„Hatte ein sehr schönes Leben“: Ebersberger Bäckermeister (95) blickt dankbar zurück
Der Ebersberger Bäckermeister Alois Freundl hat in der Kreisstadt seinen 95. Geburtstag gefeiert. Er sieht zufrieden auf sein Leben zurück und freut sich noch heute an seinem Betrieb.
Ebersberg - Wenn eine positive Einstellung tatsächlich die Grundvoraussetzung für ein langes Leben ist, dann hat Alois Freundl bestimmt noch eine ganze Reihe von Jahren vor sich. So sah das auch Landrat Robert Niedergesäß, als er den Senior am Mittwoch zu dessen 95. Geburtstag beglückwünschte und meinte: „Sie wissen schon, dass wir ab dem 100. Geburtstag jedes Jahr zum Gratulieren kommen.” Niedergesäß und der Ebersberger Bürgermeister Ulrich Proske reihten sich ein in die große Schar der Gratulanten und überbrachten Glückwünsche im Namen der Stadt und des Landkreises sowie jeweils ein Präsent. “Eigentlich wollte ich gar nicht feiern”, meinte der Jubilar bescheiden, „aber dann wird es doch den ganzen Tag dauern.” Sogar eine Musik wurde für ihn und die zahlreichen Geburtstagsgäste im Obergeschoss des Betriebsgebäudes in der Heinrich-Vogl-Straße in Ebersberg bestellt.
Alois Freundls Lebensweg ist gekennzeichnet durch das, was man heute landläufig und gerne als gelungene Nachkriegskarriere bezeichnen würde. Auf einem Bauernhof in der Nähe von Haag als jüngstes von sechs Geschwistern aufgewachsen, überlebte er schwere Kriegszeiten, absolvierte eine Bäckerlehre, machte als damals jüngster Bäckermeister Bayerns im Jahr 1951 seine Meisterprüfung und sich bald darauf selbständig mit einem Kleinbetrieb. „Mit einem Lehrling und einem Gehilfen habe ich angefangen. Ich habe gerne am Tag 16 Stunden gearbeitet”, erinnert er sich.
85 Mitarbeiter sind für die Bäckerei Freundl im Einsatz
Optimismus, betriebswirtschaftliches Geschick, Entscheidungsfreude und der richtige Instinkt ließen den Kleinbetrieb bald wachsen. Inzwischen hat die Bäckerei Freundl 85 Mitarbeiter und wird bereits von der dritten Generation erfolgreich weiterbetrieben. Darüber freut sich der Senior besonders: „Das kann man nicht bestimmen, das muss sich entwickeln”, sagt er.
Freundl engagierte sich von 1990 bis 1996 im Ebersberger Stadtrat und war über zehn Jahre Kirchenpfleger. Die Ehrenämter, so räumt er freimütig ein, belasteten ihn damals mehr, als er das zunächst vermutet hätte. Sehr viele Leute hätten sich mit Kleinigkeiten an ihn gewandt, und weil er allen helfen wollte, „hat das so viel Zeit gekostet. Das konnte ich nicht mehr machen.”
Alois Freundl flog 800 Passagiere durch die Lüfte
Was die wenigsten wissen: Der 95-Jährige erwarb zu seinen aktiven Zeiten einen Pilotenschein. In seiner Cessna 172 flogen über die Jahre insgesamt etwa 800 Passagiere mit. Wenn dann noch Zeit blieb, machte sich Freundl darüber hinaus gerne auf in die Berge, zum Beispiel zu einer Watzmanntour oder auf die Zugspitze.
„Ich habe ein schönes Leben gehabt”, blickte er zufrieden zurück und erzählte der Gratulantenschar von vielen seiner Erlebnisse, an die er sich detailreich erinnert. „Nur mit den Namen klappt es nicht mehr so”, sagt er, wenn ihm nicht gleich einer einfällt, über den er etwas erzählen wollte. Und weil man mit Lob im Leben weiter kommt als mit irgendetwas anderem, hatte der Jubilar für jeden seiner Gäste ein aufmunterndes und zugleich anerkennendes Wort. Die blieben sehr gerne länger.