Roche in Penzberg wächst weiter - von Leap und Gentherapie-Zentrum bis Produktionsgebäude und Kraftwerk
Das Biotech-Unternehmen Roche hat am Donnerstag einen Überblick über aktuelle und geplante Investitionen in Penzberg gegeben. Eine davon ist das künftige Diagnostik-Forschungsgebäude „Leap“ im Süden des Werkgeländes, das bereits im Rohbau steht. Dieses Jahr werden zudem zwei Bauprojekte auf der nördlichen Erweiterungsfläche starten.
Penzberg – Im kommenden Mai soll im Norden des Penzberger Roche-Werkgelände der erste Spatenstich für das neue Diagnostik-Produktionszentrum erfolgen, die Grundsteinlegung dann im November. Die Investition in Höhe von 600 Millionen Euro – die größte Einzelinvestition, die es jemals in Penzberg gab – hatte das Unternehmen bereits vor einem Jahr angekündigt (wir berichteten). Das Gebäude entsteht am nordöstlichen Rand der insgesamt über 13 Hektar großen Erweiterungsfläche.
Erweiterungsfläche im Norden: Biomasse-Heizwerk
Für diese Erweiterungsfläche im Norden gibt es mittlerweile noch ein zweites Bauprojekt: ein Biomasse-Heizwerk, mit dem Roche nach eigenen Angaben künftig 780 Tonnen CO2 im Jahr einsparen will. Verfeuert wird in dem Heizwerk laut Werkleiter Paul Wiggermann Restholz aus Wäldern im Umkreis von 100 Kilometern und Holz, das als Abfallprodukt in Sägewerken anfällt. Der Spatenstich für die 22-Millionen-Euro-Investition soll im kommenden April erfolgen. Weitere konkrete Projekte für die Erweiterungsfläche im Norden des Werks gibt es aktuell noch nicht, hieß es.
Werkleiter Wiggermann und Claudia Fleischer, Geschäftsführerin der Roche Diagnostics GmbH, gaben am Donnerstag bei einem Jahresmediengespräch einen Überblick über die Entwicklung speziell am Roche-Standort Penzberg. Bereits vergangene Woche hatte das Unternehmen, wie berichtet, in Mannheim Bilanz für alle deutschen Standorte gezogen.
Mitte März soll Gentherapie-Zentrum eingeweiht werden
Demnach soll Mitte März in Penzberg ein Entwicklungszentrum für Gentherapien eingeweiht werden, in das Roche rund 90 Millionen Euro investiert. Dabei handelt es sich nicht um einen Neubau, sondern um ein älteres Gebäude, in das neueste Technik einzieht. Dort sollen laut Roche die technische Entwicklung und Produktion von Klinikmaterial zukünftiger Gentherapien vorbereitet und Herstellungsprozesse entwickelt werden.
Geschäftsführerin Claudia Fleischer teilte – wie schon vergangene Woche in Mannheim – mit, dass Roche im vergangenen Jahr Investitionsprojekte von über 1,4 Milliarden Euro in seinen deutschen Standorten umgesetzt oder gestartet hat. Darüber hinaus prüfe Roche zusätzliche Investitionen in Deutschland von rund einer Milliarde Euro für die nächsten drei Jahre. Ob und inwieweit davon der Penzberger Standort profitiert, vermochte sie noch nicht zu sagen. Fleischer verwies auf den konzernweiten Standortwettbewerb. Demnach ist es letztlich eine Entscheidung des Konzerns, ob und wie viel davon in den deutschen Standorten investiert wird.
Schon gut sichtbar: das neue Forschungsgebäude Leap
Ein Investitionsprojekt, das mittlerweile gut sichtbar circa 33 Meter in die Höhe ragt, ist das neue Diagnostika-Forschungsgebäude „Leap“ am südlichen Rand des Werkgeländes, in das Roche rund 250 Millionen Euro investiert. Diese Woche wurde Richtfest gefeiert. Dort sollen einmal 800 Roche-Forscher einziehen, die aktuell noch auf 28 Gebäude in Penzberg und München verteilt sind.
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Werkleiter Wiggermann erklärte dazu, dass das neue Forschungsgebäude genauso wie das geplante Produktionsgebäude nicht bedeute, dass hunderte neue Arbeitsplätze entstehen. Es würden dort vor allem Mitarbeiter aus bestehenden Gebäuden einziehen. Die Mitarbeiterzahl in Penzberg beläuft sich ihm zufolge auf 7728 (Stand 31. Dezember 2023), die aus 80 Nationen stammen.

Eine andere Herausforderung ist, dass in dem Gebäude Forscher aus 28 anderen Gebäuden mit ihren eigenen Gebäude- und Arbeitsprozessen zusammengefasst werden. Damit dies gelingt, gibt es ein siebenköpfiges „Leap Change Team“, bestehend aus Forschern, die bei der Planung mitreden. Dazu gehören die Biotechnologin Simone Stamm und der promovierte Chemiker Felix Quitterer. Ziel ist ihnen zufolge, Büros und Labors, Prozesse und Arbeitsläufe so zu gestalten, dass die Zusammenarbeit gestärkt wird sowie die künftigen Nutzer effizient arbeiten können und zufrieden sind.
Bürokomplex großteils aus Holz
Roche gewährte am Donnerstag auch einen Blick in den Rohbau des neuen Forschungsgebäudes. Bauprojektleiter für das „Leap“ (die Abkürzung für „Laboratory Excellence Accelerator Penzberg“) ist Hubert Mock. Er erklärte, dass der Komplex zum einen aus einem reinen Laborgebäude besteht, gebaut mit Beton. Nötig ist die Stabilität, da Mikroschwingungen Messungen verfälschen können. Zum anderen besteht der Komplex aus einem reinen Bürogebäude, das großteils mit Holz errichtet wird. Man ersetze so 3500 Tonnen Beton, erklärte er. Durch eine effiziente Klimatechnik können laut Werkleiter Wiggermann zudem die CO2-Emissionen um zwei Drittel im Vergleich zu heutigen Laboren reduziert werden.