Nicht nur, weil sie Namen haben, sind die Storchenkinder auf der Kirche St. Johann in Peißenberg etwas Besonderes. „Fritzi“ und „Lotti“ stehen, nachdem in den Vorjahren die Brutversuche von Störchen auf der Kirche gescheitert waren, auch unter besonderer Beobachtung der Wildtierrettung Pfaffenwinkel.
Peißenberg – Der Verein liefert von den Störchen in Peißenberg beeindruckende Drohnenaufnahmen. „Unsere Drohnen im Verein, welche für die Jungwildrettung angeschafft wurden, sind mit einer herausragenden Optik ausgerüstet“, erklärt Andreas Wachlinger von der Wildtierrettung Pfaffenwinkel. „So können wir in einem größeren Abstand zum Horst Bild- und/oder Videoaufnahmen machen, ohne die Vögel zu stören. Die an den Drohnen verbauten Infrarotkameras erlauben ebenfalls, über die Wärmesignatur zu schauen, ob die Jungvögel noch am Leben sind.“ Der Einsatz der Infrarotkamera sei aber bei Fritzi und Lotti noch nie nötig gewesen.
Wie Lotti und Fritzi zu ihren Namen kamen
Und wie kamen die zwei Jungstörche nun zu ihren Namen? „Als wir das erste Mal die beiden Storchenkinder mit der Kamera entdecken konnten, haben wir das Video auf Facebook unter ,Du kommst aus Peißenberg, wenn ....‘ gepostet“, so Wachlinger. „Die Freude war in der Community sehr groß.“ Die Wildtierrettung fühlte sich animiert, in der Gruppe eine Umfrage zu starten, um den beiden kleinen Störchen einen Namen zu geben. Beim Voting machte mit 53 Prozent der Stimmen die Kombination „Lotti & Fritzi“, ein Vorschlag der Familie Lehner aus Peißenberg, klar das Rennen – vor „Fortuna & Salus“ mit zehn Prozent.
Die Wildtierrettung Pfaffenwinkel hat sich des Nests in Peißenberg und der Storchenfamilie angenommen, nachdem sich in den vergangenen Jahren die Hoffnung auf flügge werdende Junge auf der Kirche St. Johann immer zerschlagen hatte. 2022 baute ein Storchenmann – er war laut seiner Beringung in Polen geboren worden – zwar ein Nest, hatte aber noch keine Partnerin und sein Horst hatte auch keinen Bestand. Ein Jahr später fand derselbe Storch zwar eine Frau, doch stürzte das neu gebaute Nest mit drei Jungen in einem Sturm vom Kirchturm – die Storchenkinder starben. Und im Vorjahr gingen die Jungstörche von St. Johann – der Horst befindet sich seit 2024 auf dem Westgiebel des Gotteshauses – aufgrund starker Regenfälle ein. „Hier in Peißenberg hatte sich Verzweiflung breit gemacht, da sich alle über die Neuansiedlung gefreut haben und alles immer so ein tragisches Ende genommen hat“, so Wachlingers Beobachtung.
Auch 2024 nistete der polnische Storch noch in Peißenberg, heuer aber handelt es sich beim Brutpaar um zwei unberingte Tiere, wie Wolfgang Bechtel vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) festgestellt hat. Es muss also einen Wechsel am Standort gegeben haben.
Wildtierrettung auch künftig engagiert
Seitdem die Wildtierrettung den Horst – wie berichtet – mithilfe einer Arbeitsbühne gereinigt und ein wenig wasserdurchlässiger gemacht hat, macht sie vom Nest im Abstand von je ein bis zwei Wochen Aufnahmen per Drohne, um nach dem Rechten zu schauen. Auch in Zukunft will sich der Verein um den Horst kümmern. „Das haben wir unserem Pfarrer Fetsch versprochen“, berichtet Wachlinger.
Georg Fetsch liegen die Störche auf der Kirche St. Johann sehr am Herzen. Er fuhr im März sogar im Korb der Arbeitsbühne mit zum Nest hinauf – und freut sich wohl wie viele andere Menschen sehr, wenn in Peißenberg in diesem Jahr Jungstörche flügge werden.