Belarus „bereits in Krieg verwickelt“: Putins Drohnen werden zum Problem für Lukaschenko
Immer mehr Drohnen dringen im Zuge des Ukraine-Kriegs in den Luftraum von Belarus ein. Für Lukaschenko könnte das politisch heikel werden.
Minsk – Belarussische Oppositionen sehen ihr Land zunehmend in Gefahr. Der Grund: Offenbar dringen immer mehr Drohnen im Zuge der Angriffe im Ukraine-Krieg in den Luftraum von Belarus ein. Das berichtet ABC News.
Allein im November 2024 sollen 151 Drohnen nach Belarus geflogen sein, berichtet demnach das belarussische Hajun-Projekt – eine von Machthaber Alexander Lukaschenko als „extremistisch“ verbotene Gruppe. Diese Drohnenanzahl sei ein Rekordwert. Die belarussische Luftabwehr habe drei Drohnen abgeschossen.

Ende November seien bei einem einzigen Angriff eine Rekordzahl von 38 Kampfdrohnen nach Belarus geflogen, schreibt die Gruppe. Unabhängig prüfen lassen sich die Angaben nicht.
Drohnen dringen fast täglich in belarussischen Luftraum ein
Laut der ukrainischen Luftwaffe dringen fast jede Nacht Drohnen in den Luftraum von Belarus ein. Das liege auch daran, dass russische Drohnen mittlerweile durch die elektronische Kriegsführung der Ukraine zunehmend vom Kurs abkommen. Zuletzt verkündete Finnland, neue Drohnen für die Ukraine zu produzieren.
In der Vergangenheit beschwerte sich Minsk stets nur über ukrainische Drohnen. Im Juli verlangte Lukaschenko von Kiew, dass „umfassende Maßnahmen ergriffen werden, um solche Vorfälle, die zu einer Eskalation der Situationen in der Region führen könnten, in Zukunft auszuschließen.“ Im September teilte das belarussische Militär mit: Die eigenen Streitkräfte hätten ausländische Drohnen abgeschossen.
Sergej Frolow, belarussischer Generalstabschef, nannte kein Herkunftsland der Drohnen. „Durch rechtzeitige Maßnahmen der diensthabenden Luftverteidigungskräfte wurden alle Ziele der Angreifer zerstört“, erklärte der Oberst.
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Russland beherrscht Luftraum über Belarus
Lukaschenko wolle seine Verwicklungen im Ukraine-Krieg leugnen und gleichzeitig nützlich für Russland sein, sagt Jonathan Eyal von der britischen Denkfabrik Royal United Services Institute. Der Diktator von Belarus wisse, „dass der Großteil der belarussischen Bevölkerung kein Interesse daran hat, in den Krieg hineingezogen zu werden“, sagte Eyal.
Es sei kein Geheimnis, dass Russland den belarussischen Luftraum quasi uneingeschränkt nutzen kann. „Die Vorstellung, dass das belarussische Militär entschlossen ist, seine Souveränität zu verteidigen, ist ein wenig weit hergeholt.“ Im Sommer hatte Belarus die Ukraine und den Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit einem Truppenaufmarsch in Alarmbereitschaft versetzt.
Für die pro-westlichen Oppositionen in Belarus sind die Drohnenflüge ein Zeichen von Lukaschenkos Schwäche. Minsk arbeite hart daran, jegliche Beweise für fehlgeleitete russische Munition zu verbergen, sagte Franak Viacorka, ein wichtiger Politikberater der belarussischen Oppositionsführerin Sviatlana Tsikhanouskaya, gegenüber ABC News.
Nach Drohnen-Abstürzen in Belarus: Ursprung der Waffen soll verheimlicht werden
„Es ist sehr unangenehm für sie, zu sagen, dass die Russen unseren Luftraum benutzen“, sagte er. „Es geschieht mit dem Einverständnis Lukaschenkos, oder vielleicht fragt Russland Lukaschenko nicht einmal um Erlaubnis.“ Die Regierung stelle alle Drohnen als ukrainische dar, sagte der Oppositionelle Aliaksandr Azarau.
Wenn eine Drohne auf belarussisches Territorium falle, „wird der Ort sofort geräumt“, so Viacorka. Sicherheitsdienste würden Zeugen bedrängen, keine Details zu verraten.
Putin und Lukaschenko bringen immer mehr Menschen in Belarus in Gefahr
Die Angelegenheit sei für Lukaschenko politisch heikel, fügte er hinzu. „Seine Darstellung ist, dass Belarus dank ihm nicht in einen Krieg verwickelt wurde“, sagte Piacorka. „Aber wenn die Menschen Drohnen und Granaten über ihrem Territorium fliegen sehen, sehen sie, dass Belarus bereits in einen Krieg verwickelt ist.“
„Es ist sehr besorgniserregend, dass Weißrussland mehr und mehr involviert wird“, sagte Viacorka. Lukaschenko und Kremlchef Wladimir Putin brächten „immer mehr Menschen in Belarus in Gefahr.“
Zuletzt hatte Polen Belarus vorgeworfen, zunehmend Migranten an die EU-Außengrenze zu bringen und das Recht auf Asyl auszusetzen. (Jan Wendt)