Vor 120 Parteimitgliedern brachten sich Spitzenkandidat Anton Hofreiter und Listenkandidat Karl Bär beim Neujahrstreffen der Landkreis-Grünen im Gmunder Gasthof Maximilian für die Bundestagswahl in Stellung. Unter Applaus mobilisierten sie die Parteifreunde, sich aktiv einzusetzen.
Gmund – Der umjubelten Aufforderung von Anton Hofreiter „Wer hat Bock, den Wahlkampf zu rocken?“ gingen am Freitagabend im Gasthaus Maximilian zwei emotionale und inhaltlich miteinander verzahnte Reden voraus. Beflügelt wurden Karl Bär und Hofreiter von Minute eins an, als Georg Kammholz, Grünen-Sprecher im Landkreis, die Zahl der Neuzugänge des 312 Mitglieder zählenden Kreisbands verkündete: 79 neue Mitglieder im Jahr 2024.
Die, die gekommen waren, wurden mit stürmischem Applaus willkommen geheißen. Insbesondere ihnen sollte die Moderatorin des Abends, Stephanie Eikerling, die beiden Gastredner und ihre Berufs- und Parteilaufbahnen bis zum Bundestag vorstellen. Anwesend waren auch der Landtagsabgeordnete Benjamin Adjei, Kreisrätin und Landrat-Stellvertreterin Ulrike Küster und die Vize-Bürgermeisterin von Miesbach, Astrid Güldner.
Fokus auf Umweltthemen
Pragmatisch stellte Bär sich und Hofreiter als „richtige Ökos“ vor. Damit machte der Holzkirchner klar, was ihm wichtig ist. „Bei allen Krisen: Umweltthemen dürfen und werden nicht hinten runterfallen, weil sie Realität sind“, befand Bär und verwies ganz aktuell auf die Brände in Kalifornien und die Havarie des Öltankers „Eventin“ in der Ostsee.
Erdölimport sei gefährlich, so Bär. Zudem wolle er, dass das Geld in Deutschland gehalten werde und zum Beispiel bei der Geothermie in Holzkirchen und den Windrädern in Otterfing ankomme. Bär pries Elektroautos und das 49- beziehungsweise 58-Euro-Ticket: „Wir haben viel geschafft in den letzten Jahren. Da kommt noch mehr, wenn wir es uns nicht kaputt machen lassen“, versprach der 39-Jährige.
„Diesen Planeten retten“
Mit Blick auf den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Brandenburg und den drohenden Exportstopp für Deutschland warnte er vor einer Krise der Landwirtschaft und im Tierschutz. „Aber wir kümmern uns darum. Wir kümmern uns um alles, was da kommen möchte“, versprach er. Im Wahlkampf sollten Menschen angesprochen werden, die Qualität und nicht nur immer höher, schneller, weiter wollen. Hier sieht Bär großes Potenzial für die Grünen. Auf der anderen Seite mahnte er seine Parteikollegen, Politik auf sinnvolle Art zu gestalten und nicht aus Prinzip alles, was sich verändere, für gut zu befinden. Nach einem kurzen Jahresrückblick forderte Bär: „Wir müssen schauen, dass wir den Planeten für die kommenden Generationen erhalten.“
Hofreiter wirft Regierung Naivität vor
Auch Hofreiter zeigte He㈠rausforderungen auf. Er definierte vier Probleme, die „auf Augenhöhe“ angegangen werden müssten. Zum Ersten sei das die Rettung der Lebensgrundlagen durch Klima- und Artenschutz. Zweitens: Frieden in Europa schaffen und den Ukraine-Krieg beenden. Gerade von seiner fünften Reise in die Ukraine zurückgekehrt, wurde der Vorsitzende des Ausschusses für die Angelegenheiten der Europäischen Union hier sehr ernst: „Die Menschen wünschen sich nichts mehr als endlich Frieden.“
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Punkt drei seiner Liste war das Gedeihen der Industrie. Es gehe darum, das gute Leben zu verteidigen und zu erhalten. Die frühere Regierung sei von einer „erschütternden Naivität gewesen“. Mit Verweis auf das konkurrierende China forderte der frühere Fraktionsvorsitzende im Bundestag Investitionen in moderne Technologien: KI, Windkraft, Photovoltaik, Wasserstoff, E-Autos, Verkehrssysteme und Glasfaser.
Viel Applaus für die Kandidaten
„Schluss mit Technik-Nostalgie und Schluss damit, aus Deutschland ein Technikmuseum zu machen“, forderte er, um schließlich zu viertens, der Verteidigung der Demokratie, überzugehen. Diese werde von innen und außen angegriffen. Zur AfD: „Die Feinde sitzen schon im Deutschen Bundestag.“ Deshalb müsse man dafür sorgen, dass Polizei und Justiz ausreichend Kapazitäten haben, um Gesetzesverstöße zu ahnden. Und dafür, dass ausländische Mächte nicht weiter Propaganda in Deutschland betrieben.
Angesichts Zehntausender neuer Grünen-Mitglieder, so Hofreiter, sei er optimistisch – auch wenn es nicht die allerwahrscheinlichste Variante sei –, dass die Grünen den Kanzler stellen. Doch Robert Habeck habe gezeigt, dass er Krisen bewältigen könne. „Dieses Land hat es verdient, dass wir Lösungen anpacken“, rief der 54-Jährige. Dafür gab es Jubel und stehende Ovationen.