Bär wohl auch künftig „Euer Abgeordneter vom Alpenrand“
Der Holzkirchner Karl Bär hat es auf Platz sechs der Grünen-Landesliste für die Bundestagswahl geschafft. Nach derzeitigem Stand reicht das für den Wiedereinzug ins nächste Parlament.
Sieht man sich die aktuellen Umfragewerte an, wird der Kreis Miesbach wohl abermals mit zwei Abgeordneten im Bundestag vertreten sein. Am Wochenende haben die Grünen Bayern ihre Landesliste aufgestellt. Und der Holzkirchner Karl Bär hat den aussichtsreichen Platz sechs erobert. Während es auf den Rängen vor ihm jeweils keine Gegenkandidaten gab, musste sich der 39-Jährige einer Gegenkandidatin stellen. Dies war Verena Machnik aus dem Kreisverband Starnberg. Sieben Minuten hatte Bär Zeit, sich um die Stimmen der Delegierten zu bemühen. Er tat dies mit ähnlichen Worten wie bei der Nominierung im Kreisverband, erinnerte an seine zweite Rede im Bundestag, die er, „Euer Abgeordneter vom Alpenrand“, just über Küstenfischerei in der Ostsee hielt. „Ohne Fische keine Fischerei“, habe er damals konstatiert, während sich die Vertreter anderer Fraktionen in bürokratischem Kleinklein verloren hätten. „Es braucht uns Grüne, um die Wirklichkeit auf die Tagesordnung zu setzen“, sagte Bär im fränkischen Hirschaid.
„Es geht kein Weg vorbei an der ökologischen Agrarwende“
Seine zwischenzeitlich erkennbare Nervosität gestand Bär hernach ein. „Ich war schon aufgeregt“, sagt er gegenüber unserer Zeitung. Aber: Seit seinen ersten Kandidaturen hat der Holzkirchner merklich an Format gewonnen, gibt sich leutseliger, gleichzeitig inhaltlich pointierter und rhetorisch gewandter. „Es geht kein Weg vorbei an der ökologischen Agrarwende“, nannte Bär einen seiner Schwerpunkte. Und wie schon vor den Kreis-Delegierten zählte er stichpunktartig auf, was er als Erfolge der Ampel sieht – etwa Deutschlandticket, Mindestlohn, Chancenaufenthaltsrecht und Milliarden für den Klimaschutz. „Eins noch: Es läuft kein einziges Atomkraftwerk mehr in Deutschland. Darauf bin ich stolz.“
Ausgeschert bei CETA und Bezahlkarte für Flüchtlinge
Wohl mehr als mit den Minuten bei der Delegiertenversammlung hatte Bär seine Parteifreunde mit seiner Arbeit in den vergangenen drei Jahren für sich gewonnen. Meint er auch selbst. Nicht umsonst habe er breite Unterstützung des Bezirksverbands Oberbayern, dem stärksten im Freistaat, erfahren. Und dann war da ja noch das Thema Pestizide in Südtirol. „Ihr wisst: Ich geh‘ Ärger nicht aus dem Weg.“ In den vergangenen Jahren ist er etwa beim CETA-Abkommen und der Bezahlkarte für Flüchtlinge vom Regierungskurs abgewichen.
Holzkrichner setzt sich in Kampfabstimmung um Platz sechs durch
Die Stichwahl gegen Machnik gewann Bär dann mit 68,3 Prozent. Mit Blick auf die Unterschriftensammlung zum Volksbegehren „Rettet die Bienen“ sagte er: „Wenn irgendeiner einen Winterwahlkampf gewinnen kann, dann sind‘s bayerische Ökos.“
Mit Platz sechs auf der bayerischen Grünen-Liste entkommt Bär voraussichtlich der Ironie des Schicksals, dass er mit seinem Votum für das neue Wahlrecht sein eigenes Mandat abschafft. Die Grünen gehen grob davon aus, dass in etwa pro Prozentpunkt ein Abgeordneter nach Berlin geht. Neben einem entsprechenden Gesamtergebnis, das über die Verteilung der Sitze im Bundestag entscheidet, dürfen aber die bayerischen Grünen gegenüber den anderen Ländern nicht zu krass abfallen. Denn dieses Ergebnis entscheidet darüber, wie die Grünen-Fraktion besetzt wird.
Und Radwan? Hatte bayernweit das achtbeste Erststimmen-Ergebnis
Beim anderen amtierenden Bundestagsabgeordneten aus dem Wahlkreis, Alexander Radwan (CSU) aus Rottach-Egern, führt der Weg aller Voraussicht nach über das Direktmandat nach Berlin. Zwar sieht das neue Wahlrecht vor, dass auch Erststimmen-Kandidaten der Einzug in den Bundestag versperrt bleiben kann. Dies trifft dann aber CSU-Kandidaten, die ihren Wahlkreis mit einem recht geringen Stimmenanteil gewinnen. Vor drei Jahren war Radwan Achtbester bei 46 bayerischen Wahlkreisen.
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Klar: Bis am 23. Februar Ergebnisse vorliegen, ist es für alle Kandidaten noch ein weiter Weg. Das weiß auch Karl Bär: „Da muss man mit der entsprechenden Demut reingehen.“