Gehaltserhöhung: Wann ist der richtige Zeitpunkt, danach zu fragen?
Viele Beschäftigte wünschen sich eine bessere Bezahlung. Doch manchmal ist es nicht so einfach, das Thema anzusprechen. Eine Expertin gibt Tipps.
Viele Beschäftigte wünschen sich eine Aufwertung ihres Gehalts. Doch mit Blick auf die nächste Gehaltsverhandlung ist es manchmal gar nicht so einfach, einen günstigen Zeitpunkt zu finden, um das Thema anzusprechen. Zudem sollten Beschäftigte sich vorher gut informieren, mit welchen Argumenten man in dem Gespräch punkten kann. Im Interview mit IPPEN.MEDIA erklärt Lara Kieninger, HR- und Recruiting- Expertin bei der Jobplattform Stepstone, worauf es dabei ankommt.
Wie oft sollten Beschäftigte beim Gehalt nachverhandeln?
Einen fixen Richtwert für die Häufigkeit einer Gehaltserhöhung gibt es nicht. Informieren Sie sich im ersten Schritt über die üblichen Gehaltsanpassungen Ihres Arbeitgebers. Einige Unternehmen haben beispielsweise jährliche Gehaltsrunden oder feste Zeitpunkte, zu denen Gehaltserhöhungen möglich sind. Expertinnen und Experten empfehlen zudem, alle 18 bis 24 Monate eine Gehaltserhöhung zu fordern. Aber aufgepasst: Richten Sie den Zeitpunkt unbedingt auch nach Ihren Leistungen aus. Eine Gehaltsforderung ohne ausreichend Argumente kann schnell nach hinten losgehen. Individuelle Erfolge können so ein guter Anlass für Gehaltsverhandlungen sein. Wenn Sie beispielsweise starke Vertriebserfolge erzielt haben oder an einem wichtigen Projekt beteiligt waren, können Sie diese Erfolge als Argument für eine Gehaltserhöhung nutzen.

Wirkt es sogar interesselos, wenn man nicht regelmäßig nach einer Gehaltserhöhung fragt? Oder umgekehrt gefragt: Kann man mit der Frage nach mehr Gehalt etwas falsch machen?
Nicht mit seinen Vorgesetzten über das Gehalt zu sprechen, gleicht einer vertanen Chance. Ihre Führungskraft sollte wissen, wo Sie sich mit Ihrem Gehalt aktuell sehen und wohin Sie sich zukünftig entwickeln möchten. Indem Sie diese Informationen teilen, können Sie langfristig gemeinsam daran arbeiten, Ihren Gehaltswünschen näherzukommen. Wichtig ist jedoch, das Thema Gehalt nicht überstürzt anzugehen – hier ist Fingerspitzengefühl gefragt. Außerdem sollten Sie keinesfalls mit Drohungen oder einer reduzierten Leistung reagieren, falls Ihre Gehaltserhöhung nicht wie gewünscht umgesetzt wird. Solche Taktiken können schnell das Vertrauensverhältnis zu dem oder der Vorgesetzten sowie die Arbeitsatmosphäre beeinträchtigen. Bleiben Sie stets professionell und zeigen Sie Verständnis für die Gründe, die möglicherweise zu einer Ablehnung Ihrer Gehaltserhöhung führen. Konzentrieren Sie sich stattdessen darauf, Ihre individuellen Leistungen und Ihren Wert für das Unternehmen zu betonen. So können Sie weiterhin offen für zukünftige Gehaltsverhandlungen bleiben und gemeinsam nach alternativen Lösungen suchen.
Wann ist aus Ihrer Sicht ein günstiger Zeitpunkt, um nach einem Termin für das Gehaltsgespräch zu bitten?
Das Timing spielt in puncto Gehaltsverhandlung eine entscheidende Rolle. Sprechen Sie das Thema niemals zwischen Tür und Angel an, sondern wählen Sie einen offiziellen Rahmen für das Gespräch. Jahres-, Halbjahresgespräche oder ein „Jour fixe“ sind hier eine gute Gelegenheit. Mein Tipp: Platzieren Sie Ihren Wunsch nach einem Gehaltsgespräch schon im Vorfeld des Termins bei Ihrer Führungskraft – so kann sich diese bereits gedanklich auf das Thema einstimmen. Zudem können berufliche Erfolge, wie beispielsweise der Abschluss eines großen Projektes, ein guter Anlass sein, um über eine Gehaltsanpassung zu sprechen. Haben Sie dabei aber stets die wirtschaftliche Lage Ihres Arbeitgebers im Blick. Schreibt Ihr Unternehmen aktuell rote Zahlen, so stehen die Chancen auf eine Gehaltserhöhung schlechter.
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Wie viel Prozent mehr sollte man bei der Gehaltsverhandlung anstreben?
Einen fixen Richtwert für die Höhe der Gehaltsanpassung gibt es nicht – dies ist je nach Unternehmen, Unternehmenssituation und Marktlage unterschiedlich. Auch individuelle Faktoren wie Branche, Berufserfahrung und Bildungsabschluss sind entscheidend. Mitarbeiter sollten ihren Marktwert kennen, um realistische Gehaltsforderungen zu stellen.

Sollte man beim Wunsch nach mehr Gehalt auch mit der Inflation argumentieren?
Wenn es um das Thema Gehaltserhöhung geht, liegt der Fokus ganz klar auf Ihren Leistungen. Argumente wie die allgemeine Inflation sollten Sie daher nicht als Grund für eine Gehaltsverhandlung wählen. Legen Sie stattdessen im Gespräch die Aufmerksamkeit auf Ihre individuellen Leistungen und Ihre Berufserfahrung sowie auf Ihren aktuellen Marktwert. Nutzen Sie konkrete Beispiele Ihrer erfolgreichen Projekte oder Ihres Beitrags zur Umsatzsteigerung, um Ihre Leistungen zu unterstreichen.