VHS muss raus aus dem Kubiz: Empörung über Gemeinderatsentscheidung

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Raus aus dem Kubiz soll die Geschäftsstelle der VHS Unterhaching. Musikschule und Kulturamt bleiben. © Martin Becker

Um für Ganztagsschüler Platz zu schaffen, muss die VHS raus aus dem Kubiz. Das hat der Gemeinderat in Unterhaching mehrheitlich nun beschlossen. Die VHS-Leiterin ist empört über diese Entscheidung.

Unterhaching – Gezählt sind offenbar die Tage der VHS Unterhaching im Kubiz, wo die Gemeinde ab Herbst 2026 ein inhaltlich noch etwas vages Konzept für den gesetzlichen Ganztagsanspruch der Schüler umsetzen will. Im Gemeinderat entbrannte dazu eine hitzige Diskussion, gefolgt von teils knappen Abstimmungsergebnissen.

Diese ergaben: Die VHS-Geschäftsstelle soll vom Kubiz an den Ortsrand ins Kinderplus Plus umgesiedelt werden (15:10 Stimmen), ein Neubau für die Mittagsbetreuung auf einem eigens gekauften Grundstück gegenüber von Kubiz und Jahnschule wird „aus fachlichen und finanziellen Gründen nicht weiterverfolgt“ (13:12 Stimmen). Einigkeit (25:0) herrschte dahingehend, dass Seniorenarbeit, Kulturamt und Musikschulbüro weiterhin im Kubiz bleiben sollen.

Grundstücke für Nachmittagsbetreuung plötzlich ungeeignet

Mit Empörung reagierte vor allem die CSU darauf, dass zwei Nachbargrundstücke mit über 1800 Quadratmeter Fläche plötzlich keine Rolle mehr spielen soll. „2020 hat die Gemeinde, auf der Basis eines Gutachtens zur Nachmittagsbetreuung, diese Grundstücke gekauft – und jetzt werden sie als ungeeignet eingestuft?“, wunderte sich CSU-Gemeinderat Franz Felzmann. „Ich halte die Lage in Schulnähe für hervorragend, auch der zeitweise geplante Campusgedanke würde hier widergespiegelt.“ Dass stattdessen das Kubiz für eine Doppelnutzung umgebaut werden soll, störte auch den CSU-Fraktionsvorsitzenden Korbinian Rausch: „Dieser Umbau entspricht nicht mal ansatzweise den pädagogischen Anforderungen.“

Nein zu einem Neubau für Mittagsbetreuung gegenüber der Jahnschule

Das ist der nächste Punkt, und daran rieben sich die Grünen: Statt, wie im Kultur- und Sozialausschuss besprochen, ein Konzept zum Ganztag inhaltlich zu unterfüttern und die Standortfrage bis dahin offenzulassen, werde nun „die selbe Suppe immer wieder aufgewärmt“ und die „räumliche Thematik in den Vordergrund gestellt“, monierte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Evi Karbaumer – sie wertete das Procedere als „unseriös“.

Um dem Ganztagsanspruch gerecht zu werden, will die Gemeinde Platz für Schüler im Kubiz schaffen.
Um dem Ganztagsanspruch gerecht zu werden, will die Gemeinde Platz für Schüler im Kubiz schaffen. © Martin Becker

Doch mit den knappen Abstimmungen wurden Fakten geschaffen. Nein zu einem Neubau für Mittagsbetreuung gegenüber der Jahnschule, ja zu einem Umbau des Kubiz. Mit mehreren Konsequenzen: Die Musikschule soll, so Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD), „eventuell innerhalb des Gebäudes umziehen“, die VHS-Leitung mitsamt Archiv komplett ausziehen.

VHS-Leiterin kritisiert Entscheidung

VHS-Leiterin Barbara Sporrer übte auf Nachfrage des Münchner Merkur scharfe Kritik an diesen Beschlüssen. „Mit Verlaub, ich bin mir nicht sicher, ob den Gemeinderatsmitgliedern die entsprechende Entscheidungsgrundlage bewusst war“, sagt Barbara Sporrer. Im Kinderhaus Plus stünden „für fünf bis sieben Arbeitsplätze und eine gut gefüllte Geschäftsstelle mit Archiv nur drei Minibüros mit je zehn Quadratmetern zur Verfügung – ich wüsste nicht, wie wir in den neuen Räumen dafür genug Platz finden sollen“. Ganz abgesehen von zwei „total wichtigen Seminarräumen im Kubiz“.

Ganz weit weg vom Geschehen

Auch organisatorisch hält sie die Auslagerung der VHS-Geschäftsstelle an den Ortsrand für falsch. „Was ist, wenn das künftige Ganztagskonzept die Nähe von VHS und Kindern als sinnvoll versteht? Dann sind wir VHS-Managerinnen ganz weit weg vom Geschehen“, findet Barbara Sporrer. Zudem sage ihr die Erfahrung, „dass die vielen VHS-Integrationskursteilnehmer uns im Kinderhaus Plus nicht finden werden – zu Beratung und zu den Einstufungen müssen sie aber dorthin kommen“.

VHS macht Alternativvorschlag

Kinderhaus statt Kubiz? Barbara Sporrer macht einen Alternativvorschlag: „Sollten wir wirklich ausgelagert werden müssen, plädiere ich dafür, als Verwaltungsdependance eine zentral gelegene und damit erreichbare Geschäftsstelle anzumieten.“ Nur dann ließen sich „Beratungs- und Seminarorganisation sinnvoll und reibungslos“ durchführen. Sie hoffe, „dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist, zumal sich mir die Eile der Entscheidung uns nicht erschließt – davon waren wir extrem überrascht“. Rathaussprecher Simon Hötzl sagt dazu, der Gemeinderat habe „eine Richtungsentscheidung“ getroffen, die Kubiz-Mietverträge der VHS liefen noch bis Ende 2024.

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