Kein Wirt: Volksfest fällt heuer aus – „Es wird verdammt schwer“

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Karussell und Bierzelt-Gaudi: Darauf müssen Volksfest-Fans heuer verzichten. Die traditionelle Veranstaltung in Gmund fällt aus. © THOMAS PLETTENBERG

71 Mal hatte das Volksfest bisher einen festen Platz im Gmunder Veranstaltungskalender. Heuer fällt es aus – weil sich kein Festwirt finden lässt. Die Gemeinde setzt alles daran, dass die Tradition 2026 wieder fortgeführt werden kann. Gefeiert wird trotzdem – nämlich das 950-jährige Bestehen von Gmund.

Gmund - Gaudi im Festzelt mit Hendl, Bier und Stimmungsmusik, draußen ein Vergnügungspark mit Autoscooter, Glücksbude, Kettenkarussell und vielem mehr: Das Gmunder Volksfest ist eine beliebte Veranstaltung für Einheimische und Urlauber, Familien und Vereine. Fünf Tage lang, von 30. Mai bis 3. Juni, ging es 2024 auf dem Volksfestplatz im Ortszentrum über die Bühne.

Die Fahrenschon GmbH mit Maximilian Fahrenschon und seiner Schwester Anna-Maria als Geschäftsführer, sorgten für ein unterhaltsames Programm. Vater Christian Fahrenschon hatte 2014 das Fest übernommen, 2023 traten Sohn und Tochter endgültig in seine Fußstapfen. Nach dem Volksfest ist vor dem Volksfest – und so trafen sich schon vergangenen Sommer Gemeinde und Wirtefamilie zu neuen Gesprächen. Dabei überraschten die Fahrenschons mit einer bitteren Nachricht: Das Volksfest 2024 sei das letzte gewesen in Gmund.

„Die Fahrenschons hatten uns eigentlich versprochen, bei der Suche nach neuen Betreibern behilflich zu sein“, sagt Rathauschef Besel. Doch zum Erfolg habe dies bisher nicht geführt. „Wir sind natürlich auch auf der Suche und haben schon mit einigen Festwirten gesprochen“, berichtet auch Kämmerer Georg Dorn, der mit diesem Thema betraut ist. Er habe immer die gleiche Antwort bekommen: Das Gmunder Volksfest sei in seiner Art und zu seinen Konditionen uninteressant.

Volksfest in Gmund fällt heuer aus: Bisheriger Wirt hat schon gekündigt

Während die meisten Volksfeste nämlich über eine Woche dauern und sich der Mega-Aufwand damit lohnt, hatte sich in Gmund zuletzt die Fünf-Tage-Wiesn eingespielt. Das war seit 2017 so – mit Ausnahme der Coronajahre 2020 und 2021. Da gab‘s Hendl, Steckerlfisch & Co. nur zum Mitnehmen nach dem Motto: Volksfest dahoam. Ab 2022 lief alles wieder rund, sogar buchstäblich mit einem Riesen-Rad am Seeglas-Parkplatz und einem Riesen-Ansturm der Besucher, der sogar dafür sorgte, dass die Hendl ausgingen. 2023 rentierte sich der Aufbau des Festzeltes gleich doppelt, denn nach dem Volksfest feierten die Gmunder Gebirgsschützen dort ihren Patronatstag und stießen auf das 400-jährige Bestehen der Kompanie an.

Erschwerend kommen in Gmund die Öffnungszeiten hinzu: Mit ein bis zwei Ausnahmen darf nur bis 22.30 Uhr Musik erklingen. Anwohner des Volksfestplatzes haben das durchgesetzt.

Hat sich endgültig vom Gmunder Volksfest verabschiedet: die Wirtefamilie Fahrenschon (hier ein Archivbild) mit (v.l.) Sohn Maximilian, Tochter Anna-Maria sowie Christian und Claudia Fahrenschon.
Hat sich endgültig vom Gmunder Volksfest verabschiedet: die Wirtefamilie Fahrenschon mit (v.l.) Sohn Maximilian, Tochter Anna-Maria sowie Christian und Claudia Fahrenschon. © THOMAS PLETTENBERG

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Die Fahrenschons machen also Schluss mit Gmund – und auch mit dem Festzeltbetrieb. „Wir haben entschieden, unseren Betrieb komplett umzustellen“, sagt der 30-jährige Geschäftsführer. Die Firma habe ihr Festzelt bereits verkauft und werde künftig nurmehr mit ihrem Riesenrad, dem Kettenkarussell und dem Wießbier-Karussell auf Festen vertreten sein. Allen voran auf dem Münchner Oktoberfest. Mit sechs Festangestellten und einigen Aushilfen könne man den Betrieb gut stemmen.

„Volksfeste wie in Gmund komplett zu betreiben, ist aufgrund der behördlichen Auflagen, der Anforderungen an Sicherheitskonzepte und der immensen Bürokratie nicht mehr möglich“, so Maximilian Fahrenschon. „Von acht Volksfesten waren zudem vier nicht mehr rentabel, auch wenn Gmund noch eines der besseren Feste war“, so der Unternehmer, der feststellen musste, dass die Besucherzahlen insgesamt zwar gestiegen seien, die Leute aber mehr aufs Geld schauen. „Sie trinken eine Maß statt zwei“, weiß der Wirt. „Und das merkst du am Ende halt.“

Ist das Gmunder Volksfest damit ganz Geschichte? „Es wird verdammt schwer“, muss Georg Dorn einräumen. Bürgermeister Besel sieht es ein wenig optimistischer: „Ja, es ist eine Herausforderung, einen Festwirt zu finden. Doch aufgeben wollen wir auch nicht. Also werden wir alles versuchen, um die Tradition fortzuführen, möglichst 2026.“

Volksfest in Gmund fällt aus – dafür gibt eine 950-Jahr-Feier

Und es gibt ja eine Alternative heuer in Gmund: die 950-Jahr-Feier. Neben einem Festwochenende von 30. Mai bis 1. Juni auf Gut Kaltenbrunn hat die Bevölkerung übers Jahr verteilt mit zahlreichen Veranstaltungen viel Gelegenheit zum Feiern.

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