Thermalwasser wird optimal genutzt: Geothermie Holzkirchen als „Goldenes Kraftwerk“ ausgezeichnet

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Anerkennung der Branche: Geothermie-Betriebsleiter Bastian Bremerich (l.) und Stefan Hafner, Kaufmännischer Geschäftsführer der Gemeindewerke Holzkirchen, freuen sich über den Preis „Goldenes Kraftwerk“, der die besonders gute Effizienz der Tiefengeothermie-Anlage win der Alten Au würdigt. © Steffen Gerber

Die Energie aus der Tiefe wird in der Alten Au förmlich ausgewrungen. 151 Grad heiß ist das Wasser, das die Geothermie GmbH an die Oberfläche holt. 118,5 Grad davon werden verstromt oder ins Fernwärmenetz eingespeist. Diese Effizienz beeindruckt die Branche: Die Geothermie Holzkirchen bekam dafür den Preis „Goldenes Kraftwerk“ verliehen. Und es gibt noch eine gute Nachricht aus der Alten Au.

Holzkirchen – In Bayern laufen aktuell 24 Geothermie-Anlagen. Alljährlich kommen alle Betreiber zu einem Austausch zusammen, dem Praxisforum Geothermie Bayern, das von der PR-Agentur Enerchange veranstaltet wird. Heuer traf man sich in Pullach. Höhepunkt waren auch diesmal die Auszeichnungen für besonders effiziente Anlagen.

Zu den Preisträgern zählt in diesem Jahr auch die Geothermie Holzkirchen, eine Tochter der Gemeindewerke und damit ein kommunales Unternehmen. Die Auszeichnung „Goldenes Kraftwerk“ würdigt die stabile Verfügbarkeit der Thermalwasser-Energie und vor allem den Wirkungsgrad. Technik und Team schaffen es, 118 Grad Wassertemperatur „abzuzapfen“ und damit nutzbar zu machen. Das Wasser hat nur noch knapp 37 Grad, wenn es zurück in die Tiefe rauscht – die niedrigste Injektionstemperatur aller bayerischen Anlagen. „Die Betreiber haben sich mit diesem Kraftwerk wirklich hochgearbeitet“, betonte Laudator Wolfgang Geisinger, Geschäftsführer der Geothermie Unterhaching, „die Holzkirchner nutzen ihre Ressource optimal, sie bekommen den Preis absolut zu Recht.“

Das Schulterklopfen der Branche ist willkommene Labsal für die Verantwortlichen der Gemeindewerke und des Technischen Leiters Bastian Bremerich (36), der mit zwei Kollegen die Anlage in der Alten Au steuert: „Das ist eine große Anerkennung für unser Kraftwerk und unser Team.“ Unglücklich sei man jüngst gewesen, ergänzt der Kaufmännische Gemeindewerke-Geschäftsführer Stefan Hafner, als im Zuge der Bilanzberichterstattung im Gemeinderat überwiegend von einem „Sorgenkind Geothermie“ die Rede gewesen sei. „Wir sprechen hier von einem Mammut-Projekt, in das 60 Millionen Euro investiert wurden und das auf Langfristigkeit ausgelegt ist“, betont Hafner. Technisch habe man ein Niveau erreicht, das in der Branche als Vorbild diene.

Getrübt werden die Bilanzen jedoch von der Anfälligkeit der Tauchkreiselpumpen, die das Thermalwasser an die Oberfläche ziehen. Sechsmal seit 2018 gaben die Pumpen den Geist auf, zuletzt Ende März 2023. „Mit Ein- und Ausbau kostet uns das jedes Mal eine Million Euro“, sagt Hafner. Es ist kein spezifisches Holzkirchner Problem, die Pumpen gelten überall als Achillesferse der Geothermie-Technik. Trotzdem schlägt ein einziger Defekt in der Bilanz schmerzhaft durch.

Immerhin, es gibt Anlass zu vorsichtigem Optimismus. Seit 20 Monaten läuft die Anlage defektfrei. Heuer im Sommer wurde die Pumpe während der ohnehin nötigen Wartungspause gezogen. „Sie hat voll funktioniert“, betont Bremerich, „wir haben sie zerlegt, um zu sehen, wie sie beinander ist.“ Mittlerweile arbeitet eine neue Pumpe, die gewartete Pumpe liegt als Reserve bereit. Hafner wünscht sich, dass die Politik 500 000 Euro für ein Forschungsobjekt in Holzkirchen zur besseren Stabilität von Geothermie-Pumpen bereitstellt. „Die TU München würde das gerne übernehmen.“ Gefördert werde aktuell aber nur die Geothermie-Fündigkeit, nicht der Betrieb der Anlagen.

Der Energieertrag kann sich sehen lassen. Im Vorjahr wurden 22 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom erzeugt, dazu 12,5 Millionen kWh Wärme. Das Kraftwerk läuft seit 2019, seit 2018 wird Fernwärme eingespeist. Minutengenau steuern Bremerich und sein Team, ob die Energie verstromt wird oder für die Fernwärme ausgekoppelt wird.

Mittel- und langfristig liegt das Hauptaugenmerk der Gemeindewerke auf einer klimaneutralen Fernwärme-Quelle, zumal die lukrative EEG-Stromvergütung nach 20 Jahren ausläuft. „Die Transformation unseres Fernwärmenetzes ist eine Riesenaufgabe“, betont Hafner. Zwei Millionen Euro investierten die Gemeindewerke 2023 in den Netzausbau und stärkere Hauptleitungen. 23 neue Abnehmer wurden angeschlossen. „Wir investieren, was geht“, sagt Hafner.

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