Die Wies leuchtete beim Schubert-Bruckner-Doppelkonzert
Das jüngste Konzert der Reihe „Musik im Pfaffenwinkel“ überzeugte jetzt mit einem virtuosem Schubert-Bruckner-Doppelkonzert. Die ausführenden Mitglieder der Münchner Philharmoniker und Solisten der Bayerischen Staatsoper sowie der Chor lieferten damit einen würdigen Beitrag zum Bruckner-Jahr.
Wies – Minutenlanges ergriffenes Schweigen, als der letzte Ton verklungen ist, und dann starker und anhaltender Applaus belohnte die fast anderthalbjährige Probenarbeit des Gemischten Chors im Pfaffenwinkel und seines künstlerischen Leiters Christian Fröhlich am vergangenen Sonntag in der Wieskirche. Schuberts „Unvollendete“ erklang sensibel und kitschfrei, die große Bruckner-Messe brachte tiefe Gläubigkeit und Vision ihres Komponisten zum Ausdruck.
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Wenn ein Chorleiter im Kollegenkreis erzählt, dass er die „f-Moll-Messe“ von Anton Bruckner (1824 bis 1896) für sein Ensemble erarbeitet, erntet er wahrscheinlich respektvolles Schweigen. Das Werk galt schon bei seiner Uraufführung im Jahr 1869 als unspielbar, der erste Dirigent gab auf, Bruckner selbst stellte sich damals ans Pult.
Auf höchstem internationalen Niveau
Die Mitglieder der Münchner Philharmoniker jedenfalls, Profis auf international höchstem Niveau, waren vom Ergebnis der Probenarbeit Christian Fröhlichs Gemischtem Chor im Pfaffenwinkel tief beeindruckt. Und das nicht etwa, weil die gut 60 Sänger während der zweistündigen Generalprobe am Nachmittag diszipliniert auf ihren Podesten stehen geblieben waren – und selbstverständlich genauso diszipliniert am gleichen Abend noch das Konzert sangen.
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„Der geistige Gehalt Bruckners war völlig da. Und die Bruckner-erfahrenen Philharmoniker haben mich gebeten, Ihnen ein großes Kompliment zu sagen“, schrieb Fröhlich den Chormitgliedern direkt nach dem Konzertabend noch in einer E-Mail.
Feine Klangfarben im Kirchenraum
Warum nötigt diese Bruckner-Messe allen so viel Respekt ab? Komplexe Harmonien, überraschende Tonartwechsel und eine große Vielfalt gesanglicher Ausdrucksformen – vom innigen Choral über kunstvoll verschränkte Fugen bis zu Solo-Koloraturen – gekonnt und geschmeidig eingeworfen vom jungen Solisten-Quartett: Alles ist dabei, dazu speziell für den Sopran noch viel und ausdauernde Höhe. Das Werk ist anstrengend für Ausführende und Hörende gleichermaßen, die an diesem Abend belohnt wurden mit einer reichen Romantik-Fülle.
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A propos Romantik, da war doch noch was: Denn der Bruckner-Messe vorangestellt war in diesem Konzert die sogenannte „Unvollendete“, die früh-romantische Sinfonie h-Moll von Bruckners Landsmann Franz Schubert (1797 bis 1828). Ein fast schon populäres Werk, das wegen seiner eingängigen Leitmotive und Melodien schnell kitschig und schmissig werden kann.
Nicht aber beim künstlerischen Leiter Christian Fröhlich: „Dass ein Weltklasse-Orchester wie die Münchner Philharmoniker derart sensibel auf die persönliche Interpretation eines Dirigenten reagiert, ist nicht selbstverständlich“, lobt er. Weit entfernt von musikalischer Routine, füllte die „Unvollendete“ den barocken Kirchenraum mit feinen Klangfarben.