So fährt es sich mit Wasserstoff: Busunternehmer berichtet von ersten Erfahrungen
Der Firma Geldhauser ist mit fünf H2-Bussen im Linienverkehr im Landkreis München unterwegs. Der Chef berichtet von den ersten Erfahrungen - und von innovativen Plänen.
Hofolding/Landkreis – Aus dem Auspuff säuselt Wasserdampf. Der flattert bei minus acht Grad wie ein weißes Fähnchen am Busdach. Seit drei Monaten touren zehn Brennstoffzellenbusse durch die Landkreise München und Ebersberg. Sie sind Teil der Wasserstoffregion „HyBayern“. Leise und abgasfrei bedienen sie die ersten Linien im MVV. Die Erfahrungen bei den Busunternehmern Martin Geldhauser aus Hofolding und Josef Ettenhuber aus Glonn sind vielversprechend.
An der Hugo-Junkers-Straße in Taufkirchen kommt der 216er im neuen blau-grünen Design daher. Über die Seiten verläuft ein blaues Wellenband, das nur die zehn geförderten Busse im HYBayern-Pilotprojekt ziert. Darüber steht der Schriftzug: „Uns bewegt der Wasserstoff.“
Das Modell „ Urbino 12 hydrogen“ des polnischen Herstellers Solaris ist etwas höher als ein Dieselbus: Der Wasserstoff lagert in Gasflaschen auf dem Dach. Dort liegt auch die Brennstoffzelle, die den Wasserstoff in Strom umwandelt, der dann den E-Motor im hinteren Teil des Busses antreibt. Denn der Brennstoffzellen-Bus ist im Prinzip ein E-Bus.

Während der Bus Richtung Brunnthal rollt, ist das Fahrgefühl ruhig, es ruckelt oder schaukelt nicht. Der Fahrer, der an diesem Tag zum ersten Mal einen Wasserstoffbus lenkt, findet, dass sich der angenehm fahren lasse. Nur hätte er eine stärkere Beschleunigung erwartet: „Ich trete das Gaspedal durch,“ er rudert mit den Armen: „Da tut sich nichts.“ Später erzählt Kfz-Meister Bernd Trilling auf dem Betriebshof der Firma Geldhauser, dass die Wasserstoffbusse gedrosselt sind: „Sie würden zu schnell abgehen, wenn die Fahrer Gas geben, da würden stehende Fahrgäste leicht umfallen.“
Doch was ist besser? Wasserstoffbus oder Elektrobus? Trilling sieht mehr Vorteile beim Wasserstoffbus: „Sie sind flexibler einsetzbar und fahren den ganzen Tag.“ 450 Kilometer schafft das Solaris-Modell, das rund 580 000 Euro kostet. „Der Bus bringt mit einer einzigen Betankung die gleiche Tagesleistung wie ein Dieselbus“, Martin Geldhauser (54) erzählt, dass unter seinen Fahrern ein Wettbewerb laufe, wer am weitesten fährt: „Der Rekord liegt bei 550 Kilometern. Ein Elektrobus fährt maximal 300 Kilometer.“

Ein weiterer Vorteil ist die Fahrgastkapazität: „Wir können im Wasserstoffbus genauso viele Leute mitnehmen wie im Dieselbus, es haben 100 Fahrgäste Platz“, sagt Geldhauser. Ein E-Bus gleicher Größe kann aufgrund der schweren Akkus nur 80 Personen transportieren, „wir dürfen die E-Busse nicht überladen.“ Ein weiterer Vorteil zeigt sich beim Tanken: Die E-Busse laden sechs bis acht Stunden, der Wasserstoffbus ist in 15 Minuten betankt.
Meine news
Doch Anfangsschwierigkeiten gab es auch: Martin Geldhauser und sein Kollege Josef Ettenhuber konnten ihre Wasserstoffbusse wochenlang nicht nutzen, weil ein mit Stickstoff verunreinigter Tanklaster verschmutzten Wasserstoff in die Tankstelle in Hofolding gefüllt hatte. Diese musste aufwendig gereinigt werden, ebenso wie die Tanks der Busse. „Wir konnten sie nicht nutzen. Das Risiko war zu hoch, dass die Brennstoffzellen kaputt gehen“, sagt Geldhauser. „Seit fünf Wochen fahren wir jetzt stabil mit den Wasserstoffbussen. Auch die Kälte hat ihnen nichts getan.“

Die Betriebskosten sind im Vergleich zum Dieselbus noch höher, hier springt aber der Landkreis München im Rahmen des Pilotprojektes HY-Bayern mit einem Defizitausgleich ein. Demnächst soll der grüne Wasserstoff, der jetzt noch aus Frankfurt geliefert wird, aus dem Testzentrum in Pfeffenhausen im Landkreis Landshut kommen.
Martin Geldhauser will in diesem Jahr eine große Photovoltaik-Anlage über seinen Betriebshof errichten, die sich bei Sturm oder Schnee zusammenfalten lässt. Mit einem eigenen Elektrolysator will er langfristig auch Wasserstoff selbst erzeugen. Weitere Innovationen wären denkbar: „Mit der Abwärme könnte man ein Nahwärmenetz betreiben.“ 27 Millionen Euro investiert Geldhauser, der das Unternehmen mit 900 Angestellten und einer Flotte aus 675 Fahrzeugen in dritter Generation führt. Eine Machbarkeitsstudie habe ihn in seinen Plänen bestärkt, sagt der 54-Jährige: „Ich bin überzeugt, ob E-Bus oder Wasserstoffbus, das ist die Zukunft.“
Weitere Nachrichten aus dem Landkreis München finden Sie hier.