Unbekannte verunzierten Quirin Roths Thomas-Mann-Skulptur an der Gmunder Seeufereinlage. Die Gemeine hat Anzeige erstattet. Die Fälle von Vandalismus in der Kommune nehmen zu, sagt der Bürgermeister.
Gmund – Das Thomas Mann Denkmal an der Gmunder Seeufereinlage ist eine schöne Erinnerung an den berühmten Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger – und ein beliebtes Fotomotiv. Wohl am Wochenende wurde es mit hellblauer Farbe besprüht.
Gemeinde erstattet Anzeige gegen Unbekannt
Eine Spaziergängerin hatte die Schmiererei an der lebensgroßen Bronze am Montag entdeckt und der Gemeinde Gmund gemeldet. In der Körpermitte der Figur hinterließ ein oder mehrere Unbekannte eine Art Blume. Blaue Farbe befindet sich auch am Bein und ein bisschen im Gesicht der Dichtergröße. Die Bronze von Thomas Manns Hund Bauschan blieb unversehrt.
„Wir werden Anzeige gegen Unbekannt erstatten“, sagt Gmunds Bürgermeister Alfons Besel (FWG) auf Anfrage. Der Rathauschef ist ebenso verärgert wie enttäuscht, dass Vandalen Gmunds meistfotografiertes Kunstwerk verschandelt haben. Vermutlich ist das in der Nacht von Samstag auf Sonntag geschehen. Besel glaubt nicht, dass es sich um eine politisch motivierte Tat irgendwelcher Klimaaktivisten oder gar LGBTQ-Gegner handelt. Bekanntlich hatte der Autor der „Buddenbrooks“, „Tonio Kröger“, „Der Tod in Venedig“ und „Der Zauberberg“ homoerotische Neigungen und war bisexuell.
Vandalismus in Gmund nimmt zu
„Wir nehmen leider wieder eine verstärkte Zunahme von Vandalismus wahr. Da reagiert wohl jemand sein Mütchen ab“, sagt Besel und berichtet, dass auch zwei der neuen Gmunder Ratschbankerl demoliert wurden: eine sei verkokelt, die andere in der Mangfall versenkt worden. Bereits 2023 musste die Gemeinde die Erfahrung machen, dass ein Kunstwerk attackiert wurde – damals eines des Waakirchner Künstlers Otto Wesendonck im Rahmen der Kunstausstellung Gmundart.
Diesmal hat es das beliebte Thomas-Mann-Denkmal des Gmunder Künstlers Quirin Roth (1943 bis 2020) getroffen. Roth ist für seine besonders lebensechte Kunst bekannt. 2001 hatte er das Kunstwerk in Zusammenarbeit mit dem Gmunder Historiker und Thomas-Mann-Experten Karl Smikalla (1926 bis 2012) erschaffen, der dazu das Begleitbuch „Thomas Manns heimliche Liebe zum Tegernsee oder die Entstehung des Denkmals“ veröffentlichte. Die damals feierlich eingeweihte, zweiteilige Bronze sollte an die vielen Aufenthalte der Familie Mann im Tegernseer Tal und den Sommer 1918 erinnern, den die Manns im Defreggerhaus am Ringsee verbrachten. Damals hatte Thomas Mann dort die Erzählung „Herr und Hund: Ein Idyll“, die als das einfühlsamste und humorvollste literarische Zeugnis über Haushunde gilt, beendet.
Bürgermeister schließt Überwachungskameras aus
Das Denkmal von Mann und seinem Hund Bauschan ist ein wesentlicher Teil der Gmunder Kultur-Geschichte; die innige Beziehung zwischen Herr und Hund beim Stöckchenwerfen, die das Ensemble zeigt, rührt viele Besucher. Viele Spaziergänger haben es sich zur Gewohnheit gemacht, Hund Bauschan an den Ohren zu streicheln. Das soll Glück bringen. Für die Inspiration streichen nicht wenige Kreative ebenso regelmäßig Thomas Mann über die charakteristische Warze unter dem linken Auge. Und das Berühren der Hermes-Münze am Gehstock des Literaturnobelpreisträgers soll Geldsegen bringen. Deshalb sind alle drei Stellen im Laufe der Jahre blankpoliert.
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„Wir werden das Thomas Mann Denkmal schnellstens reinigen“, verspricht Bürgermeister Alfons Besel. Der Bauhof habe mittlerweile etliche Reinigungsflüssigkeiten bevorratet. Vorher werde man aber die Tochter von Quirin Roth, die Künstlerin und Nachfolgerin Veronika Hagnroth, zu Rate ziehen. Eine Installation von Sicherheitskameras für die Kunstwerke im öffentlichen Raum, wie es sie am Pavillon in der Seeuferanlage gibt, kann sich Besel indes nicht vorstellen. „Wo soll man da anfangen?“, fragt Besel. Die Gemeinde Gmund habe schließlich mehrere Kunstwerke, auch von Quirin Roth im Gemeindebereich stehen, etwa die „Diana, Göttin der Jagd“, die erst vor wenigen Monaten gegenüber dem Jagerhaus aufgestellt wurde.
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