Gute Belegung, schlechte Zahlen: Haarer Pflegeheim macht 345.000 Euro Miese

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. München Landkreis
  4. Haar

Kommentare

Das Maria-Stadler-Haus in Haar ist quasi voll belegt und doch macht das Pflegeheim Miese.  © Daniel Reinhardt

Es ist paradox: Das Maria-Stadler-Haus in Haar ist quasi voll belegt und doch macht das Pflegeheim Miese. Woran das liegt, erklärt die Geschäftsführerin.

Haar – Statt eines Überschuss weist der Wirtschaftsbericht des Pflegeheims Maria-Stadler-Haus für 2022 einen Fehlbetrag aus. Und das trotz Top-Belegungszahlen.

Die Geschäftsführerin Maria Lehr berichtete im Gemeinderat von einer guten Auslastung des Hauses an der Vockestraße. Mitte 2019 war das Pflegeheim mit den 99 Bewohnern aus dem alten Haus umgezogen, Ende des Jahres waren 122 der 142 Betten vergeben. Ab Anfang Oktober 2020 herrschte mit 139 bis 142 Bewohnern Vollbelegung, so Lehr. Dann kam der coronabedingte Aufnahmestopp im Dezember, von dem sich das Pflegeheim bis dato nicht ganz erholt hat. Ein Jahr später, im Dezember 2022 wohnten zumindest 138 Bewohner im Pflegeheim; Wohnen mit Service ist sogar mit 99,4 Prozent (Vorjahr 98,7 Prozent) annähernd voll belegt, sagte Lehr. Auch das Pflegeheim hatte eine Steigerung von 91,6 auf 92,7 Prozent.

„Dennoch hatten wir 2022 ein grottenschlechtes Jahr“, bedauerte Lehr. Nicht nur der Belegungsstopp durch die Pandemie, auch die zahlreichen erkrankten Mitarbeiter schlugen sich in den Finanzen nieder. Man musste sich mit Mitarbeiter aus Zeitarbeitsfirmen behelfen, und diese seien wesentlich teuer. Lehr: „Das hat uns rund 170.000 Euro gekostet.“ Hinzu kämen die gestiegene Sachkosten aufgrund des Ukraine-Krieges mit gut 50 000 Euro und die Verbesserung der Gehälter in der Pflege. „Das begrüßen wir selbstverständlich, ohne Wenn und Aber. Aber reißt in unsere Finanzen ein großes Loch“, sagte Lehr. Auch hätte man noch 25 000 Euro in der Rückstellung, sollten Coronahilfen zurückbezahlt werden müssen.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 345 000 Euro Jahresfehlbetrag, ein auf 625 000 Euro geschrumpftes Eigenkapital (Vorjahr: 970 000 Euro) und ein von einer Million Euro auf 691 000 Euro dezimierter Finanzmittelbestand zum Jahresende 2022. „Die Liquiditätsreserve in Höhe von 182 000 Euro reicht nur für zwei Monate“, stellte Ton van Lier (Grüne) fest. Lehr setzt auf die weiterhin gute Belegung und hofft, dass diese die Liquiditätslage verbessern wird. 2023 werde man rund 30 000 Euro Gewinn erwirtschaften und, um die Ertragslage zu erhalten, habe man die Mitarbeiter aus Zeitarbeitsfirmen reduziert.

Intensives Werben um Fachkräfte in den sozialen Medien habe zwar Früchte getragen, „aber das kbo ist natürlich ein Haus, das uns hier in gewisser Weise Konkurrenz macht. Die Bewerber können es sich aussuchen, die Nachfrage ist groß, das Angebot ist klein.“ Lehr setzt ihre Hoffnung in Kräfte aus Rumänien und den Philippinen. „Wir bezahlen nach Tarif sowie München- und Großraumzulage. Ich hoffe, dass das wirkt.“  sab

Auch interessant

Kommentare