Karts wegen Lärmschutz verboten: Verein muss 30.000 Euro für Elektroantrieb stemmen

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Freuen sich auf die E-Karts: Der MSC Hausham engagiert sich ausschließlich für den Nachwuchs, der bisher noch mit zwei benzinbetriebenen Motorkarts unterwegs ist. © Privat

Der MSC Hausham muss seine benzinbetriebenen Karts gegen E-Karts tauschen. Eine finanzielle Herausforderung, die fast das Ende des Vereins bedeutet hätte.

Hausham – Für den Verein ging es um nicht weniger als die Existenz – und das nach über 66 Jahren. So lange schon kurven Generationen von Kindern und Jugendlichen mit benzinbetriebenen Karts des Motorsportclubs (MSC) Hausham über den Asphalt. Doch damit ist ab dem Jahresende Schluss. „Wir haben vom Landratsamt die Auflage bekommen, auf E-Karts umzustellen“, berichtete Anton Bichler in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Dort erhoffte sich der Vorsitzende Unterstützung zur Rettung des Vereins. Denn die rund 30 000 Euro teure Anschaffung zweier E-Karts, mit denen der erlaubte Lärmpegel auf dem Volksfestplatz eingehalten werden würde, könne der Verein unmöglich selbst finanzieren. „Wir müssten den Verein auflösen“, fasste Bichler zusammen.

Dass es so weit nicht kommt, verdanken er und die derzeit 15 aktiven Kinder und Jugendlichen der Kühnen-Stiftung: 20 000 Euro fließen nach einem Beschluss des Gemeinderats aus dem Stiftungsvermögen in den Verein. Weitere 10 000 Euro streckt die Gemeinde vor – diesen Betrag muss der MSC beispielsweise mithilfe von Spenden oder über Einnahmen aus Sponsoring zurückzahlen. Gerettet wurde der Verein damit in letzter Sekunde, wie auch Bürgermeister Jens Zangenfeind (FWG) weiß. Schließlich müssten die E-Karts jetzt bestellt werden, um die nächste Saison zu ermöglichen, sagt er auf Nachfrage. „Sonst wäre für den Verein Schluss gewesen.“

Bei E-Karts keine Genehmigung mehr erforderlich

Das Landratsamt bestätigt auf Anfrage, dass die Untere Immissionsschutzbehörde den MSC Hausham dazu aufgefordert habe, ab der Saison 2025 keine Verbrenner-Karts mehr zu fahren. „Dieser Entscheidung ist eine beinahe zweijähriger Vorlaufprozess vorangegangen, in den neben dem Landratsamt Miesbach insbesondere auch die Verantwortlichen des MSC Hausham, die Gemeinde Hausham sowie die Regierung von Oberbayern eingebunden waren“, teilt eine Sprecherin der Kreisbehörde mit. Hintergrund sei die immissionsschutzrechtliche Genehmigungsbedürftigkeit der Motorsportanlage.

„Es freut uns, dass mit der Anschaffung der E-Karts eine gute Lösung für alle Beteiligten gefunden werden konnte“, sagt die Sprecherin. „Aufgrund dieser Anschaffung ist keine immissionsschutzrechtliche Genehmigung notwendig.“ Die tatsächliche Lärmbelastung für die Anwohner sei erheblich verbessert.

Was genau die Überprüfung nach all den Jahren ausgelöst hatte, darüber kann Bichler nur spekulieren. Erlaubt wäre ein Weiterfahren der bisherigen Karts, die mit Rasenmähermotoren betrieben werden, jedenfalls nur noch mit einem entsprechenden Gutachten, das die Einhaltung der Grenzwerte bescheinigt. Doch die Kosten dafür konnte sich der Verein sparen. „Wir haben selbst nachgemessen“, sagte der Vorsitzende in der Sitzung. Um neun Dezibel überschritten die Karts den erlaubten Lärmpegel. „Mit einem Schalldämpfer wären wir nur um ein oder zwei Dezibel runtergekommen.“ Ein Verschieben der Strecke, wie vom Landratsamt vorgeschlagen, sei nicht möglich. Und auch Schallschutzwände waren für den Verein aus finanziellen Gründen keine Option.

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„Wir haben einiges versucht“, berichtete Bichler. Unter anderem mit dem Zweck der Verkehrserziehung der Kinder argumentierte der MSC. Doch weil auch Rennen gefahren werden, sei das von der Kreisbehörde nicht anerkannt worden. Für den Verein blieb es dabei: „2025 müssen wir umstellen.“

Mit rund 15 000 Euro schlagen die zwei Fahrzeuge unter anderem deshalb zu Buche, weil jeweils ein Ersatzakku bei Veranstaltungen gebraucht wird. Dort sind die Karts oft mehrere Stunden am Stück im Einsatz. Dass die hohen Anschaffungskosten dank des Zuschusses und der Spenden zahlreicher Firmen gestemmt werden können, freut jetzt vor allem die Jugendgruppe. „Ich hab‘ die Nachricht kürzlich bei der Weihnachtsfeier überbracht“, sagt Bichler auf Nachfrage. „Da hab‘ ich nur noch Jubel gehört.“ nap

Schon einmal stand der MSC Hausham kurz vor dem Aus: als die Karts geklaut wurden.

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