Der Knochenbrecher-Radweg: Trennstufe bringt Radfahrer zu Sturz – Schon zwei Verletzte
Auf dem neuen Radweg entlang der Heimstettner Straße in Kirchheim ist Vorsicht geboten: Ihn trennt eine acht Zentimeter hohe Granitstufe vom Gehweg – und wegen der sind schon zwei Radfahrer gestürzt.
Kirchheim – Es sind zwar nur acht Zentimeter Stein, die den Radweg und Fußweg entlang der Heimstettner Straße trennen, aber die haben es in sich. Von mindestens zwei schweren Stürzen weiß Bernd Michaelis zu berichten. Schuld ist die Acht-Zentimeter-Trennstufe. Im Mai stürzte erst Josef Hartel und verletzte sich, im Dezember fiel dann Michaelis selbst und brach sich die Kniescheibe. Die beiden Unfallopfer fordern jetzt die Gemeinde auf, die Gefahrenstelle zu beseitigen. Bürgermeister Stephan Keck (SPD) erklärt: Der Weg sei regelkonform gebaut.
„Gut gedacht, aber schlecht gemacht“, urteilt Michaelis über den neuen Rad- und Fußweg in der Heimstettner Straße in Kirchheim. Besonders ärgert ihn die acht Zentimeter hohe Trennstufe aus Granit zwischen den beiden. „Wer darüber stürzt, kann sich wirklich schwer verletzten“, beschwert sich Bernd Michaelis.
Unfallgefahr sei erheblich
Durch die vielen Schüler vom Gymnasium sowie der Grund- und Mittelschule gibt es laut Michaelis kurz vor und nach dem Unterricht enorm viel Radverkehr. Zudem sei der Radweg die Hauptverbindung der Ortsteile Kirchheim und Heimstetten. „Als Radfahrer ist ein gefahrloses Ausweichen auf dem Radweg nicht möglich. Auf der einen Seite die Straße mit Bordsteinkante, auf der anderen die Trennstufe zum Fußweg“, sagt Michaelis. Die Unfallgefahr sei erheblich; wer nicht absteige und schiebe, könne in schwere Unfälle verwickelt werden.
So passierte es Josef Hartel (82) am 25. Mai, dem Pfingstsonntag. „Ich stürzte auf Höhe der Tiefgarageneinfahrt zum neuen Rathaus über die hohe Trennstufe. Da der Motor meines E-Bikes wohl auf das rechte Knie fiel, hatte ich zahlreiche komplizierte Knochenrisse“, berichtet Hartel. Er lag fünf Wochen im Krankenhaus, hat heute noch Schrauben und Eisen im Knie. Bernd Michaelis traf es am 27. Dezember. Er radelte auf der östlichen Seite am Gymnasium vorbei. „Eine Frau mit Lasten-E-Bike kam mir als Falschfahrerin entgegen.“ Die Frau blieb laut Michaelis weitgehend in der Mitte, er wollte auf den Fußweg ausweichen. Doch die Stufe war zu hoch, der Anfahrwinkel zu spitz, so stürzte er über die Trennstufe auf den Fußweg und knallte mit dem linken Knie auf den Boden. „Der Notarzt musste kommen, das Röntgen ergab einen Bruch der Kniescheibe.“
Bürgermeister: Radler sollen nicht auf Fußweg
Michaelis und Hartel fordern von der Gemeinde eine schnelle Beseitigung der Unfallgefahr, dies sei möglich durch eine schräge Abfräsung der Granitsteine oder eine Aufschüttung aus Asphalt. „Aus meiner Sicht genügt ein Trennstrich zwischen Radweg und Fußweg, so wie in der Verlängerung der Heimstettner Straße“, sagt Michaelis. Er weist auf die Unfallgefahr für sehbehinderte Bürger hin, die über die Trennstufe stürzen können. „Ich musste 1200 Euro als Selbstbeteiligung an meine Krankenversicherung bezahlen. Über eine Beteiligung der Gemeinde in Höhe von 600 Euro würde ich mich freuen“, schrieb Michaelis an Bürgermeister Stephan Keck (SPD) sowie an alle Gemeinderäte.
Keck sagt, alle Gemeinderäte kannten die Planung, der Weg sei regelkonform gebaut. Das Ziel sei ja, dass die Radler nicht einfach auf den Fußweg ausweichen können und dort die Fußgänger gefährden. „Zudem ist die Gemeinde nicht dafür zuständig, dass sich jeder Bürger an die bestehenden Regeln und Gesetze hält.“
Und noch einen Punkt kritisiert Michaelis. „Ebenso wichtig wären klare Richtungspfeile auf dem Radweg“, sagt er. Da Pfeile und Hinweisschilder am oder auf dem Radweg fehlen, glaubten demnach viele, sie dürften auf beiden Straßenseiten in beide Richtungen fahren. „Das ist falsch“, sagt Bürgermeister Keck und erinnert an die Rechtslage: „Laut Straßenverkehrsordnung muss, wenn zwei Radwege vorhanden sind, jeder davon in der korrekten Richtung befahren werden – auch ohne Schilder oder Symbole.“
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