Aufs Klo gehen wird für Grafinger deutlich teurer

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Die klassische Toilette: Wasserspülung mit sauberem Trinkwasser. (Symbolfoto) © Paul Eckenroth/imago

Die Stadt Grafing dreht an der Gebührenschraube und erhöht die Gebühren für Trink- und Schmutzwasser. Hohe Investitionen werden die Verbraucher zudem belasten.

Grafing - Was macht einer, wenn er mit einer Dienstleistung verdient, mit der anderen aber teilweise draufzahlt? Vermutlich macht er beides teurer. Dieser Logik folgen auch zwei Stadtratsbeschlüsse bezüglich der künftigen Wasserver- und Abwasserentsorgung. Die Erhöhungen sind prozentual erheblich, auch wenn die Verwaltung betonte, dass das für den einzelnen Monat heruntergerechnet nicht so viel ausmache. Dem werden die Verbraucher in der Stadt vermutlich nur teilweise zustimmen können. Schließlich ist es die Summe aller inflationsbedingten Teuerungen, die sie inzwischen im Geldbeutel erheblich spüren. Da sind die Wasser- und Abwassergebühren nur ein weiterer Tropfen, der den Stein höhlt.

Bürgermeister Bauer kündigt „deutliche Gebührenerhöhungen“ an

In der Sitzung ging es um die Neuberechnung der Gebühren zur Wasserabgabesatzung sowie analog bei der Abwasserentsorgung. „Es werden sich deutliche Gebührenerhöhungen ergeben”, kündigte Bürgermeister Christian Bauer (CSU) eingangs der Aussprache an. 

Dabei schaut es eigentlich gar nicht so schlecht au. Das lag ausnahmsweise an der Corona-Pandemie. Deren Auswirkungen fallen nämlich in den Abrechnungszeitraum 2020 bis 2024. Weil da viele Grafinger im Lockdown daheim bleiben mussten, mussten sie auch zuhause aufs Klo gehen und nicht etwa am Arbeitsplatz. Die Folge: Es wurde privat erheblich mehr Wasser verbraucht, was wiederum mehr Gebühren in den Stadtsäckel schwemmte als vorausberechnet. „Überdeckung” nennt sich so etwas im Verwaltungsdeutsch und diese summierte sich in Grafing auf einen Überschuss von 482 .000 Euro. Die Stadt verlangte für das Trinkwasser von den Verbrauchern also zu viel. 

Geld soll für Investitionen zurückgelegt werden

Allerdings wies Bauer auf folgendes hin: „Wir haben in den nächsten Jahren Millioneninvestitionen vor uns.” Man solle das Geld dafür „zurücklegen“. Dieser Gedanke gefiel auch Christian Kerschner (SPD). Es sei vernünftiger, diesen Überschuss für Investitionen einzusetzen, als diese über Kredite zu finanzieren, deren Zinsen dann die Verbraucher noch zusätzlich bezahlen müssten. Ottilie Eberl (Grüne) fand es einen „Luxus, dass jeder Haushalt gutes Wasser haben kann”. Sie verwies darauf, dass viele Grafinger aus den Supermärkten vergleichsweise viel teureres Wasser mit nach Hause schleppen würden. 

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Stadtratsneuling Simon Rothmoser (CSU) plädierte für höhere Grundgebühren, weil dann die Einnahmen der Stadt aus der Wasserversorgung nicht so stark verbrauchsabhängig schwanken würden. Max Graf Rechberg (CSU) hingegen tendierte eher zu einem gleichbleibenden und vergleichsweise niedrigen Grundpreis, weil somit jeder über sein Verbraucherverhalten einen Einfluss darauf habe, in welcher Höhe er Gebühren bezahlen müsse.

Mehrheitlich einigte sich der Stadtrat darauf, dass für das Trinkwasser ab 1. Oktober 2024 je Kubikmeter 2,39 Euro fällig werden (Erhöhung um 48 Prozent). Dazu kommen die Grundgebühren. Die Sätze schwanken verbrauchsabhängig von vier Euro bis zu 48 Euro pro Monat und haben sich damit verdoppelt. Die Gebühren für die Einleitung von Mischwasser ins Kanalsystem wurden auf 2,91 Euro pro Kubikmeter und bei Schmutzwasser analog auf 2,25 Euro festgelegt.    

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