Russisches U-Boot soll US-Flugzeugträger bedrohen: Nato startet Großfahndung – 27 Einsätze geflogen
Ein russisches U-Boot bedrohte angeblich die USS Gerald R. Ford. Nato-Staaten reagieren mit einer Großfahndung – und könnten fündig geworden sein.
Svolvær – Der Schattenkrieg des russischen Präsidenten Wladimir Putin scheint ein neues Ausmaß zu erreichen. Nachdem ein russisches U-Boot den US-Flugzeugträger USS Gerald R. Ford „bedroht“ haben soll, starteten mehrere Nato-Länder offenbar die Großfahndung. Mit mehreren Dutzend Flugzeugen ging es demnach auf die Suche nach dem U-Boot. Womögliche könnte die Mission bereits zu Erfolgen geführt haben.
Norwegen, Großbritannien und die USA sollen innerhalb kürzester Zeit bereits 27 Überwachungsflüge mit P-8 Poseidon-Maschinen gestartet haben. „Das ist eine sehr ungewöhnliche Eskalation“, sagte eine Verteidigungsquelle laut der dänischen Zeitung Dagbladet. Die Maschinen starteten von zahlreichen Stützpunkten: Aus Schottland, Island, von der norwegischen Basis Evenes, die nördlich des Polarkreises liegt, – und sogar von Sizilien aus.
Nato-Länder schweigen zu möglicher Großfahndung von Putins U-Booten – Flugverfolgung gibt Hinweise
Zu einer möglichen Jagd auf ein russisches U-Boot ist aktuell wenig bekannt. Bisher nannte keines der involvierten Nato-Länder Details zu einer solcher Mission. Norwegische Streitkräfte lehnten laut Barents Observer eine Stellungnahme „aus Sicherheitsgründen“ ab. Das britische Verteidigungsministerium gab laut der britischen Nachrichtenseite Express lediglich an, dass es sich bei den Flügen um keine Übung handle.
Flugverfolgungsdienste zeigen laut Dagbladet, dass ein britisches Poseidon-Flugzeug über Stunden westlich der Lofoten kreiste. In dieser Region erreicht das Meer eine Tiefe von bis zu 1000 Meter. Laut The Sun können Poseidon-Flugzeuge mithilfe von Sonarbojen U-Boote durch dessen Geräusche ausfindig machen. Dies versuchte das Flugzeug wohl, als es am Sonntagabend zu einem fast 48 Stunden langen Einsatz startete.

Nach angeblicher Bedrohung durch Russland-Flotte: US-Flugzeugträger bleibt unter dem Radar
Die russische Nordflotte besitzt aktuell drei U-Boote des Typs Jasen-M, Severodvinsk, Kazan und Archangelsk. Die atomfähigen U-Boote, die mit Torpedos und Marschflugkörpern ausgerüstet werden können, gelten als besonders leise. Laut dem norwegische Fachportal Barents Observer soll zur Zeit keines der drei U-Boote im Heimathafen liegen. Dieser befindet sich in Sapadnaja Liza in der Oblast Murmansk, nur etwa 60 Kilometer von der russischen Grenze zu Norwegen. Auf Satellitenbildern war keines der U-Boote in dem Hafen zu sehen, zumindest bis zum 25. August. Danach erschwerten Wetterbedingungen die Bildanalyse.
Die Position des USS Gerald R. Ford, der größte Flugzeugträger der Welt, ist aktuell aus Sicherheitsgründen nicht bekannt. Das Schiff operiert wohl derzeit vor der Küste Nordnorwegens gemeinsam mit norwegischen Kriegsschiffen wie der Thor Heyerdahl und der Maud, wie Barents Observer berichtete. Sollten die USA das Schiff mit Platz für mehr als 75 Flugzeuge verlieren, wäre das gefundenes Fressen für Russlands Propaganda.
Kategorie | USS Gerald R. Ford |
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Indienststellung | 22. Juli 2017 |
Länge | 337,1 Meter |
Breite des Flugdecks | 78 Meter |
Tiefgang | 11,9 Meter |
Geschwindigkeit | über 30 Knoten (55,56 km/h) |
Besatzung | über 4500 Personen |
Flugzeugplätze | 75 |
Erfolg bei U-Boot-Fahndung? Norwegisches Meer strategisch wichtig für Nato und Russland
Der ehemalige britische Marineoffizier Tom Sharpe interpretierte die Daten des Flugverfolgungsdiensts gegenüber The Daily Mail als Erfolgszeichen: „Es sieht so aus, als hätten sie ein russisches U-Boot gefunden und bearbeiten es massiv. Damit signalisiert die Nato: ‚Wir sehen euch.‘“ Viele andere Flugzeuge schalteten laut The Daily Mail ihre Transponder ab, um ihre Position nicht zu verraten. „Die Nato zeigt, dass sie die Kontrolle hat“, sagte auch der ehemalige U-Boot-Kommandant der Royal Navy, Ryan Ramsay, der Zeitung.
Nahe der Arktis schaukeln sich die Spannungen schon seit einiger Zeit hoch. Für Russland ist die Region strategisch wichtig, als Basis für die Nordflotte und für den Zugang zu Rohstoffen. Gleichzeitig betrachtet die Nato die norwegischen Meere als Schlüsselregion für die Verteidigungslinie des Militärbündnisses. Im Westen werden zudem immer wieder Warnungen laut, dass russische U-Boote kritische Infrastruktur angreifen könnten, darunter Datenkabel und Rohrleitungen für Energie. (lismah)