Herzrasen, Brustschmerzen, Ohnmacht – Wann emotionaler Stress gefährlich wird

Emotionaler Stress, wie er bei einem Ereignis wie Fremdgehen auftreten kann, hat das Potenzial, das Herz zu belasten. Solche Situationen gehen oft mit intensiven Gefühlen wie Scham, Angst oder Nervosität einher, die körperliche Anspannung und die Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol fördern.

Studien zu plötzlicher emotionaler Belastung, etwa durch Beziehungskonflikte, zeigen, dass besonders Menschen mit bestehenden Herz-Kreislauf-Risikofaktoren gefährdet sind. Bei ihnen kann der Stresshormonanstieg eine Stress-Kardiomyopathie – das sogenannte „Broken-Heart-Syndrom“ – auslösen. Zusammengefasst kann starker emotionaler Stress die Herzgesundheit beeinflussen, insbesondere bei vorbelasteten Personen, weshalb es wichtig ist, solche Belastungen ernst zu nehmen und gegebenenfalls Unterstützung zu suchen.

Dr. Christoph Nitsche ist Facharzt für Innere Medizin und Notfallmedizin. Seine Facharztausbildung absolvierte er am Marienhospital Euskirchen mit Schwerpunkt in der Kardiologie und Notfallmedizin. Er ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.

Was ist das Tako-Tsubo-Syndrom und wie unterscheidet es sich vom klassischen Herzinfarkt?

Das Tako-Tsubo-Syndrom, auch „Broken-Heart-Syndrom“ genannt, ist eine vorübergehende Funktionsstörung des Herzens, die meist durch starke emotionale oder körperliche Belastungen ausgelöst wird. Typische Auslöser sind Trauer, Schocknachrichten oder intensive körperliche Anstrengung. Stresshormone wie Adrenalin spielen eine zentrale Rolle und schwächen vorübergehend die Pumpfunktion der linken Herzkammer.

Symptome ähneln einem Herzinfarkt: Brustschmerzen, Atemnot und Schweißausbrüche sind häufig. Anders als beim Herzinfarkt bleiben jedoch die Herzkranzgefäße frei. Statt eines Gefäßverschlusses kommt es zu einer „Lähmung“ des Herzmuskels. Frauen nach den Wechseljahren sind besonders häufig betroffen, vermutlich wegen des Östrogenverlustes.

Die Prognose ist in der Regel gut: Die Herzfunktion erholt sich meist innerhalb von Tagen bis Wochen. Dennoch können Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen auftreten. Bei Brustschmerzen oder Atemnot sollte immer sofort medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden.

Welche körperlichen Symptome können bei Betroffenen von starkem emotionalem Stress auftreten?

Starker emotionaler Stress versetzt den Körper in Alarmbereitschaft und kann sich vielfältig äußern. Häufig treten Herzrasen, hoher Blutdruck, Brustschmerzen, Schwindel oder Atemnot auf.

Auch Magen und Darm reagieren: Übelkeit, Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung sind keine Seltenheit. Muskeln spannen sich an, Zittern, Kopfschmerzen oder Verspannungen können folgen.

Das Nervensystem reagiert mit innerer Unruhe, Schlafstörungen, Konzentrationsproblemen oder Schweißausbrüchen. In extremen Fällen können Ohnmacht, Herzrhythmusstörungen oder das Tako-Tsubo-Syndrom auftreten.

Besonders gefährlich ist starker Stress für Menschen mit bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das Risiko für Herzinfarkt oder Herzrhythmusstörungen steigt. Frühzeitige Stressbewältigung und ärztliche Abklärung bei Symptomen sind daher entscheidend.

Wie kann man das Risiko für stressbedingte Herzprobleme reduzieren?

Belastende Beziehungssituationen wie Konflikte, Vertrauensbrüche oder Untreue können das Herz belasten. Das Risiko für stressbedingte Herzprobleme lässt sich durch gezielte Maßnahmen reduzieren:

  • Stressmanagement: Atemübungen, Meditation oder progressive Muskelentspannung mindern akute Stressreaktionen. Kurze Pausen im Alltag oder Spaziergänge helfen ebenfalls.
  • Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität senkt Blutdruck und Stresshormone. Schon moderate Bewegung wie Treppensteigen oder Spaziergänge wirkt positiv.
  • Soziale Unterstützung: Gespräche mit Freunden, Familie oder professioneller Beratung entlasten emotional.
  • Gesunde Lebensweise: Ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf, Verzicht auf Rauchen, übermäßigen Alkohol und Drogen stärken das Herz.
  • Medizinische Prävention: Regelmäßige Check-ups für Blutdruck, Herzfrequenz, Cholesterin und Blutzucker sind empfehlenswert. Akute Beschwerden wie Brustschmerzen, Herzrasen oder Schwindel erfordern sofortige ärztliche Hilfe.

Wer effektiv mit Stress umgeht, hat ein geringeres Risiko für stressbedingte Herzprobleme. Ein bewusster Umgang mit emotionaler Belastung kann also entscheidend sein.

Wann sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen?

Starke emotionale Belastungen können das Herz erheblich beanspruchen und Symptome hervorrufen, die einem Herzinfarkt oder dem Tako-Tsubo-Syndrom ähneln. Es ist daher entscheidend, Warnsignale ernst zu nehmen und bei bestimmten Beschwerden unverzüglich ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. 

Zu den Symptomen, die eine sofortige medizinische Abklärung erfordern, gehören: 

  • Plötzliche Brustschmerzen oder ein Druckgefühl in der Brust: Diese können auf eine akute Durchblutungsstörung des Herzens hinweisen.
  • Atemnot oder Kurzatmigkeit: Ein Zeichen dafür, dass das Herz möglicherweise nicht mehr ausreichend Sauerstoff transportieren kann.
  • Starkes Herzrasen, Herzstolpern oder unregelmäßiger Herzschlag: Solche Rhythmusstörungen sollten umgehend abgeklärt werden.
  • Schwindel, Ohnmacht oder ein plötzliches Schwächegefühl: Diese Symptome können auf eine eingeschränkte Herzfunktion hindeuten.
  • Schweißausbrüche oder Übelkeit in Verbindung mit Herzbeschwerden: Besonders in Kombination mit anderen Symptomen sind diese Anzeichen alarmierend. 

Diese Beschwerden können auf akute Herzprobleme hinweisen, die schnelles Handeln erfordern. Selbst wenn sich herausstellt, dass die Symptome stressbedingt sind, ist eine frühzeitige Diagnose essenziell, um ernsthafte Schäden am Herzen auszuschließen. 

Bei akuten Herzbeschwerden niemals zögern – sofort den Notruf wählen oder die nächste Notaufnahme aufsuchen!