Arzt verrät: So wirken sich längere Sexpausen aus – und was hilft

Viele Paare erleben im Laufe einer langen Beziehung Phasen mit wenig oder gar keinem Sex. Das ist zunächst kein Problem – entscheidend ist, ob beide Partner damit einverstanden sind. Wird Sexlosigkeit jedoch als Belastung empfunden, kann sie sich auf Gesundheit und Wohlbefinden auswirken.

Dr. Christoph Nitsche ist Facharzt für Innere Medizin und Notfallmedizin. Seine Facharztausbildung absolvierte er am Marienhospital Euskirchen mit Schwerpunkt in der Kardiologie und Notfallmedizin. Er ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.

Einfluss auf Wohlbefinden und Stressbewältigung

Fehlt sexuelle Aktivität über längere Zeit und wird dies als Mangel erlebt, berichten Betroffene häufiger von erhöhtem Stress, innerer Anspannung und Gereiztheit. Sex kann – ähnlich wie Sport – Stresshormone senken und das Wohlbefinden steigern. Bleibt dieser Ausgleich weg, kann das subjektive Stressempfinden zunehmen.

Wichtig: Ein erfülltes Leben ohne Sex ist möglich, wenn beide Partner mit der Situation zufrieden sind.

Rolle der Kommunikation

Offene Gespräche sind der wichtigste Schlüssel, um sexlose Phasen zu überwinden. Wer über Wünsche, Sorgen und mögliche Auslöser spricht, beugt Missverständnissen und Schuldzuweisungen vor. Gemeinsam lassen sich neue Wege zu Nähe und Intimität finden – auch jenseits von Geschlechtsverkehr.

Wann ärztliche oder therapeutische Hilfe sinnvoll ist

  1. Wenn die Sexlosigkeit anhaltend belastet, zu Konflikten führt oder depressive Verstimmungen auslöst.
  2. Wenn körperliche Probleme wie Schmerzen, Hormonstörungen oder Medikamente als mögliche Ursache infrage kommen.

Hier können Hausarzt, Gynäkologe/Urologe oder spezialisierte Paar- und Sexualtherapeuten klären, ob medizinische oder psychische Faktoren vorliegen.

Gesundheitliche Auswirkungen

Sexlosigkeit ist nicht automatisch gesundheitsschädlich. Belastend wird sie vor allem, wenn sie als ungewollt erlebt wird:

  1. Psychisch: Frust, geringeres Selbstwertgefühl, Spannungen in der Partnerschaft.
  2. Körperlich (indirekt): stressbedingte Beschwerden wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen oder Magen-Darm-Probleme.
  3. Positive Effekte regelmäßiger sexueller Aktivität – z. B. kurzfristige Blutdrucksenkung oder leichte Stärkung des Immunsystems – fallen dann weg, lassen sich aber durch Bewegung, ausgewogene Ernährung und Stressmanagement gut ausgleichen.

Mögliche Ursachen für abnehmende Sexualität

  1. Körperlich: Hormonveränderungen (z. B. Wechseljahre), chronische Erkrankungen, Nebenwirkungen von Medikamenten.
  2. Psychisch: Stress im Job oder Familienalltag, Erschöpfung, ungelöste Konflikte, Depressionen oder Angststörungen.
  3. Beziehungsdynamik: mangelnde Zeit zu zweit, schleichende Entfremdung, fehlende Kommunikation.

Fazit: Sexlose Phasen sind in langen Beziehungen nichts Ungewöhnliches. Problematisch wird es erst, wenn sie Leidensdruck erzeugen. Wer sich belastet fühlt, sollte offen mit dem Partner sprechen und bei Bedarf ärztliche oder therapeutische Hilfe suchen. So lässt sich klären, ob körperliche oder seelische Ursachen vorliegen – und wie Nähe und Intimität wieder wachsen können.