Alarmstart für Bundeswehr-Jets: Putins Drohnen dringen in Nato-Luftraum ein
In der Nacht dringen russische Drohnen in Nato-Gebiet ein. Deutsche und rumänische Abfangjäger steigen auf. Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art.
Berlin/Bukarest – In der Nacht zum Donnerstag sind russische Drohnen in den Luftraum über Rumänien eingedrungen. Deutsche und rumänische Kampfflugzeuge stiegen in einem Alarmstart auf, um die mögliche Bedrohung abzuwehren.
Bis zu 70 russische Drohnen des Typs Shahed 136 wurden nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur im rumänischen Luftraum identifiziert. Nach bisherigen Erkenntnissen explodierte eine davon über dem Gebiet des Nato-Landes. Das rumänische Verteidigungsministerium meldete am Morgen einen Bombenkrater von 1,5 Meter Tiefe im Donaudelta nahe dem Dorf Grindu, etwa 6,5 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt und in unbewohntem Gebiet.
Russische Drohnen im Nato-Luftraum – Deutsche und rumänische Jets steigen auf
Von den Nato-Militärs wurde der russische Angriff auf Ziele im rumänisch-ukrainischen Grenzgebiet ab 21.42 Uhr deutscher Zeit bemerkt. Um 22.02 Uhr war dann der Befehl zu einem Alarmstart („Alpha Scramble“) erfolgt. Bereits um 22.11 Uhr waren die deutschen Eurofighter in der Luft. Unterstützt wurden sie von rumänischen F-16 Kampfjets, die vom östlichen Luftwaffenstützpunkt Fetesti aufstiegen. Der Einsatzzeitraum zog sich laut dem rumänischen Militär bis um 2.00 Uhr am Freitag. Die russischen Luftfahrzeuge wurden von den Besatzungen dabei durch Sichtkontakt identifiziert, ein Nato-Befehl zum Abschuss erfolgte nicht.

Derzeit geht die Nato nicht davon aus, dass die in Rumänien abgestürzte Drohne aus Russland ein Ziel im Bündnisgebiet ansteuern sollte. Bündnissprecher Dylan White sagte gegenüber der dpa, dass Russland die Drohne nach rumänischen Erkenntnissen für einen Angriff auf die ukrainische Hafeninfrastruktur im Einsatz gehabt habe. Gleichzeitig bestätigte er die Alarmstarts und verurteilte „russische Angriffe auf zivile Infrastruktur in der Ukraine und entlang der Donau auf das Schärfste“.
„Wir sind sehr nahe“: Ukraine-Krieg ist nur einen Steinwurf entfernt
Bei dem Vorfall wurde deutlich, wie nahe am rumänischen Gebiet sich der Ukraine-Krieg abspielt. Von dem Militärflugplatz Mihail Kogalniceanu sind es bis an die ukrainische Grenze fünf bis acht Flugminuten. Auch die Schwarzmeerküste ist sehr nah. Dort beginnt die rumänische Zwölf-Meilen-Zone bis zum internationalen Luftraum, der auch von russischen Militärflugzeugen genutzt wird.
„Wir sind sehr nahe“, sagte der Kontingentführer Oberstleutnant Markus Kuchenbaur in der vergangenen Woche auf dem Fliegerhorst vor Journalisten. Die Luftwaffe der Bundeswehr beteiligt sich derzeit mit vier Kampfflugzeugen und bewaffneten Schutzflügen von dem Flugplatz Mihail Kogalniceanu bei Constanta an der Sicherung der Südostflanke der Nato. Der Einsatz hilft dem Nato-Partner mit militärischen Fähigkeiten, die dieser nicht ausreichend selbst hat. Auf dem Flugplatz sind dazu etwa 150 Männer und Frauen der Bundeswehr stationiert.
Rumänien leidet unter russischem Angriffskrieg - Putin reizt mit Flugmanövern NATO-Grenzen aus
Es ist nicht das erste Mal seit Wladimir Putins völkerrechtswidrigem Einmarsch in der Ukraine, dass Rumänien durch die russischen Operationen in Mitleidenschaft gezogen wird. Am 4. September war es nahe dem kleinen Ort Plauru schon einmal zur Explosion einer Drohne gekommen. Immer wieder werden Fragmente russischer Drohnen über rumänischem Gebiet gefunden. Der Staatssekretär für strategische Angelegenheiten, Iulian Fota, forderte die russische Seite damals auf, die Aktionen gegen die ukrainische Bevölkerung und Infrastruktur einzustellen. Das berichtete Euractiv.
Überhaupt sind Konfrontationen zwischen Nato-Einheiten und russischen Fluggeräten keine Seltenheit. Mitte August fingen britische Kampfjets zwei russische Bomber über der Bordsee ab. Am selben Tag kam es im dänischen Luftraum zu einer Konfrontation zwischen russischen Bombern und Nato-Luftstreitkräften. Im März 2023 wurden zwei weitere russische Flugzeuge von britischen und deutschen Kampfjets in der Nähe Estlands aufgehalten. Der Politikwissenschaftler Gerhard Mangott von der Universität Innsbruck sagte damals gegenüber IPPEN.MEDIA, dass solche Provokationen keine Seltenheit seien. Russland teste „damit die Einsatzbereitschaft der Nato-Luftwaffe“. (tpn)