Hinter diesem Hallentor im Miesbacher Gewerbegebiet ist kaum nicht vermuten, dass sich dahinter eine Oase des guten Geschmacks verbirgt – im wahrsten Sinn.
Feines Backwerk und guter Kaffee gehören irgendwie zusammen. Deshalb ist das zweite Standbein, das der Miesbacher Bäckermeister Florian Perkmann seit wenigen Jahren hat, mit seinem Hauptsegment gut zu kombinieren. Geplant war der Einstieg ins Kaffeegeschäft allerdings nicht. Aber manchmal kommt eben das Schicksal hinzu.
Denn es war ein schmerzvoller Anlass, der der Bäckerei Perkmann die Kaffeerösterei Bohnenreich bescherte. „Die Firma hat meinem Freund Hans Priller gehört, der 2019 beim Paragliding an der Zugspitze tödlich verunglückte“, berichtet Perkmann. Wie sich bei einem Kondolenzbesuch herausgestellt hatte, war kein Nachfolger da, der die Kaffeerösterei hätte weiterführen können. „Und wir alle wollten sein Unternehmen nicht so einfach untergehen lassen.“
Zumal sich Perkmann und Priller über den Kaffee kennengelernt hatten. „Er war Röstmeister bei unserem früheren Lieferanten, und wir hatten einen gemeinsamen Freundeskreis.“ Und er sei ebenfalls gelernter Bäcker gewesen, wie beide bei einem privaten Anlass feststellten. Als Priller sich mit Bohnenreich selbstständig machte, wechselte Café-Inhaber Perkmann zu ihm.
Symbiose Backwerk und Kaffee
Um die Kaffeerösterei übernehmen zu können, reduzierte Perkmann seinen Bäckereibetrieb auf das Kerngeschäft. Zugleich übernahm er Prillers neuen Röstmeister. Und dann ging es los – mit vollem Einsatz. „Es war ja auch unser Kaffee, den wir in unserem Geschäft verkaufen.“ Diese Symbiose habe er von Anfang an gesehen.
„Das Thema Rösten ist für mich als Bäcker ja nicht fremd“, sagt Perkmann, der auch Obermeister der Bäckerinnung für die Landkreise Miesbach und Bad Tölz-Wolfratshausen ist. „Aber das war schon eine andere Nummer.“ Einkaufen, Sorten auswählen, rösten, verpacken, ausliefern und neue Kunden akquirieren – all das sei neben Bäckerei und Café sehr fordernd gewesen.
„Es war der Wahnsinn. Erst habe ich in der Bäckerei gearbeitet und dann nachts die Tüten für den Kaffee geklebt.“ Aber Perkmann stemmte die Herausforderung. „Nicht zuletzt dank meiner Mitarbeiter, ohne die das alles so nicht gehen würde“, wie er betont.
Umsatz gesteigert
2020 zog die Rösterei von ihrem damaligen Firmensitz in Kolbermoor (Landkreis Rosenheim) nach Miesbach, wo Perkmann im Gewerbegebiet Nord eine passende Produktionshalle gefunden hatte. Mittlerweile hat der 48-Jährige im Kaffeesegment Fuß gefasst, kennt den Markt, die Sorten und die Besonderheiten. „Mit acht Tonnen Rohkaffee pro Jahr haben wir angefangen. Jetzt stehen wir bei 28“, sagt der Firmenchef nicht ohne Stolz. 23 Sorten umfasst das Bohnenreich-Sortiment, aber das soll 2025 auf 18 verringert werden. Auch aus Kostengründen. Denn der Kaffeepreis steigt weltweit, aber das Budget der Kunden – vornehmlich im Café-Bereich – habe Grenzen.
2025 ist für Perkmann ein besonderes Jahr. Dann feiert der Betrieb ein Doppeljubiläum: „2025 besteht unsere Bäckerei, die mein Vater gegründet hat, seit 40 Jahren.“ Gleichzeitig gibt es Bohnenreich seit fünf Jahren in Miesbach. Die Arbeit wird Perkmann auch in Zukunft nicht ausgehen. „Das ist ein Full-Fulltime-Job“, stellt er lächelnd fest. „Aber es macht Spaß. Ich mach‘s richtig gerne.“