Geldsorgen? Kennt Ismaning nicht
Während andere Gemeinden finanziell ganz schön zu knapsen haben, hat Ismaning „bei den Einnahmen kein Problem, sondern bei den Ausgaben“, sagte der Rathauschef bei der Bürgerversammlung.
Ismaning – Bürgerversammlungen in Ismaning sind traditionell Großereignisse. Auch wenn der Andrang diesmal mit rund 250 Gästen nicht ganz so groß wie sonst war, gab es für die Gäste jede Menge Informationen. „Wenn in einer Gemeinde viel passiert, dann ist der Bericht auch lange“, sagte Bürgermeister Alexander Greulich, der mit knapp zwei Stunden diesmal eigentlich rekordverdächtig schnell fertig wurde.
Er zeigte den Bürgern eine gut aufgestellte Gemeinde, „die bei den Einnahmen kein Problem hat, sondern bei den Ausgaben“. In der Jahresrechnung für das gerade beendete Jahr 2023 könne man die Zuführung vom Verwaltungs- zum Vermögenshaushalt von geplanten 9,7 auf 12,8 Millionen Euro erhöhen. Bei der Gewerbesteuer habe man 60 Millionen Euro eingenommen, und der Bürgermeister deutete an, dass man in den nächsten Jahren leichte Steigerungen erwarte.
Gespannter Blick zu den Nachbarn
Greulich berichtete auch über die Klimaschutz-Bemühungen Ismanings, die heimische Natur zu hegen und zu pflegen. Er machte deutlich, dass die großen Baum-Fällungen im Herbst in den Isarauen durch das Eschentriebsterben begründet sind. Gefällt wurden die Bäume, von denen Gefahren für die Allgemeinheit ausgehen könnten. Sterbende Eschen ohne Gefahr habe man gekennzeichnet und lässt sie stehen. In Absprache mit dem Landratsamt werde die Gemeinde umfangreiche Ersatzpflanzungen vornehmen: „In 30, 40 oder 50 Jahren soll die Auenlandschaft wieder so aussehen, wie wir sie alle kennen“, sagte Greulich.
Er betonte, dass die Gemeinde Ismaning im Rahmen ihrer Möglichkeiten den Beitrag zur Klimawende leiste. Zu gerne würde man die Erzeugung der regenerativen Energie um Windräder erweitern. Er blickt gespannt zur Nachbarstadt Garching, die gegen die Deutsche Flugsicherung klagt, um klare Ansagen für die Windrad-Aufstellung zu bekommen.
Gelächter beim Hallenbad
Greulich nutzte seine Rede aber auch für einen Werbeblock zugunsten der heimischen Landwirtschaft. Mit dem Einkauf auf dem Bauernhof habe der Bürger einen wesentlich verbesserten ökologischen Fußabdruck gegenüber den Supermarktwaren. Der Bürgermeister warb mit blumigen Worten für den Einkauf der fast vor der Haustür produzierten Lebensmittel: „Wir haben nicht nur das weltbeste Kraut. Auf unseren Böden wachsen darüber hinaus eine Menge guter Dinge.“
Landrat Christoph Göbel wunderte sich, dass er einmal nicht in einer Bürgerversammlung auf die millionenschwere Kreisumlage angesprochen wurde. Er machte dennoch deutlich, welche Aufgaben der Landkreis zu meistern habe: „Wir werden in den nächsten Jahren eine Milliarde Euro für neue Schulen und Erweiterungen ausgeben müssen. Und auch, wenn wir keine eigenen Krankenhäuser haben, sind wir beteiligt und müssen auch da viel investieren.“
Greulich musste nur das Stichwort Hallenbad sagen und prompt brach Gelächter im Bürgersaal aus. Dabei konnte er berichten, dass nach rund zwei Jahren Dauerschließung wegen Baumängel-Reparaturen (und ein bisschen Corona) wieder Wasser in den Becken ist. Allerdings ist der Saunabereich noch heute geschlossen. In der Bürgerversammlung lieferte er die Begründung: „Wir hatten einen erheblichen Wasserschaden und mussten erst die Ursache suchen. Für eine sechsstellige Summe wird nun die Hälfte der Fußbecken saniert und damit für die Nutzung wiederhergestellt.“
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Bürgeranfragen zu Radwegen, Geothermie und Co.
Bei den Bürgeranfragen war es nicht ganz so turbulent wie in der Vergangenheit. Aber auch diesmal hatten die Menschen einige Fragen und Bemerkungen. Dabei ging es unter anderem um den Verkehr, die Geothermie den geplanten Bau der Seniorenwohnanlage.
Dietmar Date fragte an, was die Gemeinde in diesem Jahr konkret für die Verbesserung des Radwegenetzes plane und was die Erneuerung der Ortsdurchfahrt für Radfahrer bedeute. Bürgermeister Alexander Greulich sagte, dass dieses Jahr auf der Höhe Fischerhäuser die neue Brücke für Fußgänger und Radfahrer über die Isar fertiggestellt werde. Bei der Erneuerung der Kreisstraße durch den Ort werde man sich einbringen. Angedacht sind beispielsweise Schutzstreifen für Radfahrer. Gerade im Ismaninger Norden ist einiges möglich, „aber es muss noch eine Menge passieren“. Für durchgängige Schutzstreifen braucht die Gemeinde an mehreren Stellen noch Grunderwerbe.
Pascal Krebs hatte eine schriftliche Anfrage für die Preisgestaltung der Wärmeversorgung Ismaning gestellt. Greulich sagte, dass man 2012 mit einer Kanzlei ein Preismodell entworfen habe mit vielen Faktoren. In Vertretung des Antragstellers wurde Heribert Spindler deutlicher: „Wir sind alle Fans der Geothermie. Aber wenn ich von Gas auf Geothermie umsteige, dann zahle ich im Jahr 800 Euro mehr.“ Er wünschte sich ein attraktiveres Grundpreis-Modell für kleinere Anschlüsse.
Carsten Trinkaus wohnt in der Adalperostraße in der Nachbarschaft des Grundstücks für den Neubau einer Seniorenwohnanlage. Er sagte dass der Bürgermeister bei der freudigen Ankündigung des Bauprojektes ein paar Fakten nicht gesagt habe. Er kritisierte die Vergrößerung von drei auf vier Stockwerke sowie den Wegfall der Tiefgarage. „Bei 64 Wohneinheiten kann man von 60 Fahrzeugen ausgehen“, sagte Trinkaus. Er befürchtet, dass sich die schon kritische Parksituation noch weiter verschärfen werde. Bürgermeister Greulich wehrte sich gegen den scharfen Ton und sagte klar, „dass ich hier keine Informationen unterschlage“. Dann lieferte er sein sachliches Argument für den Wegfall der Tiefgarage: „Den anderen Stellplatzschlüssel für Seniorenwohnanlagen haben wir nicht aus Jux und Dollerei. An der Aschheimer Straße haben wir eine Seniorenwohnanlage mit einer leerstehenden Tiefgarage.“ nb
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