausch sei für sie als Politikerin „fundamental wichtig“, weshalb sie es als „schon sehr merkwürdig“ empfand, keine Einladung erhalten zu haben.

Rathaussprecher bemüht sich um Aufklärung

Am Morgen danach bemühte sich Rathaussprecher Simon Hötzl um Aufklärung. „Natürlich ist Frau Schreyer von uns eingeladen worden“, beteuerte er. Man habe versucht, den Schriftverkehr zu prüfen: „Nach unserem Kenntnisstand wurde die Einladung eingetütet und Anfang Dezember per Post ans Abgeordnetenbüro von Frau Schreyer verschickt. Wo der Bruch war, ob bei der Post und in der CSU-Geschäftsstelle, das lässt sich heute leider nicht mehr nachvollziehen.“ Das Ganze sei jedenfalls „sehr bedauerlich“.

Auf Nachfrage des Münchner Merkur sagt Niko Stoßberger, Mitarbeiter im Büro Schreyer: „Bei uns ist definitiv nichts angekommen. Da muss etwas beim Versand durch die Gemeinde schiefgelaufen sein.“

Auch Grünen-Abgeordnete bekam keine Einladung - Ein Zufall?

Eine These, die stimmen könnte – denn auch die andere Unterhachinger Landtagsabgeordnete, Claudia Köhler von den Grünen, erhielt überraschenderweise keine Einladung zum Neujahrsempfang. „Ich habe mich deshalb schon vor Weihnachten beim Bürgermeister beschwert – es hieß, die Einladung sei längst raus. Bei mir kam aber nie etwas an“, berichtet Claudia Köhler. Sie erschien trotzdem in der Hachinga-Halle – indem sie sich als Begleitperson ihres Ehemannes Christian, der als Mitglied des Kirchenvorstands eingeladen war, mit diesem Kniff anmeldete: „So leicht lasse ich mich nicht ausbremsen.“

In seiner Begrüßungsrede zum Neujahrsempfang nannte Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) beide Landtagsmitglieder zumindest beim Namen: „Ich gratuliere unseren beiden ortsansässigen Abgeordneten, Frau Kerstin Schreyer und Frau Claudia Köhler, ganz herzlich zur Wiederwahl.“

Über Umweg Ehemann auf die Gästeliste gekommen

Claudia Köhler nahm die Tatsache, nur über den „Umweg Ehemann“ auf der Gästeliste gelandet zu sein, mit Humor: „Ich bin in Unterhaching ja Kummer gewöhnt und habe das deshalb nicht übel genommen.“

Kerstin Schreyer indes wirkte tags darauf im Gespräch mit dem Münchner Merkur immer noch „sehr verwundert“. Sie habe sich extra „den dritten Donnerstag im Januar freigehalten“, weil dies früher das übliche Datum war. „Davon, dass der Neujahrsempfang schon am 11. Januar stattfindet, wusste ich gar nichts und habe davon erst im Laufe des Abends über Bilder bei Facebook erfahren. Sonst hätte ich vielleicht vorab im Rathaus nachgehakt.“

Ministerin mag Rathausdarstellung nicht recht glauben

Die Hötzl-Darstellung mit der Anfang Dezember regulär verschickten Einladung indes mag die frühere Ministerin nicht glauben. „Mein Büro hat seit 2014 dieselbe Adresse, die Kollegen haben sämtlichen Briefverkehr gewissenhaft geprüft“, sagt Kerstin Schreyer. Ihr Eindruck: „Das kann kein Versehen sein.“ Denn: Der angeblich nicht zugestellte Brief „reiht sich ein in die Kette dessen, dass ich von meiner Heimatgemeinde Unterhaching seit Jahren keine Einladungen mehr erhalte, was schon auffällig ist“. Als Beispiele nennt sie unter anderem die Sportlerehrung oder die jüngste Würdigung der beiden Unterhachinger U17-Fußball-Weltmeister Konstantin Heide und Robert Ramsak.

Kerstin Schreyer bedauert, dass es ihr verwehrt blieb, sich jetzt beim Neujahrsempfang mit den Bürgern auszutauschen. „Als Politikerin nehme ich von solchen Abenden normalerweise einen ganzen Packen Anliegen mit. Dieser direkte Kontakt ist für die Menschen ein echter Mehrwert.“

Immerhin: Im Laufe des Freitags griff Bürgermeister Panzer zum Telefon und entschuldigte sich persönlich bei Kerstin Schreyer.

Die beiden Landtagsabgeordneten Claudia Köhler (l.) und Kerstin Schreyer, hier ein Archivbild vom Abend der Landtagswahl, erhielten beide keine Einladung zum Neujahrsempfang 2024 ihrer Heimatgemeinde Unterhaching.
Die beiden Landtagsabgeordneten Claudia Köhler (l.) und Kerstin Schreyer, hier ein Archivbild vom Abend der Landtagswahl, erhielten beide keine Einladung zum Neujahrsempfang 2024 ihrer Heimatgemeinde Unterhaching. © Archiv Brouczek

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