Saurüsselalm: Ist ein Kompromiss möglich?

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Tegernsee
  4. Bad Wiessee

Kommentare

Derzeit im Winterschlaf: Wann die Saurüsselalm wieder öffnet, ist weiter offen. Aktuell liegt ein neuer Kompromissvorschlag von Landrat Olaf von Löwis auf dem Tisch. © THOMAS PLETTENBERG

Seit 20. Dezember sind die Lichter aus in der Saurüsselalm. Wie geht‘s nun weiter, nachdem die Alm nach einem Prozess vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof in München vor einem Neuanfang steht? Landrat Olaf von Löwis hat einen Kompromissvorschlag auf den Tisch gelegt. Es gibt eine erste Reaktion darauf.

Bad Wiessee - Es herrscht idyllische Winterruhe auf der Lichtung über dem Söllbachtal, dort, wo die Saurüsselalm steht und wo bis zum 20. Dezember das Gastro-Paar Tanja und Martin Frühauf mit seinem Team drei Jahre lang für Rummel gesorgt hat. Rummel, gegen den der Verein zum Schutz der Bergwelt (VzSB), unterstützt von der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal (SGT), geklagt hat. Es ging dabei um die Rechtmäßigkeit der Gastronomie im Außenbereich grundsätzlich, inklusive der Genehmigung von 15 Sonderveranstaltungen pro Jahr ohne zeitliche Beschränkung und Kleinbus-Shuttleservice sowie wöchentliche Hüttenabende bis 24 Uhr. Nach einem ersten Verfahren hob das Verwaltungsgericht München die Genehmigung für die Sonderveranstaltungen auf, wies die Klage des Vereins ansonsten ab. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof in München ließ wegen ernster Zweifel an der Richtigkeit dieses Urteils die Berufung zu. Dabei hatte sich der Verein ein Grundsatzurteil erhofft – doch es kam nicht dazu: Alm-Inhaber Franz Haslberger hatte seinen Bauantrag im Verlauf der Verhandlung ganz einfach zurückgezogen. Dass der Almbetrieb unvermindert weiterlief, sorgte für Empörung, schließlich war die Alm ab da rechtlich ein Schwarzbau.

Dass die Alm nach dem Weggang der Frühaufs vorübergehend zu ist, verschafft allen Beteiligten Luft. Jetzt wurde bekannt, dass Landrat Olaf von Löwis den Streitparteien einen konkreten Kompromissvorschlag vorgelegt hat. Er will vermitteln, zum wiederholten Mal, denn bereits vor dem zweiten Gerichtstermin hatte er zu Gesprächen ins Landratsamt geladen, um eine außergerichtliche Einigung herbeizuführen. Zuletzt auch im November, nach dem zweiten Urteil. Am Tisch saßen neben dem Landrat auch Alm-Eigentümer Haslberger und sein Rechtsbeistand, Vertreter vom Verein zum Schutz der Bergwelt und der SGT, Bad Wiessees Bürgermeister Robert Kühn sowie weitere Vertreter von Kreisbehörde und Gemeinde. Größter Streitpunkt waren die Sonderveranstaltungen und Hüttenabende mit ihren langen Öffnungszeiten.

Neuer Kompromissvorschlag zum Saurüsselalm-Streit: Landratsamt wartet auf weitere Reaktionen

Was den Inhalt des neuesten Kompromissvorschlags betrifft, so hält sich das Landratsamt bedeckt. Eine Sprecherin bestätigt auf Nachfrage lediglich, dass Löwis darin „einen ausgleichenden Mittelweg zwischen den Positionen von Bauherr und Verein“ vorgeschlagen habe. Da die Kreisbehörde dazu noch nicht von allen Beteiligten Rückmeldung erhalten habe, könne man sich im Detail noch nicht dazu äußern.

Auch der Verein zum Schutz der Bergwelt möchte nichts zu den Vorschlägen sagen. Vize-Vorsitzender Lorenz Sanktjohanser verweist auf die vergangenen Feiertage und bittet um Geduld. Es sei beabsichtigt, so Sanktjohanser, sich in nächster Zeit damit zu befassen.

Streit um Saurüsselalm in Bad Wiessee: Haslberger zu „friedlichen Lösung“ bereit

Ausführlich äußert sich bereits ein Haslberger-Sprecher, wenngleich dieser zum konkreten Inhalt des Vorschlags nichts sagen möchte. Alle Parteien hätten sich darauf geeinigt, dass diese Aufgabe ausschließlich dem Landrat zukomme. Dass es um Öffnungszeiten geht, daran gibt es keinen Zweifel: „Die vorgeschlagenen Restriktionen sind für den weiteren Betrieb schmerzlich“, heißt es in einer schriftlichen Antwort auf Fragen unserer Zeitung. „Sie gehen an die Grenze dessen, was wirtschaftlich für einen Hüttenwirt darstellbar ist“, so der Sprecher. Verbote von Öffnungszeiten nach 22 Uhr seien schwierig. Man hätte lieber ein paar Einschränkungen weniger gehabt, er räumt aber ein: „Ein Kompromiss ist kein Wunschkonzert. Er fordert von beiden Seiten empfindliche Zugeständnisse.“ Und weiter: „Damit wir nun aber endlich zu einer friedlichen gemeinsamen Lösung kommen können und die Hütte bald wieder für die Allgemeinheit zur Verfügung steht, wären wir nichtsdestotrotz bereit, den Kompromiss zu akzeptieren.“ Weitere betriebliche Restriktionen seien aber nicht möglich, stellt der Sprecher klar.

Wann Franz Haslberger einen neuen Bauantrag mit allen Details zur Nutzung bei der Gemeinde einreichen wird, hängt laut Sprecher auch davon ab, ob mit dem Verein „ein vernünftiger Kompromiss“ gefunden werden könne. Darauf hofft nun auch Bürgermeister Robert Kühn: „Es ist uns daran gelegen, dass es zu einer ordentlichen Lösung kommt“, betont der Rathauschef, der bekanntlich hinter der Saurüsselalm steht. Eine Lösung, die auch die Gemeinde am Ende als „verlässlichen Partner“ erscheinen lasse.

Warten auf Eröffnung der neuen „Klause“

Obwohl also noch offen ist, wie der Vermittlungsversuch ausgeht und ob der Streit nicht doch erneut in eine gerichtliche Auseinandersetzung führt, ist Haslberger bereits auf der Suche nach „ausgewählten Gastronomen“ für den Betrieb der Alm. Erste Gespräche seien vielversprechend gelaufen, so der Sprecher. Weil Haslberger bekanntlich auch mit der Söllbachklause (künftig „Die Klause“) in den Startlöchern steht, würden verschiedene Modelle hinsichtlich des Konzepts („eine gastronomische Nutzung mit Regionalität, bayerischer Tradition und Gastfreundschaft bei einer qualitativ hochwertigen Versorgung“) diskutiert. Einen Eröffnungstermin nennt der Sprecher nicht, vielmehr arbeite man mit viel Energie an „konstruktiven, nachhaltigen Lösungen“.

Das Team der Frühauf-Gastronomie ist außen vor – wenngleich es im Söllbachtal weiter vertreten ist: für Events des Unternehmers Franz Haslberger in dessen Bauer in der Au.

Auch interessant

Kommentare